Linux im Storage-Umfeld : Eine reife Alternative
Linux im Storage-Umfeld : Eine reife Alternative. Der Erfolg von Linux steht und fällt mit dem Vertrauen der Kunden in die angebotenen Lösungen. Erst professioneller Support und Service öffnen Open Source die Türen in den Unternehmen ? das gilt auch im Storage-Umfeld. Unter der Führung großer Namen wie IBM, HP, Novell und SAP kommt das Geschäft für den Channel ins Rollen.
Linux im Storage-Umfeld : Eine reife Alternative
Auf Platz drei der am häufigsten in deutschen Unternehmen eingesetzten Betriebssysteme findet sich das alternative System mit dem Pinguin-Maskottchen: Linux. Dies zeigt die aktuelle IT-Budget-Studie der CRN-Schwesterpublikation InformationWeek (siehe Grafik Seite 22). 48,7 Prozent der befragten IT-Verantwortlichen gaben an, Linux als Plattform in ihrem Unternehmen zu nutzen. Damit rangiert das Open-Source-Betriebssystem sogar knapp vor dem wichtigsten Konkurrenten: Microsofts Windows Server 2003.
Linux ist dem Freak-Image entwachsen und konnte sich einen festen Platz in speziellen Server-Anwendungen erobern ? dank Apache beispielsweise als bevorzugtes Betriebssystem für Web-Server. Inzwischen wurde das OS (Operating System) für anspruchsvolle Business-Anwendungen hoffähig. SAP- oder Oracle-Datenbank-Server arbeiten immer häufiger unter Linux. Dafür gibt es gute Gründe: professioneller Support und Service sowie Consulting waren in der Vergangenheit im Linux-Umfeld nur vereinzelt gewährleistet. Erst mit dem verstärkten Engagement der großen IT-Hersteller, wie IBM und Hewlett-Packard, wuchs auch das Vertrauen der Kunden in die Open-Source-Plattform. FSC wurde erst kürzlich als »Novell Technology Partner des Jahres« ausgezeichnet, und zwar für die linux-basierte Lösung »Flexframe for mySAP Business Suite«. FSC kombiniert dabei Blade-Server mit Speichersystemen von Network Appliance. SAPs Netweaver-Technologie erlaubt die Virtualisierung der eingesetzten Anwendungen, wodurch sich die vorhandenen Ressourcen flexibel nutzen lassen. Der mittelständische Kfz-Lampenspezialist Hella beispielsweise profitiert durch den Einsatz dieser Lösung von einer 30-prozentigen Einsparung bei den IT-Betriebskosten.
Vertrauen gewinnen
»Die Übernahme von Suse durch Novell war für uns sozusagen der Startschuss, uns intensiv mit dem Thema Linux auseinander zu setzen«, erklärt Wolfgang Wündsch, Geschäftsführer des Hamburger IT-Systemhauses Targosoft. Das 1984 gegründete Unternehmen hatte zwar schon länger auf den Linux-Markt »geschielt«, aufgrund fehlender professioneller Lösungen, die sich auch von Systemhäusern leicht vermarkten ließen, aber nur »bescheidenes Engagement« an den Tag gelegt. »Seit Business-Anwendungen wie SAP oder Oracle-Datenbanken auf Linux-Servern verfügbar sind, hat sich die Lage für uns entscheidend geändert«, betont Wündsch. Im vergangenen Jahr entschlossen sich die Verantwortlichen von Targosoft gemeinsam mit einigen Herstellern ein Kompetenzzentrum für »offene Speicherlösungen« zu gründen.
