Kopierschutz nutzt der Anwendergemeinschaft (Fortsetzung)
- Kopierschutz nutzt der Anwendergemeinschaft
- Kopierschutz nutzt der Anwendergemeinschaft (Fortsetzung)

Mit Spielraum
Eine solche Aussage freut die Hersteller von Software genauso wie die Anbieter von Kopierschutzprodukten sowie Lizenzmanagement- und Digital-Rights-Management-Lösungen. Obwohl auch im Business-Sektor mehr als nur ein Auge zugedrückt wird: »Uns ist klar, dass an beispielsweise 50 Lizenzen vielleicht plus zehn Benutzer hängen«, meint Oliver Hillegaart, Sales Director DRM von Aladdin. »Kulanzzone« nennt er dieses Entgegenkommen. Auch Ansgar Dodt, Director Business Development bei SafeNet, weiß um den Spielraum, den Softwareanbieter ihren Kunden einräumen (müssen), schließlich gehe es häufig um das Motto »keeping honest«. Oliver Winzenried, Vorstand der Wibu Systems AG, spricht sogar von einem Verhältnis genutzter Lizenzen von 1:3, das heisst: Nach seiner Einschätzung kommen auf eine gekaufte Lizenz drei Nutzer.
Die »Mitesser« machen Anbieter von Unternehmenssoftware nicht arm ? und die von Kopierschutzlösungen auch nicht ? so lange sich der »geduldete Missbrauch« im Rahmen hält.
Der Markt wird im Wesentlichen dominiert von Firmen wie Wibu Systems, Aladdin, Safenet (ehemals Rainbow Technologies) sowie Macrovision. Sie alle adressieren mit ihren ? in erster Linie Hardwarelösungen ? vor allem Anbieter von Unternehmenssoftware. Oft sind es spezielle Anwendungen, die mit Hilfe der Token, auch Dongles genannt, vor unberechtigtem Kopieren geschützt werden. So sichert der CAD-Anbieter Mensch und Maschine Software seine Software RoCAD für die Haustechnik mit einem Token von Wibu Systems.
Lizenz auf Token
Anfangs benötigt jeder Anwender einen Codemeter-Stick (CM-Stick), der automatisch mit der ersten Bestellung der RoCAD-Produkte geliefert wird. Sobald der Kunde später weitere RoCAD-Produkte, Aktualisierungen oder mehr Lizenzen innerhalb eines Netzwerkes erworben hat, kann er deren Nutzungsrechte bequem über das Internet abholen. Zwei Anforderungen müssen dafür erfüllt sein: Der Anwender meldet sich über ein bestimmtes Formular auf der Homepage von Mensch und Maschine an, und gleichzeitig ist der CM-Stick aufgesteckt. Der Kauf legt die Art der Nutzung fest.
Eine integrierte Produktsuite bietet Safenet. Neben Token können Kunden auch auf ein Software-basiertes System zurückgreifen: »Das macht Sinn, wenn es etwa um Demo- oder personalisierte Lizenzen geht«, sagt Ansgar Dodt, Director Business Development bei Safenet. Neu im Portfolio: Ein Tracking-Tool, das illegal getauschte Software ausfindig macht: »Dieses Tool untersucht beispielsweise Online-Auktionen wie Ebay«, freut sich Dodt. Es ist sogar in der Lage, Auktionen von kopierter Software zu schließen.
Aladdin schützt die Software seiner Kunden mit der HASP-Produktfamilie. Im Wesentlichen sind es die Lösungen HASP HL (HL = Hardware-Lösung) sowie HASP SL (SL = Software-Lösung), mit denen das Unternehmen aus Germering bei München bei den Anwendern punktet. »Wobei wir die Hardware-Lösung primär im Geschäftskundenbereich einsetzen, während Konsumenten Software-basierten Schutz erhalten«, erklärt Hillegaart von Aladdin.
Für eine Hardware-Lösung sprechen Sicherheit, Portabilität und ein vergleichsweise geringer Preis. Der Nachteil: Die Token sind an einen bestimmten Rechner gebunden. Software-Lösungen hingegen dürften schon mal die Lebensdauer eines Rechners überleben. Dafür sind sie weniger sicher.
Laut einer Studie des Wettbewerbers Macrovision stellen Dongles nicht mehr das von Kunden bevorzugte Lizensierungsmodell dar. 57 Prozent von 232 befragten Unternehmen äußerten den Wunsch nach Network Licensing (siehe Grafik). Nach diesem Modell teilen sich zwei oder mehr Benutzer eine Lizenz. Laut Ergebnissen der Studie tendieren Softwareanbieter mit 45 Prozent von 252 Befragten eher zur Produktaktivierung. Dabei erfolgt die Installation einer Software über den Download aus dem Internet.
Die wenigsten der genannten Anbieter wollen ihr Geschäft auf den Konsumentenbereich ausdehnen. Schließlich gebe es noch Inhalte auf Media Playern, CDs oder Videos zu schützen. Vielmehr laufen bei den meisten von ihnen Token-basierter Software-Schutz sowie Authentifizierung via Token parallel (Aladdin, Safenet). Nur Wibu Systems wagt den Sprung zum Endanwender. Zusammen mit Softwareanbietern etwa der WISO-Programme möchte das Unternehmen seine Dongles im Paket anbieten. Ob der Endnutzer jedoch bereit ist, einen höheren Preis zu zahlen und es Wibu gelingt, einen wirklichen Mehrwert durch Bindung der Software an einen Dongle plausibel machen zu können, scheint fraglich.