Mit einem Partnermodell aus der Krise. Dass die Lage in der IT-Branche seit Jahren angespannt ist, wie das Management der zur Siemens Business Services gehörenden Tochter Sinitec vergangene Woche verlautbaren ließ, überrascht eigentlich niemanden. Die eigentliche Überraschung ist, dass man bei SBS lange Zeit nicht auf die Marktentwicklung reagiert hat.
Nun versucht man mit einem Paukenschlag und unter Hochdruck die Firma zu sanieren. Mehr als die Hälfte der Belegschaft muss gehen, Standorte werden geschlossen, an einer wettbewerbsfähigen Kostenstruktur und an einem neuen Servicekonzept gearbeitet (siehe Titelgeschichte). Vertragliche Verpflichtungen gegenüber Kunden sollen trotzdem ohne Einschränkungen eingehalten werden. Wie das gehen soll? Fehlanzeige.
Das Beispiel Sinitec zeigt, dass bei weitem nicht alle Anbieter von IT-Services in Deutschland ihre Restrukturierungen abgeschlossen haben. Gerade dem Branchenriesen SBS steht möglicherweise ein tiefer greifender Umbau sogar noch bevor. Das legen die schlechten Ergebnisse dieser Siemens-Sparte nahe (siehe Artikel auf Seite 16), die wieder einmal Spekulationen nähren, der Konzern könnte sich von der mit Verlusten arbeitenden IT-Tochter trennen. Ähnliche Gerüchte werden auch seit langem über T-Systems kolportiert, zumal die jüngsten Ergebnisse der Telekom-Tochter auch nicht gerade überzeugen. Solche aus Sicht von Börsenanalysten getriebenen Überlegungen sind wenig überzeugend, denn schließlich sind IT-Services gerade kein zyklisches Geschäft wie Halbleiter, von dem sich Konzerne wegen des Risikos stark schwankender Umsätze trennen sollten.
Die zweite Überraschung lieferte Sinitec mit dem Nachsatz, man werde ein zukunftsfähiges Portfolio aus einem Mix von eigenen und gemeinsam mit Partnern erbrachten Dienstleistungen anbieten. Das lässt aufhorchen, denn solche Partner-Konzepte sind bislang eher von kleineren IT-Service-Häusern bekannt, die jeweils ihr Know-how oder ihre regionalen Stärken bündeln. Aus Wettbewerbern werden Kooperations-partner ? keine schlechte Alternative zu voreiligen Verkaufsplänen von schwächelnden IT-Konzerntöchtern.