Am 1.Juni 2004 ging das von Novell/Suse, Veritas und Storagetek mitfinanzierte »Open-SAN Solution Center« an den Start. Ziel der gemeinsamen Initiative ist es, zertifizierte Komplettlösungen zusammenzustellen und europaweit zu vermarkten. »Wir haben damit auch unmittelbar auf vermehrte Anfragen von Kunden reagiert, die den Wunsch äußerten, unternehmenskritische Anwendungen unter Linux zu hosten«, erläutert der Targosoft-Chef. Neben der Datensicherung in Linux-Umgebungen adressiert das »Open-SAN Solution Center« vor allem auch Konzepte zur Konsolidierung von Servern und Storage im Speichernetzwerk. Erste Migrationsprojekte, bei denen Kunden beispielsweise ihre Unix-Infrastruktur auf Suse Linux Enterprise umgestellt haben, konnte das Hamburger Systemhaus bereits erfolgreich abwickeln. So entschied sich etwa die Initiative Media GmbH nach umfangreichen Tests im »Open-SAN Solution Center« die alte SAP-Architektur auf AS/400-Systemen (IBM iSeries) abzulösen. Parallel dazu wurde die Backup-Infrastruktur auf eine linux-basierte SAN-Lösung mit Veritas Netbackup umgestellt.
Als Premium Partner von Veritas und Storagetek konzentriert sich Targosoft vornehmlich auf Lösungen der beiden renommierten Hersteller. »Die Produkte der beiden sind auch nahezu alle für Linux zertifiziert, das ist ein klarer Vorteil«, erläutert Wündsch. Bei der Server-Hardware hingegen zeigt sich das Systemhaus ? obwohl HP-Partner ? von der neutralen Seite. »Da wollen wir uns nicht festlegen, um den Kunden unabhängiger beraten zu können«, sagt der Targosoft-Chef, »aber natürlich empfehlen wir durchaus auch die HP-Systeme.«
»Linux Kommunale«
Novell und Hewlett-Packard wollen mit der Initiative »Linux Kommunale« den Trend zu Linux in der öffentlichen Verwaltung unterstützen. Gemeinsam mit einer Reihe unabhängiger Software-Anbieter ? darunter beispielsweise Advantic, Kanis und SEP ? bemühen sich die beiden Hersteller beispielsweise um kostengünstige und leicht zu implementierende Lösungen für Verwaltungsträger und Kommunalverwaltungen größerer Städte. Zu den prominentesten Gemeinden, die sich klar für den breiten Einsatz von Linux entschieden haben, zählt zweifellos die Stadt München. Die Entscheidung für das Open-Source-OS sei weder »ideologisch oder antiamerikanisch noch prinzipiell politisch« gewesen, trat Oberbürgermeister Christian Ude erst zur diesjährigen Cebit wieder Anfeindungen gegenüber. Nachdem Microsoft den technischen Support für Windows NT eingestellt hatte, sah sich die Stadt München vor der Wahl, auf ein neueres Microsoft-Produkt zu wechseln oder einen neuen Weg zu beschreiten. »Mit Linux sind wir unabhängiger von einem einzigen Hersteller, ohne auf Flexibilität, Ergonomie und IT-Sicherheit verzichten zu müssen«, betonte Ude.
Wie München wählen immer mehr Kommunen Linux als alternatives Betriebssystem. »Wir sind besonders in ostdeutschen Gemeinden sehr erfolgreich«, verrät Georg Moosreiner, CEO der SEP AG. Der deutsche Hersteller der Datensicherungssoftware SEP Sesam ist Kooperationspartner von Novell/Suse und unterstützt die Initiative »Linux Kommunale«. Die Software ist Teil der aktuellen Suse-Linux-Distribution 9.2 und steht nichtkommerziellen Anwendern sogar kostenfrei zur Verfügung. »Rund 50 Prozent unseres Linux-Geschäfts machen wir mit öffentlichen Auftraggebern wie Kommunen, Regierungen oder Krankenhäusern«, sagt Moosreiner. SEP Sesam arbeitet zwar mit einer breiten Palette von Betriebssystemen, der Hersteller fokussiert sich jedoch seit der Gründung der SEP Aktiengesellschaft im August 2000 stark auf den Linux-Markt.
