Komplexe Sites im Schlussverkauf
WCM-Systeme müssen nicht teuer sein. Open-Source-Systeme bieten aber nicht nur Preisvorteile für den Kunden. Systemhäuser profitieren davon, dass das Thema per se beratungsintensiv ist und sich die Software für Hosting-Modelle eignet.
- Komplexe Sites im Schlussverkauf
- Acht wesentliche Projekte
Die Herausforderung ist klar: Die Erwartungen, die ein Nutzer an einen Unternehmens-Auftritt im Internet stellt, wachsen ständig. Aktuelle Informationen und Angebote sind ein Muss. Für den Anbieter heißt das, er ist gezwungen, qualitativ hochwertige, reich bebilderte Sites mit täglich oder sogar stündlich neuem Content zu unterhalten. Andernfalls bestraft ihn womöglich der Kunde, indem er zur Konkurrenz wechselt. Ein Web-Angebot entsprechend zu präsentieren und zu verwalten, ist nur mit dem Einsatz eines Web- Content-Management-(WCM-)Systems möglich.
Kommerzielle Systeme können jedoch teuer werden. Beispielsweise verlangt Interwoven einen Einstiegspreis von 250.000 Dollar. Solche Summen garantieren noch nicht einmal eine erfolgreiche Lösung. Das musste der Axel Springer Verlag schmerzlich mit »Bild« erfahren, deren auf Basis von Vignette konzipierter Online-Auftritt schmählich scheiterte. Solche Blamagen führten neben überzogenen Umsatzerwartungen zum Absturz der einst als Börsenlieblinge gehandelten WCM-Spezialisten.
Wenn es ein bisschen günstiger sein darf, stehen Alternativen zur Verfügung. Im Open-Source- Bereich gibt es mehrere eingeführte Projekte, deren Leistungsumfang mit kommerziellen Produkten durchaus mithalten kann. Das bestätigen die Analysten von Gartner, die WCM-Lösungen auf Open-Source-Basis für ausgereift halten. Bei kleineren und mittleren Projekten hat schon ein Verdrängungswettbewerb eingesetzt. Kommerzielle Anbieter tun sich oft schwer, den Mehrwert ihrer Systeme gegenüber Open-Source-Alternativen darzustellen. Referenzen für Letztere sind durchaus vorhanden: Beispielsweise setzt der Chip-Hersteller AMD auf Typo 3.
Gute Geschäftschancen bieten solche Lösungen für Systemhäuser. Denn meist benötigen Kunden professionelle Unterstützung bei der Einführung und beim Support. So verlockend es Anwendern erscheinen mag, eine lizenzfreie Open-Source-Software in Eigenregie zu implementieren und sämtliche Kosten zu sparen. Von solchen Experimenten sollten Unternehmenskunden nach Meinung von Experten besser die Finger lassen. Die vermeintliche Ersparnis schlage schnell ins Gegenteil um. Denn WCM-Projekte kosten Zeit und Mühe. Unternehmen neigen dazu, die internen Kosten zu unterschätzen, die beim Betrieb in Eigenregie anfallen, wie eine Studie des österreichischen Consulting-Unternehmens Tikom belegt.
Für Systemhäuser gibt es darüber hinaus verschiedene Modelle, wie sie mit Hosting-Lösungen Geld verdienen können. So besteht entweder die Möglichkeit, WCM-Systeme auf eigenen Servern einzurichten. Oder sie können dabei mit einem der großen Internet Service Provider (ISP) wie Strato und 1&1 zusammenarbeiten. »Die Managed-Server von 1&1 eignen sich hervorragend für das Hosting von Typo 3«, berichtet der freiberufliche Typo-3- Experte Jochen Weiland. »Die gesamte Rechenleistung des Servers steht dort exklusiv für einen Kunden zur Verfügung.« Tatsächlich setzt inzwischen eine Reihe von Systemhäusern auf solche Hosting-Konzepte.
Anwendern bietet sich dadurch die Möglichkeit, die Kostenvorteile von Open Source mit den Annehmlichkeiten des Hosting- Modells zu verbinden: Installation und Betreuung des WCMSystems werden dabei komplett dem Hosting-Partner überlassen. Allerdings stellt die Software meist recht hohe Anforderungen an die Hardware. Zudem läuft ein Paket wie Typo 3 nicht bei jedem Provider. Deshalb empfiehlt es sich, anders als bei kommerziellen Hosting-Angeboten üblich, exklusiv einen kompletten Hardware-Server zu mieten (die Kosten dafür liegen bei etwa 80 bis 400 Euro monatlich).