LC-Displays mit TV-Tunern: Nischenmarkt mit Nachhilfebedarf

1. Juli 2004, 0:00 Uhr |

LC-Displays mit TV-Tunern: Nischenmarkt mit Nachhilfebedarf. Neben »echten« Flachbildfernsehern drängen Konvergenzgeräte, die Computer-Display und TV-Tuner kombinieren, auf den Markt. Sie verkaufen sich bisher allerdings nur mäßig. Den Herstellern fehlen überzeugende Argumente, die für ihren Einsatz sprechen. Während einige Anbieter den Markt als immerwährende Nische abtun, hoffen andere auf fallende Preise, größere Produktvielfalt und Fachhandelsaktionen.

LC-Displays mit TV-Tunern: Nischenmarkt mit Nachhilfebedarf

Nach Einschätzungen des US-Marktforschungsinstituts Display Search sollen 2004 über zehn Millionen Flachbildfernseher, so genannte LCD-TVs, abgesetzt werden. Getrieben von der Fußball-Europameisterschaft und den Olympischen Sommerspielen in Athen erwarten die Experten eine steigende Nachfrage. Für die erste Jahreshälfte rechnen sie mit einem Absatz von bis zu vier Millionen Stück, bis Dezember 2004 sollen es fünf bis sechs Millionen werden. Auch die Analysten von IDC prognostizieren gute Wachstumsraten ? für das Geschäft mit Flachbildfernsehern ebenso wie im LCD-Markt: Die Umsätze mit LC-Displays würden um 56 Prozent auf 37 Milliarden Dollar anwachsen, bis 2007 sei mit einem durchschnittlichen jährlichen Anstieg von 15 Prozent zu rechnen.

In diese Prognosen für Flachbildfernseher sind auch Konvergenzgeräte enthalten, die sich sowohl für den Einsatz am PC als auch im Wohnzimmer eignen. Eigene Statistiken existieren für die Multimedia-Monitore noch nicht. Sie verfügen neben RGB-Eingängen auch über typische Schnittstellen der Unterhaltungselektronik wie Cinch oder SVHS, während »echte« Flat-TVs zur braunen Ware zählen. Sie sind nicht als PC-Display geeignet und besitzen einen SCART-Anschluss, über den sich Geräte wie Video-Rekorder, DVD-Player oder Satelliten-Receiver anbinden lassen.

Noch sind nicht viele LC-Displays mit TV-Tunern im Umlauf, denn die Absätze bleiben hinter den Hoffnungen der Anbieter zurück. Die meisten Hersteller erwarten, dass die Produktgruppe 2004 nur einen Anteil von drei bis zehn Prozent am Absatz ausschließlich am PC genutzter Flachbildschirme gewinnen wird. Ein Manko ist derzeit noch das Fehlen größerer Formate. 17-Zoll Bildschirmdiagonale sind Usus, ab Juli 2004 sollen größere Formate gelauncht werden. »Zum Fernsehen eignen sich erst Größen ab 30 Zoll«, erklärt Renate Stoffel, Pressesprecherin bei LG Deutschland.

Displays mit TV-Tuner bleiben Nischenmarkt

Das größte Hindernis für einen Markterfolg ist jedoch die Tatsache, dass Kunden sich nicht im Klaren sind, wofür sie die Konvergenzmonitore einsetzen sollen. Und auch Hersteller tun sich mit einer Definition schwer. »Meiner Einschätzung nach fehlt noch die so genannte Killerapplikation für die Produkte, die Einsatzmöglichkeiten sind unklar«, erklärt Andreas Klavehn, Senior Product Marketing Manager Displays bei Samsung. Seiner Meinung nach gibt es nur einige wenige Bereiche, in denen sich die UE-Schnittstellen der Konvergenz-Displays bezahlt machen. Beispielsweise wenn DVD-Geräte oder Kameras ans Display angeschlossen werden sollen. Auch Lutz Müller, Geschäftsführer bei Iiyama Deutschland, sieht kein zwingendes Argument für Kunden, Displays mit TV-Tuner zu kaufen. »Genauso gut können Anwender eine TV-Karte in ihren Rechner einbauen«, meint Müller. Eine Einsatzmöglichkeit sieht er bei Laptop-Nutzern, die zu Hause ein TFT an ihr Notebook anschließen, um an einem größeren Display arbeiten zu können. Für Laptops gibt es keine TV-Karten, sondern nur externe Lösungen. »Für diese Anwender sind TFTs mit TV-Tuner eine praktische und elegante Lösung«, erläutert Müller. Als wirkliche Konkurrenz zu Flat-TVs schätzt er die Geräte aber auf keinen Fall ein. »Ich bin überzeugt, dass die TV-tauglichen Bildschirme nicht zum Massenmarkt avancieren werden«, betont Müller.

