Mainboard-Markt steckt in der Krise. Die Nachfrage nach Mainboards ist im Keller. Vereinzelt ziehen sich Distributoren schon aus dem Markt zurück, während die Hersteller immer mehr Ware nachschieben. Erst die angekündigten neuen Technologien könnten zum Jahresende für Belebung sorgen.
Im ersten Quartal konnte der Mainboard-Absatz noch als zufriedenstellend bezeichnet werden. »Seit Mai kann man das Kaufverhalten allerdings nur noch als sehr zurückhaltend bezeichnen«, erklärt Guido Wollenweber, Produktmanager bei Api. Über die Absatzentwicklung im Vergleich zum Vorjahr ist sich die Distribution uneins. Je nach Fokus der einzelnen Großhändler schwanken die Meinungen zwischen 30-prozentigen Zuwächsen über gleich bleibend bis hin zu rückläufig. Die Pessimisten sind jedoch leicht in der Überzahl. E&K Data hat beispielsweise Konsequenzen aus der aktuellen Marktlage gezogen und den Vertrieb von Mainboards weitestgehend eingestellt. »Nach einer äußerst negativen Entwicklung in 2003 hat sich das Mainboard-Geschäft auch 2004 bisher nicht verbessert, es ist sogar noch weiter rückläufig«, sagt Robert von der Ruhr, Produkt Manager Peripherals bei E& K Data. »Die geringe Nachfrage, die noch vorhanden ist, lässt sich ausschließlich über den Preis und somit zu Lasten der Marge befriedigen, was ein profitables Geschäft fast nicht mehr möglich macht.«
Der schleppenden Nachfrage steht ein Überangebot der Hersteller gegenüber. Insider aus der Distribution berichten CRN, dass sich Mainboard-Hersteller die Klinke in die Hand geben. Obwohl bei vielen bereits eine regelrechte Überdistribution herrscht, wird versucht, noch weitere Anbieter ins Boot zu holen. Im Markt herrscht das totale Chaos. Anstatt für stabile Preise zu sorgen und eher mit weniger Partnern zusammenzuarbeiten, suchen die Produzenten ihr Glück darin, ihre Produkte bei möglichst vielen Distributoren unterzubringen. Dass auf diese Weise kaum neue Kundensegmente erschlossen werden können, sondern sich lediglich die Konkurrenz in der eigenen Partnerlandschaft verschärft, wird ignoriert. Derzeit kann nahezu jeder Reseller bei 80 Prozent der asiatischen Hersteller direkt einkaufen.
Ganz oben in der Gunst des Handels stehen derzeit Sockel-478-Platinen mit Intels i875- und i865-Chipsätzen. Im AMD-Bereich bevorzugen die Einkäufer Boards mit Nvidias Nforce2. Aber auch SIS-Chipsätze sind durchaus gefragt. »Die meistverkauften Mainboards im AMD-Sektor sind mit dem SIS 746FX-Chipsatz bestückt, im Intel-Segment mit SIS 848FX«, erklärt Michael Christlmaier, Key Account Manager bei Ecom. »Wie bereits in den vergangenen Wochen, sehen wir keine Engpässe von Seiten der Chipsatz- und Mainboard-Hersteller in den nächsten zwei bis drei Monaten auf uns zukommen.«
»Eine Belebung sehen wir frühestens, wenn zum einen die 64-Bit-CPUs durch ein entsprechendes Betriebssystem und Applikationen sinnvoll genutzt werden können und zum anderen, wenn sich PCI-Express etabliert«, meint E&K-Manager von der Ruhr. »In den kommenden rund drei Monaten wird sich die aktuelle Entwicklung nicht groß verändern«, erwartet Api-Manager Wollenweber. »Die neuen Boards mit NForce3-Chipsatz für Sockel 754 sollten bei guter Verfügbarkeit für einen Verkaufsschub bei Athlon-64-CPUs sorgen.«
Bis zum Jahresende stehen einige fundamentale Neuerungen an, wie BTX, DDR2, PCI-Express und neue Sockel-Formate. Dies sollten Wiederverkäufer mit der nötigen Ruhe beobachten, ein übereiltes Handeln dürfte nicht notwendig sein«, rät Api-Manager Wollenweber. »AMD sieht beispielsweise beim neuen BTX-Format keinen Handlungsbedarf.« DDR2, PCI-Express und neue CPU-Sockel werden seiner Ansicht nach erst im vierten Quartal in marktfähigen Mengen produziert werden. Eine Übergangszeit sei daher vorprogrammiert.
Auch Ecoms Manager Christlmaier meint, dass ein Termin für den Wechsel auf die neuen Formate derzeit nicht prognostiziert werden kann. »Zum jetzigen Zeitpunkt gehen wir davon aus, dass wir auch das Jahresendgeschäft mit den altbewährten Technologien bestreiten werden. Die Vergangenheit zeigt, dass derart grundlegende Änderungen nicht reibungslos ablaufen und sich der Zeitpunkt der Serienreife gewiss verzögert.«
Der Fachhandel kann die Entwicklung zwar gelassen angehen, steht aber in der Pflicht, seinen Kunden beratend zur Seite zu stehen. Spätestens ab Herbst stehen Unternehmen und Anwender vor der Entscheidung, ein aktuelles System im alten Design zu kaufen oder auf die neuen Komponenten zu warten.
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