Michael Urban forciert CE-Geschäft: »Targa« soll Europa erobern. Vor etwa einem Jahr übernahm Michael Urban die Actebis International Distribution. Die Eigenmarkenfertigung mit der Marke Targa belieferte vor allem Lidl mit PCs. Mittlerweile gibt es europaweit Konsumerprodukte mit dem Targa-Logo ? nicht nur bei Lidl.
Urban, bis September vergangenen Jahres Holding-Chef bei Actebis, fühlt sich wohl in seiner neuen Rolle. Zwölf Jahre Rückhalt durch den Otto-Konzern haben seinem Unternehmergeist offensichtlich nicht geschadet. Denn der 40-Jährige suchte nach seiner Demission nicht nach einer neuen abhängigen Position in einem anderen Konzern, sondern kaufte den Firmenmantel für die Accolo AG in Genf. Kurz danach wurde der spektakuläre Deal mit dem Actebis-Mutterkonzern Otto besiegelt: Urban übernahm die Actebis International Distribution (AID) und damit die Eigenmarke Targa. Außerdem den Eigenmarkenbereich des Serviceunternehmens Viatec, während die Distributionssparte bei Actebis verblieb.
Und so ist Urban zwar privat und als Eigentümer der Accolo AG in Genf ansässig geworden, pendelt aber noch immer regelmäßig zwischen Genfer See und Möhnesee. »Die Targa-PCs werden, wie unter Actebis auch, immer noch bei Schäfer in Dresden produziert. In einigen Bereichen, so beispielsweise bei der Logistik, ist Actebis in Soest als Dienstleistungspartner für uns tätig«, erläutert Urban. Auch die Accolo-Tochter Targa GmbH befindet sich in der Hand eines weiteren Ehemaligen: Neben Urban hält Matthias Klauke 50 Prozent der Gesellschafteranteile. Klauke war zuletzt bei Actebis Geschäftsführer für die AID. Beide teilen sich die Aufgaben in der Targa-Führung: Urban ist vor allem für Einkauf und Kundenakquise zuständig, Klauke für das Tagesgeschäft.
Entgegen seiner früheren Bereitschaft, offen über Planziele und Zahlen zu sprechen, gibt sich Neuunternehmer Urban mittlerweile zurückhaltender. »Der Firma geht es gut«, lautet die knappe Antwort. Auf jeden Fall sei Targa profitabel. Das würde bedeuten, dass in diesem Jahr das von Urban in einem CRN-Gespräch vor einem Jahr prognostizierte Umsatzvolumen von 300 bis 400 Millionen Euro erreicht worden ist. Realisiert wird dies mittlerweile nicht nur mit Desktop-PCs, Notebooks und Monitore, sondern auch mit Digicams, Zubehör und Konsumerprodukten im CE-Umfeld. Dabei schließt der Targa-Chef nicht aus, dass »in Zukunft noch weitere Produkte dazukommen, so zum Beispiel die ?Slimline?-DVD-Player inklusive Zubehör, die seit Montag bei Lidl für 69,99 Euro im Angebot sind«. Wenngleich Lidl nach wie vor Hauptkunde für Targa ist, legt Urban Wert auf die Feststellung, dass er auch andere Großabnehmer beliefere. Dazu gehöre beispielsweise auch die Verbundgruppe RIC. »Wir bieten auch verstärkt Braune Ware an.« Alles unter dem Targa-Logo.
Gern vergleicht der ehemalige Actebis-Chef seine Targa-Aktivitäten mit Medion, »ohne dass wir uns auch nur annähernd in der Größe messen können«. Doch in der Struktur seien beide Lieferanten vergleichbar. »Medion hat als Hauptkunden Aldi, wir Lidl. Medion liefert Technik im gesamten IT- und CE-Umfeld, wir streben das auch an.« Die Abhängigkeit von einem großen Discounter sieht Urban keinesfalls als Nachteil: »Natürlich versucht jeder das Beste für sich zu erreichen. Und natürlich spielt die Stückzahl eine große Rolle. Aber wir sagen auch Nein«.
Schon aus Prinzip müsse jeder Deal profitabel sein: »Wir verkaufen Leistung, also zum Produkt auch die Garantie für einen perfekten Service. Es gab und gibt immer wieder Anbieter, die am Service sparen, damit sie ihre Produkte billiger abgeben und mit Umsatzrenditen von über zehn Prozent protzen können. Aber das hat sich immer dann als Bumerang erwiesen, wenn der Umsatz mal runter ging. Dann fehlten nämlich die Mittel für den Service und andere notwendigen Rückstellungen.« Deshalb kalkuliert Urban bei jedem Produkt eine Ausfallrate mit ein, um Pick-Up-Service oder auch Vor-Ort-Service garantieren zu können. »Diese Zuverlässigkeit spricht sich bei unseren Kunden schnell herum und macht uns zu einem verlässlichen Partner.«
Diese Partnerschaft möchte Urban noch weiter ausbauen. »Wir rechnen mit einem moderaten Wachstum, auch in der momentan nicht leichten Situation.« Besonders in Deutschland macht er eine starke Kaufzurückhaltung bei den Konsumenten aus. Deshalb sieht er die Expansion im europäischen Ausland als ausgesprochen wichtig an. Noch erwirtschaftet er in Deutschland einen wesentlichen Umsatzanteil, doch das Hauptgeschäft wird laut Urban schon jetzt im Ausland generiert. Nicht nur in den westeuropäischen Staaten, sondern auch in den neuen EU-Beitrittsländern wie Tschechien und Polen.
Um für die Zukunft gerüstet zu sein, will Urban das Targa-Angebot noch weiter ausbauen. »Wir werden noch stärker in die Consumer Electronic einsteigen.« Außerdem in neue Absatzmärkte bei weiteren Großabnehmern sowie in weiteren Ländern. Grundsätzlich sieht Urban für den Absatz von B-Marken-Produkten gute Chancen: »Die Endkunden haben in den vergangenen Jahren gemerkt, dass B-Brands gute, teilweise sogar bessere Qualität aufweisen, als manche A-Brands. Dazu beigetragen haben auch Fachzeitschriftentests, die Targa-Produkte sehr gut benotet haben.« Da die Preise teilweise rund 30 Prozent unter den A-Brands liegen, sei Targa gerade für jene Kunden interessant, die nicht aus Imagegründen eine besondere Marke präferieren.
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