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Erfolgreiche Krisen-PR

Lexware gewinnt Vertrauen zurück

Der Software-Anbieter Lexware legte zum Jahresbeginn einen klassischen Fehlstart hin. Schuld waren Bugs in aktuellen Programmversionen. Seither sorgt das Freiburger Unternehmen mit neuen Angeboten, Initiativen und Partnerschaften jedoch wieder für positive Schlagzeilen.

Autor:Michael Hase • 25.8.2009 • ca. 2:10 Min

So etwas mag kein Hersteller über seine Produkte lesen: »Klarer Tipp: Finger weg!« oder »Nie wieder Lexware!« schrieben Kunden zu Beginn des Jahres in Rezensionen bei Amazon.de. Und in einigen Nutzer-Foren fand sich ähnliche Kritik. Keine Frage, den Start ins Jahr 2009 hat Lexware verstolpert. Da das Update des Software-Pakets Financial Office fehlerhaft war, klagten Kunden über Fehlfunktionen, Systemabstürze und Datenverlust. Einer Protestaktion schlossen sich fast 500 registrierte Nutzer an.

Die Wogen haben sich längst wieder geglättet. Nicht zuletzt, weil der Hersteller kaufmännischer Software die Kritik seiner Kunden ernst nahm, im Zuge einer mustergültigen Krisen-PR eigene Fehler einräumte und nichts beschönigte. »Offenheit gehört zu den Prinzipien unserer Kommunikationspolitik«, betont Jörg Frey, Geschäftsführer Marketing und Vertrieb bei Lexware. Das Image habe zwar eine Delle abbekommen, räumt der Manager ein. »Wir werden aber alles daran setzen, diese Delle in der kommenden Saison wieder auszumerzen und mit unseren Produkten die Qualität zu liefern, die unsere Kunden erwarten.«

Seither machte Lexware vor allem mit neuen Angeboten, Initiativen und Partnerschaften auf sich aufmerksam. Im Mai stellte das Software-Unternehmen, das seit 1993 zur Haufe Mediengruppe gehört, mit dem Portal Lexlive eine Cloud-Lösung vor: Die Lexlive-Services unterstützen Klein- und Kleinstunternehmen dabei, Angebote und Rechnungen ohne kaufmännische Kenntnisse zu erstellen. Innerhalb der ersten drei Monate besuchten 200.000 Interessenten das Portal, dessen Webservices bis Ende des Jahres noch kostenlos zu nutzen sind.

Das Segment der etwas größeren Anwender mit fünf bis 20 Mitarbeitern adressiert Lexware seit diesem Monat gemeinsam mit dem norwegischen ERP-Anbieter Mamut. Beide Unternehmen gründeten im Juni die Mamut-Lexware Vertriebsgesellschaft. Mittlerweile ist die Komplettlösung Mamut One verfügbar, zu der Lexware einzelne Module beisteuerte (CRN 33/2009, Seite 18).

Darüber hinaus schlossen die Breisgauer im Juli eine weitere Distributionspartnerschaft. Seither bieten sie ihre Produkte auch über den Soester Broadliner Actebis Peacock an. Der Anstoß zu dem Vertrag kam aus dem Lexware-Channel, wie Geschäftsführer Frey berichtet: »Mehrere Händler, die mit der Partnerbetreuung von Actebis Peacock hochzufrieden sind, teilten uns mit, dass sie unsere Produkte gern über diesen Distributor beziehen würden.«

Alles in allem hat Lexware trotz Krise im abgelaufenen Geschäftsjahr, das zum 30. Juni endete, immerhin einstelliges Wachstum erzielt. »Gerade in der Krise sind kleine Unternehmen auf Transparenz ihrer Finanzdaten angewiesen, um das aktive Geschäft steuern zu können«, begründet Frey die leicht steigende Nachfrage nach kaufmännischer Software.

Weniger erfreulich war für Lexware die Insolvenz des Distributors COS im Juli, über den der Software-Hersteller zuletzt zweistellige Zuwachsraten erzielte. »Wir hoffen nach wie vor, dass sich für COS am Ende noch eine positive Wendung ergibt.« Weitere Distributionspartner der Freiburger sind Ingram Micro, Tech Data und Koch Media.

Der klassische IT-Fachhandel steuert etwa ein Drittel zum Umsatz von Lexware bei. Wichtige Vertriebskanäle sind außerdem Retail-Märkte, Online-Händler und der Buchhandel. Darüber hinaus bietet der Hersteller seine Produkte über den eigenen Online-Shop an. Ingesamt arbeitet er mit etwa 5.000 Resellern zusammen, darunter etwa 450 Anerkannte und 75 Geprüfte Lexware Partner.