Datenanalyse in Eigenregie
Vor der Einführung der Scoring-Lösung war die Risikobeurteilung der Betriebe mühsam und aufwändig: Die Fachabteilung benötigte für die Auswertung der Antragsdaten intensive Unterstützung der IT-Abteilung. Zudem ließen sich neue Vorgaben der EU nur schwer in das bestehende System integrieren, so dass große Kosten entstanden. Das neue System dagegen versetzt die Fachabteilungen in die Lage, die Daten selbsttätig aufzubereiten und zu analysieren ? ein beträchtlicher Effizienzgewinn. Die Ergebnisse der Wahrscheinlichkeitsrechnung sind sofort verfügbar, so dass der Kontrollprozess verkürzt wird. Der größte Vorteil der Lösung liegt jedoch darin, dass der Missbrauch von Subventionen leichter entdeckt werden kann: So konnte die AMA die Zahl der aufgedeckten Fälle mehr als verdoppeln; bei einigen Marktordnungen konnten die Experten mit der Analyselösung die Quote sogar verdreifachen.
Drei Abteilungen ? Kontrolle Flächenprämien, Kontrolle Tierprämien und Tierkennzeichnung sowie Kontrolle Milchquoten ? nutzen derzeit die analytische Software, um die Risiken besser beurteilen zu können. Wie die Auswahl der landwirtschaftlichen Betriebe in der Praxis abläuft, erläutert Monika Böhm, Projektleiterin in der Abteilung, die bei der AMA die Flächenprämien kontrolliert: »Jeder Landwirt muss einmal im Jahr seinen Mehrfachantrag Flächen abgeben, in dem er mitteilt, an welchen Maßnahmen er teilnehmen möchte, welche Flächen er mit welchen Kulturen bewirtschaften will und so weiter. Diese Daten werden erfasst und gemeinsam mit weiteren Daten für die Analyse zur Verfügung gestellt.« In der SAS-Anwendung werden dann mit verschiedenen Data-Mining-Instrumenten wie Entscheidungsbäumen, neuronalen Netzen oder Regressionsanalysen Wahrscheinlichkeitswerte für jeden Betrieb ermittelt. Nach demselben Prinzip verläuft die Auswahl bei Tierprämien und bei den Milchquoten. Ein Scoring-Modell erfasst genau, inwieweit sich die Betriebe mit ihren Angaben von Durchschnitts- und Erfahrungswerten entfernen und gibt damit Auskunft darüber, wie groß das Risiko ist, dass ein Landwirt mit falschen Angaben unrechtmäßig Prämien einstreichen will. Erfahrung und Fachwissen gefragt
Mit dem Scoring-Modell und den neuen Instrumenten zur Datenanalyse sind die Mitarbeiter der AMA in der Lage, den Auswahlprozess schneller und wirkungsvoller zu gestalten. Dabei nutzen die Experten der öffentlich-rechtlichen Einrichtung Agrarmarkt Austria natürlich auch ihr umfangreiches Fachwissen: Langjährige Erfahrungen in der Agrarbranche sind eine Voraussetzung, um Faktoren wie die Anzahl der beantragten Tiere oder Flächen, die Höhe des möglichen Auszahlungsbetrags oder Abweichungen von den Werten aus dem Vorjahr richtig einschätzen und im Scoring-Modell angemessen abbilden zu können.