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Provokation statt Finanzkommunikation

Larry Ellison brüskiert SAP

Larry Ellison brüskiert SAP: Oracle-Chef Larry Ellison nahm den Quartalsbericht seines Unternehmens zum Anlass, einen Streit mit SAP vom Zaun zu brechen. Der Erzrivale ändere seine Strategie und hinke bei der Weiterentwicklung seiner Applikationen hinterher. Gegen diese Kritik verwahrten sich die Walldorfer und nannten Ellisons Darstellung »komplett falsch«.

Autor:Michael Hase • 6.10.2006 • ca. 1:40 Min

Die Quartalszahlen selbst wurden zur Nebensache degradiert. Vielmehr zog der Streit, den Oracle- Chef Larry Ellison mit seiner Attacke auf SAP provozierte, fast alle Aufmerksamkeit auf sich. So nutzten Ellison und sein Präsident Charles Phillips die Präsentation des aktuellen Quartalsberichts, um kräftige Seitenhiebe auf den Erzrivalen auszuteilen. »Wir übernehmen rasch Marktanteile von SAP«, tönte Phillips. Mit einem Zuwachs um 80 Prozent bei Neulizenzen im Applikationsgeschäft sei die Wachstumsrate von Oracle »zehn Mal so hoch« wie die von SAP im zuletzt abgeschlossenen Quartal. Eigenen Angaben zufolge steigerte Oracle die Lizenzerlöse bei Applikationen zwischen Juni und August auf 228 Millionen Dollar, verglichen mit 127 Millionen Dollar im Vorjahresquartal. Dagegen legte das Geschäft bei Datenbanken und Middleware, wo die Lizenzeinnahmen insgesamt von 502 Millionen auf 576 Millionen Dollar stiegen, nur um 15 Prozent zu. Alles in allem steigerte der Software-Konzern seinen Umsatz im ersten Quartal des Fiskaljahres 2007 gegenüber dem Vorjahr um 30 Prozent auf 3,6 Milliarden Dollar. Der Reingewinn erhöhte sich um 29 Prozent auf 670 Millionen Dollar. Wohl um den Rivalen zu provozieren, holte Ellison zu seiner grundsätzlichen SAPSchelte aus. Ihm scheine es, sagte der Oracle-CEO, als würden die Walldorfer »ihre Strategie überdenken, da sie Marktanteile an Oracle verlieren und Schwierigkeiten damit haben, ihre Applikations-Software auf eine moderne Service-Orientierte Architektur (SOA) zu übertragen «.

In diesem Sinn interpretierte der Konzernchef aktuelle Änderungen in der Produktstrategie von SAP. So sollen neue Funktionen der ERP-Standardsoftware bis 2010 nicht mehr als neue Version veröffentlicht, sondern als Erweiterungspakete bereitgestellt werden. Ellison sieht in der neuen Release-Strategie hingegen das Eingeständnis von Problemen. So habe der deutsche Anbieter »gerade angekündigt, dass sich die nächste Version von SAP-Anwendungen bis zum Jahr 2010 verzögern wird«. Ganze zwei Jahre später als die geplante Fertigstellung der SOA »Fusion«-Anwendungen von Oracle. »Und jetzt spricht Herr Kagermann über eine Akquisitionsstrategie, um das langsame organische Wachstum von SAP anzukurbeln. «

Auf die Provokation reagierte der weltgrößte Hersteller von ERPSoftware mit harschen Worten. Ein SAP-Sprecher bezeichnete die Worte Ellisons als »komplette Falschdarstellung«. Medienberichten zufolge sehen die Walldorfer die verbale Attacke Ellisons als Affront an, den sie nicht auf sich sitzen lassen wollen: SAP arbeite seit 2003 am Thema Service- Orientierte Architekturen (SOA). Zudem setze der Konzern auf organisches Wachstum kombiniert mit strategischen Übernahmen, hieß es aus Walldorf.