Andere Hersteller hingegen setzen große Hoffnung in das Segment und haken die bislang zurückhaltende Nachfrage unter »Startschwierigkeiten« ab. Ein Hindernis für die Produkte waren sicher die hohen Preise. »1.300 Euro für einen Bildschirm mit Tuner zu verlangen ist idiotisch«, meint Denes Rühl, Vertriebsmanager Retail im Bereich CE bei Hyundai Imagequest. Damit könne lediglich eine winzige Zielgruppe von zahlungskräftigen Käufern angesprochen werden. Er geht allerdings von einem Preisverfall von fünf bis zehn Prozent während der nächsten Monate aus, so dass bis Ende 2004 ein Preisniveau erreicht sein wird, dass »den Geräten gerecht wird« und einen Massenverkauf möglich macht.

Auch LG rechnet damit, dass die Konvergenz-Displays in Zukunft erfolgreich sein werden. Einsatzmöglichkeiten sieht der Hersteller beispielsweise bei gewerblichen Nutzern wie Kneipen, die so Termine ankündigen und Sportereignisse zeigen können. Gleiches gilt für andere Geschäftskunden, die die TV-fähigen Monitore für Werbezwecke am Point of Sale (POS) einsetzen wollen. Allerdings müssen die Anwender über diese Einsatzmöglichkeiten besser und flächendeckender informiert werden.

Wichtigster Absatzkanal für diese Produkte werden Retailer sein, davon sind die meisten Hersteller überzeugt. Aber auch der Fachhandel hat Chancen, wenn er sich damit abfindet, dass auch die Konvergenzgeräte keine besseren Margen bieten als im Markt für PC-Displays momentan üblich. Und da wären die IT-Händler gegenüber den Kollegen aus dem UE-Segment im Vorteil, erklärt Alf Bruchhaus, Vertriebsdirektor Deutschland bei Sampo. »IT-Reseller sind schließlich daran gewöhnt, mit scharfen Margen zu kalkulieren.«

Allerdings stellt er eine gewisse Zurückhaltung beim Fachhandel fest. »Es gibt noch Berührungsängste, schließlich bedeuten diese Produkte zunächst eine Investition für Reseller«, meint Bruchhaus. Ausreichendes Wissen über die neuen Produkte ist vorhanden, da die Geräte im Grunde nichts anderes als normale Monitore mit Zusatzfunktion sind. Um den Vertrieb über den Fachhandel anzukurbeln, hat sich Sampo entschieden, Händlern Demorabatte zu gewähren. So stehen mehr Produkte in den Geschäften, die das Interesse der Kunden wecken sollen.

LG hat gemeinsam mit dem Distributor COS eine Umfrage unter 320 Fachhändlern durchgeführt und gefragt, was die Reseller vom Thema Displays mit TV-Tuner wissen und welche Unterstützung sie sich wünschen. Die Auswertungen ergaben, dass die Fachhändler im Grunde gut informiert sind, allerdings Unterstützung seitens der Hersteller benötigen, um beim Endkunden Interesse für die neuen Produkte zu wecken. Vom 28. Juni bis 15. August führt LG deshalb eine Aktion durch, in der Fachhändler pro Display mit Tuner (2323T), das sie bestellen, ein DVD-Gerät kostenlos erhalten. Das können sie entweder mit den Monitoren bundlen oder behalten.

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INFO

Anbieter von Multimedia-Monitoren

Hyundai Imagequest www.hyundaiq.de
Iiyama www.iiyama.de
LG www.lge.de
Neodis www.neodis.de
Sampo www.sampotech.de
Samsung www.samsung.de
Toshiba www.toshiba.de
Viewsonic www.viewsonic.de


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