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Kontrolliert gelüftet

Stulz Flexair CSS60XTF – Der nahende Sommer verspricht Biergarten und Badefreuden – aber auch den Hitzetod von Servern in schlecht klimatisierten EDV-Räumen.

Autor: Andreas Stolzenberger • 27.9.2007 • ca. 2:30 Min

Neue Server und Speichersysteme sind interessante und spannende Themen für Administratoren. Komponenten zum Klimaschutz gehören eher zu den unbeliebten Angelegenheiten. Aber ohne diese Geräte können die aktiven Komponenten in den Serverräumen der Unternehmen den nahenden Sommer nicht überleben. Auch kleinere Firmen müssen sich mit diesem Thema immer stärker auseinandersetzen. Bereits simple Installationen mit fünf Servern und ein bis zwei Speichersubsystemen lassen sich heute nicht mehr mit einem offenen Fenster,

einem Ventilator oder einer kleinen Standklimaanlage aus dem Baumarkt ausreichend kühlen. Komplexe Systeme mit Außenteilen und Wasser- oder Kühlmittelleitungen verursachen hohe Einbaukosten und fordern bauliche Veränderungen. Es geht auch anders.

Die Klimaanlage Flexair CSS60XTF von Stulz zielt auf den Einsatz in Containern und liefert eine Kühlleistung von 7,1 kW. Das schmale, hohe Gerät hat an der Front in etwa 1,60 m Höhe den Luftein- und knapp über dem Boden den Luftauslass. Je nach Raum kann das System damit kühle Luft auch in einen Zwischenboden blasen. An der Rückseite befinden sich die Öffnungen für die externe Umluft. Mit einem Anbau verlängert Stulz die Luftkanäle des externen Kreislaufs. Der Systemverwalter kann das Gerät somit einfach an die Fensterfront des EDV-Raumes stellen und einen Fensterflügel ausbauen. Passend zur Größe des Fensterausschnitts muss eine Fachfirma dann nur noch ein Füllpanel aus Holz oder Blech anfertigen. Diese Veränderungen am Gebäude sind ohne Schäden reversibel – anders als bei Anlagen mit Kühlmittelleitung und Außenteil.

Als Besonderheit dieses Ein-Geräte-Konzepts verfügt das Flexair über einen Betriebsmodus »Freie Kühlung«. Sinkt die Außentemperatur um mehr als 10 Grad im Vergleich zur Innentemperatur, schaltet die Stulz-Anlage den Kühlmittelkompressor ab, legt eine Luftklappe um und kühlt den Raum kontrolliert mit Außenluft. Das spart gerade in den Wintermonaten jede Menge Energie, da der Kompressor mit 15 A Strom knapp 90 Prozent des Gesamtverbrauchs ausmacht.

Das Flexair verfügt über zwei Stromanschlüsse, einen regulären ein- oder dreiphasigen Wechsel-/Drehstromanschluss (je nach Gerätetyp) und einen 48-V-Gleichstromanschluß für Notstrom. Fällt die Hauptversorgung aus, schaltet das Flexair automatisch auf die freie Kühlung um.

Die Computersteuerung des Flexair hat eine serielle Schnittstelle. Diese lässt sich für Firmware-Updates oder zur Fernüberwachung des Geräts einsetzen. Genügt die Kühlleistung eines Aggregats nicht, lassen sich mehrere Flexair zusammenschalten.

Im Labor Poing verrichtet das Flexair seit März 2006 seinen Dienst. Die Inbetriebnahme und Grundprogrammierung erfolgten durch einen Stulz-Techniker. Seither bedient das Laborteam die Anlage selbst. Das Große LC-Panel an der Front informiert über den Betriebsmodus und aktuelle Betriebsdaten. Das Setup-Menü gliedert sich in mehrere Bereiche. Im Anwender-Menü lassen sich Grundparameter wie die gewünschte Innentemperatur festlegen. Das Herstellermenü und die Dialoge für den manuellen Betrieb der Anlage schützen Passwörter.

Im Alltagsbetrieb fällt auf, dass das Flexair trotz aufwändiger Geräuschdämmung im Raum mehr Lärm als ein Innen/Außenteil-Gerät erzeugt. Nach außen hin bleibt das Gerät dafür leiser. Für das interne Geräusch ist vor allem der Ventilator am Kondensator zuständig. Dessen Maximaldrehzahl und damit auch die Lautstärke lassen sich über das Hersteller-Menü reduzieren. Ein Problem des Flexair ist das Kondenswasser, welches wenige Zentimeter über dem Boden anfällt. Daher bedarf es einer zusätzlichen Kondensatpumpe. In Räumen ohne Zwischenboden muss das Gerät zudem leicht erhöht auf einem Sockel stehen.

Insgesamt hinterlässt das Flexair in den Real-World Labs Poing einen sehr positiven Eindruck. Die Kühlleistung reicht aus, um eine Temperatur von 20 bis 25 Grad im Labor zu halten, in dem rund zehn Dual-, ein Quad-CPU-Server sowie diverse Speichersysteme mit rund 60 Platten arbeiten. ast@networkcomputing.de