Über ein Netz von Vertriebspartnern wie beispielsweise dem Mainzer Systemhaus Net-On Netzwerktechnologie Online GmbH (siehe hierzu den nachfolgenden Projekt-Artikel) unterstützt SEP vielfach Kunden bei der Migration ihrer Infrastruktur von Windows auf Linux. »In dem Bereich besitzen wir unser größtes Know-how«, ergänzt Firmenchef Moosreiner. Das Lizenzmodell für SEP Sesam hat der Hersteller dementsprechend flexibel für den Anwender gestaltet. »Der Kunde kauft genau so viel Lizenzen, wie er benötigt«, erläutert Moosreiner. So orientiert sich der Preis beispielsweise an der Zahl der verwendeten Prozessoren. Welches Betriebssystem installiert ist oder wie das vorhandene Firmennetzwerk genutzt wird, spielt keine Rolle. Im gewerblichen Einsatz ist SEP Sesam in der Single-Server-Variante ? ohne Zusatzmodule ? bereits ab 250 Euro verfügbar. In Kombination mit den niedrigen Einstandskosten für eine Linux-Systemumgebung lassen sich damit kostengünstige Datensicherungskonzepte umsetzen. Wenn auch der häufig als Kaufargument angeführte Kostenvorteil von Linux-Installationen im Vergleich zu Windows nicht generell gilt, zeigen sich im Einzelfall durchaus Einsparpotenziale.
Chancen 2005
Die eingangs erwähnte Studie IT-Budget 2005 weist Linux nicht nur als eines der wichtigsten Betriebssysteme aus, Software- und OS-Migrationsprojekte sind auch für das laufende Jahr die dringlichsten Investitionsfelder der Unternehmen. Fast ein Viertel der Befragten will 2005 mehr in den Aus- und Umbau der IT-Plattformen investieren. Im Bereich Storage und Datensicherung sind es sogar fast ein Drittel der Anwender. Im Vergleich zu den Vorjahren zeichnet sich damit eine Trendwende ab: 2003 und 2004 lag der Investitionsschwerpunkt noch bei ERP-Projekten. Targosoft-Chef Wündsch erwartet vor allem so genannte Downsizing-Projekte: »Viele Kunden wollen ihre SAP-Installationen von proprietären Unix-Plattformen auf das kostengünstigere Linux umstellen.«
Kunden, die bereits durch einfache Testinstallationen erste Erfahrungen mit Linux gemacht haben, stehen vor der Herausforderung, die Verfügbarkeit ihrer Anwendungen zu erhöhen ? davon zumindest ist Marc Grimme, Geschäftsführer von Atix, überzeugt. »Erfahrungsgemäß steigen viele bei Linux klein ein ? beispielsweise mit einem Server ?, weil sie so kostengünstig ausprobieren können. Wenn dann die Anforderungen steigen, müssen aber Cluster helfen, die Verfügbarkeit sicherzustellen«, erklärt er. »In der Regel zieht diese Aufrüstung dann auch immer eine neue Storage-Lösung ? meist ein SAN ? nach sich.« Atix ist Advanced Partner von Red Hat für Cluster und das Global File System (GFS).
Aufgrund der deutlich gesunkenen Kosten für ein Speichernetzwerk, sieht auch Targosoft-Geschäftsführer Wündsch wachsende Akzeptanz bei mittelständischen Unternehmen: »Unsere Leads von der Cebit zeigen deutlich, dass nun auch kleinere Firmen in SANs investieren wollen.« Vor allem kürzere Backup-Fenster und höhere Verfügbarkeit der Daten spielen bei den geplanten Investitionen eine wesentliche Rolle.
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INFO
Fujitsu Siemens Computers GmbH
www.fujitsu-siemens.de
Hewlett-Packard GmbH
www.hewlett-packard.de
IBM Deutschland
www.ibm.com
Network Appliance
www.netapp.com
Novell GmbH
www.novell.de
SEP AG
www.sep.de
Targosoft IT-Systemhaus GmbH
www.targosoft.de