Migration im Grossformat
Migration im Grossformat. Der Elekronikkonzern Siemens migriert auf eine neue Version des E-Mail-Systems Exchange. Spezielle Management-Software erleichtert dabei die Handhabung der komplexen Gruppenstrukturen.

Migration im Grossformat
Während früher die Gelbe Post vom Schreibtisch in die Ablage oder gleich in den Papierkorb wanderte, braucht es für das elektronische Postfach ein intelligentes Management, um mit den wachsenden Datenbergen umzugehen und die Folgen für Speicherkosten, Geschwindigkeit des Backups und den Arbeitsaufwand für Administratoren überschaubar zu halten. Dementsprechend wichtig ist eine Infrastruktur, die den E-Mail-Verkehr an die Geschäftsbedürfnisse anpasst. Jedoch läuft die elektronische Post vielerorts noch auf veralteter Basis. Da Microsoft für das Betriebssystem Windows NT und die E-Mail-Software Exchange 5.5 den regulären Support nicht mehr verlängert, ist es für Unternehmen in diesem Fall höchste Zeit zu wechseln.
Ein solches Projekt hat der Elektronik-Riese Siemens in Angriff genommen: Der Konzern plant, die 417000 Benutzer aus mehr als 100 Geschäftsbereichen auf der ganzen Welt von Microsoft Exchange Version 5.5 auf Exchange 2003 zu migrieren. Für die Umstellung, die im Herbst 2005 abgeschlossen sein soll, holte sich das Unternehmen mit Sitz in München Unterstützung bei Quest Software, einem Hersteller von Management-Software aus Kalifornien.
Das Exchange-Netzwerk von Siemens war ursprünglich Abteilung für Abteilung aufgebaut worden, ohne dass man sich um eine zentralisierte Administration Gedanken gemacht hätte. So waren über 150 Exchange-Organisationen für die einzelnen Abteilungen eingerichtet worden, als das Netzwerk Ende der neunziger Jahre zum letzten Mal auf den neuesten Stand gebracht wurde. Diese separaten Organisationen machten es Siemens schwer, das Active Directory von Microsoft optimal zu nutzen, in das kurz zuvor investiert worden war. Dieses Verzeichnis ermöglicht den Benutzern den gemeinsamen Zugriff auf Kalender, Adressbücher und öffentliche Ordner über das gesamte Unternehmensnetzwerk hinweg - vorausgesetzt, dass sich alle Benutzer innerhalb derselben Organisation befinden. Zersplitterte Gruppenstrukturen und unkontrollierte Dezentralisierung stehen dem entgegen.
Ohne Unterbrechung
Dieter Reinersmann, Chief Information Officer Workplace bei Siemens und verantwortlich für die Exchange-Implementierung, erklärt, dass man sich schließlich für den Aelita Exchange Migration Wizard von Quest entschieden habe, um die Probleme bei der Exchange-Migration zu lösen. Dieses Hilfsprogramm ermöglicht den IT-Mitarbeitern von Siemens, die alten Datensätze und Mailboxen aus Exchange 5.5 zu behalten, während sie gleichzeitig das neue System mit Exchange 2003 einrichten. Das bedeutet, dass die Benutzer auch während des Transfers weiterhin ihre E-Mails erhalten und ihre Adressbücher nutzen können. Die Systeme müssen nicht vollständig heruntergefahren werden. Da die neuen Exchange-Server also ohne Unterbrechung für die Siemens-Mitarbeiter installiert werden können, nehmen diese die Änderung kaum wahr.
»Wir hätten das nicht alleine schaffen können«, begründet Reinersmann rückblickend die Entscheidung für den Exchange Migration Wizard von Quest. Dafür brauche man umfassendes Exchange-Know-how. Siemens verwendet die Quest-Software, um die Accounts von fast 300000 Exchange-Benutzern in den größten Geschäftsbereichen zu konvertieren, während in den kleineren Abteilungen einige der in Exchange enthaltenen Migrations-Tools zum Einsatz kommen. Diese nativen Hilfsprogramme von Exchange waren jedoch nicht für das gesamte Unternehmen von Nutzen, da sie mit den bereits vorhandenen unterschiedlichen Exchange-Organisationen nicht zurechtkamen.
Im Zuge der Migration wird Siemens die Anzahl der Exchange-Organisationen reduzieren. Von derzeit 2500 Exchange-Servern sollen nur ungefähr 700 übrig bleiben - mit entsprechenden Auswirkungen auf laufende Kosten. Siemens hat den Exchange Migration Wizard ein Jahr lang gründlich getestet und mit seinem Einsatz für die Migration vor einem halben Jahr begonnen. Gegenwärtig stehen die Kosten für das Projekt noch nicht abschließend fest, aber nach Angaben von Reinersmann hat sich der Exchange Migration Wizard bereits bezahlt gemacht. Wer Ähnliches vorhat, sollte Zeit in die Vorbereitung stecken, rät der IT-Manager: »Sorgfältige Planung ist die Voraussetzung dafür, dass die Migration reibungslos funktioniert.«