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Interview mit »Innovationsprofessor« Marc Drüner

»Der beste Preis ist nicht immer alles«

Autor:Matthias Hell • 28.4.2010 • ca. 2:00 Min

CRN: Was halten Sie von dem Verkaufsformat Live Shopping, das oft als Online-Version von »Rudis Resterampe« geschmäht wird: Ist ein so preissensitives Verkaufsformat überhaupt für die margenschwache ITK-Branche geeignet?

Drüner: Live Shopping ist auf jeden Fall ein E-Commerce 2.0 Thema, das die Massen bewegen kann. Wenn Sie Margenschwäche ansprechen: Wo liegt der Unterschied zu einem »Angebot des Monats / der Woche«, das in einer Zeitungsbeilage kommuniziert wird? Der Charme des Live Shopping liegt in der extremen Aufmerksamkeit, die generiert werden kann. Zusätzlich beinhaltet Live Shopping intelligente Mechanismen, die die »Kampfpeise« wieder kompensieren können. Ich denke da bspw. an Gruppenrabatte oder an Modelle, wo die User einen Betrag dafür zahlen, dass sie den aktuellen Preis sehen können und so letztendlich das Angebot finanzieren.

Und natürlich fungiert Live Shopping auch als Resterampe. Warum auch nicht – die ITK Branche dreht sich eben extrem schnell und nicht jeder will immer das Neueste haben.

CRN: Alle großen Akteure des klassischen Einzelhandels sind inzwischen auch im E-Commerce aktiv, während immer mehr Onlinehändler auch den Einstieg in den stationären Handel proben - das Multichannel-Modell scheint sich somit als Königsweg durchzusetzen. Doch sind Online und Offline nicht getrennte Welten mit jeweils eigenen Gesetzen?

Drüner: Der klassische Einzelhandel hat es aufgrund von komplizierten Händlerstrukturen manchmal schwer, in den Multichannel einzusteigen. Das zeigt sich z.B. bei Promarkt, die auf der eigenen Webseite lediglich ihren Produktkatalog abbilden, gleichzeitig unter dem Namen »Myby by Promarkt« aber auch online verkaufen. Langfristig werden Konsumenten einen vollständig integrierten Multichannel unter einem Markennamen erwarten. Kein Onlineshop kann je vollständig, das Erleben von Marken und Produkten ersetzen sondern nur – sehr gut – ergänzen. Der beste Preis wie bei den meisten Etailern derzeit im Fokus ist nicht immer alles. Erst in Verbindung mit allen Dienstleistungen ist es für den Konsumenten richtig komfortabel, und deshalb müssen auch Etailer irgendwann den Weg in den stationären Handel finden. Trotz aktuell hohem Wachstum online wird eußerdem auch Offline weiterhin einen hohen Umsatzanteil haben, Etailer werden einen Teil davon abhaben wollen.

CRN: Sie nehmen als Keynote-Speaker am Etail Summit 2010 von Computer Reseller News teil. Was erwarten Sie sich von dem Event und was dürfen die Besucher von Ihrem Vortrag erwarten?

Drüner: Die Aufgabe des Etail Summit 2010 sehe ich in erster Linie darin, das in der Branche vorhandene Wissen mit den einzelnen Playern zu teilen – auch ich erwarte mir neue Insights! Von meinem Vortrag dürfen sich die Zuhörer einen Rundflug über die neuesten Entwicklungen im E-Commerce erwarten - kurze provokante Thesen, die ich anhand von Beispielen belegen werde.

Treffen Sie Marc Drüner und weitere Top-Speaker der E-Commerce-Marktführer Amazon.de, Ebay, Google und Paypal beim CRN Etail Summit am 6. Mai 2010. Informationen und Anmeldung unter www.etail-summit.de.