Zum Inhalt springen

Mobile IT erfordert Planung

Mobile IT erfordert Planung Mobilität wird immer mehr zu einer Kernforderung an die Mitarbeiter und damit auch die IT. Ob Anbindung an Unternehmensapplikationen oder mobile Nutzung der E-Mail: Optimale Einsatzergebnisse erzeugt nur eine durchdachte Strategie.

Autor:Redaktion connect-professional • 8.3.2007 • ca. 5:20 Min

Professionelle Anwender werden mobil. Das bedeutet auch Veränderungsdruck für die IT-Infrastruktur: Immer mehr Firmen wollen, dass ihre nomadisierenden Mitarbeiter von unterwegs möglichst auf alles zugreifen, was sie sonst auch an ihrem Firmenarbeitsplatz nutzen. Dazu benötigen sie mobile Daten- und E-Mail-Anwendungen. Konvergenz ist folgerichtig das Thema der Stunde. Das ergab zum Beispiel eine weltweite Umfrage von AT&T in Zusammenarbeit mit Economist Intelligence Unit, einem auf Marktforschung spezialisierten Bereich der Economist Group. 84 Prozent der Befragten sehen in Konvergenztechnologien einen entscheidenden Faktor für das Erreichen strategischer IT- und Unternehmensziele. Mobile E-Mail- und Datenlösungen, womöglich verbunden mit Unified Communication, sind geradezu prototypisch für diese Entwicklung. Wie verbreitet solche Lösungen sind, welche Einsatzszenarien Anwender bevorzugen, welche Vorteile ihr Einsatz bietet und welche Schwierigkeiten auftreten, ließ Orange Business Services im vierten Quartal 2006 untersuchen. Berlecon, ein deutsches Marktforschungsunternehmen, warf in einer aktuellen Studie (Mobile E-Mail: Strategien für Unternehmen) einen detaillierteren Blick auf den Mobile-Mail-Markt. Ein zentrales Thema der Studie sind neben der Untersuchung der diversen marktgängigen Produkte Themen, die bei der Erarbeitung einer tragfähigen Langfriststrategie beachtet werden sollten. Was nun denken CIOs heute über mobile Datenlösungen? Bei der Orange-Untersuchung wurden im Auftrag des Providers die CIOs von 650 Unternehmen in Deutschland, Österreich, Skandinavien, Italien, Belgien, der Schweiz und dem östlichen Mitteleuropa befragt. Die Frage nach dem Anteil der mobilen Mitarbeiter offenbart, dass ein nomadisiertes Berufsleben für viele längst Realität ist: Bei 58,2 Prozent der befragten Firmen arbeiten schon heute zwischen zehn und 25 Prozent der Angestellten mobil. Bei 23,9 Prozent der Unternehmen sind es derzeit bereits mehr als ein Viertel der Angestellten. In Zukunft soll sich der Anteil der nomadisierenden Workforce noch weiter erhöhen: Auf die Frage, wie viele Mitarbeiter 2008 voraussichtlich einen mobilen Arbeitsalltag haben werden, kreuzten 32,9 Prozent die Kategorie »über 25 Prozent« an und damit rund zehn Prozent mehr als bei der Frage, die sich auf 2006 bezog.

IT-Mobilität wird Alltag
Berlecon ermittelte schon im letzten Jahr innerhalb einer anderen Studie zum Thema Konvergenz (VoiP, Messaging, Mobile Mail & Co.) Ergebnisse, die die Bedeutung mobiler Mail- und Datenanwendungen eindrucksvoll untermauern. Es zeigte sich, dass rund 64 Prozent der befragten deutschen Firmen mit mehr als 500 Mitarbeitern aus bestimmten Schlüsselbranchen bereits Mobility-Lösungen im Einsatz haben. 54 Prozent nutzten mobile E-Mail. Diese Lösungen sind also schon sehr verbreitet. Wer Mobility in die Infrastruktur integriert, nimmt dafür laut der Untersuchung von Orange eher weniger als mehr Provider in Anspruch: Gut die Hälfte der Befragten der Orange-Studie hat bei Mobile Voice weniger als fünf Anbieter unter Vertrag, ein Viertel (25,4 Prozent) kommt sogar mit nur einem Anbieter aus. Bei mobilen Daten verarbeitenden Applikationen fällt anscheinend die Beschränkung auf einen Anbieter schwerer: Hier kommen nur 13,4 Prozent mit einem Partner aus, 71,7 Prozent nutzen bis zu fünf, aber nur knapp 15 Prozent mehr als fünf. Die wichtigsten mobilen Geräte sind eindeutig Mobiltelefon (34,7 Prozent) und Laptop (30,6 Prozent). Der berühmte Blackberry fand sich nur bei 2,1 Prozent der befragten Unternehmen, und auch die heftig beworbenen Smartphones finden sich derzeit eher selten (4,8 Prozent). Wird ein Provider für mobile Datendienste ausgewählt, stehen die Aspekte Reichweite (38,8 Prozent), Preis (35,8 Prozent und Servicequalität (34,3 Prozent) eindeutig im Vordergrund, für die Meinung von Analysten interessiert sich dagegen kaum jemand. Nur für 4,5 Prozent ist ein Analystenstatement das wichtigste Kriterium der Kaufentscheidung. Das bedeutendste Anwendungsfeld der mobilen Lösungen ist die Unterstützung der extern im Kundendienst tätigen Mitarbeiter (59,7 Prozent). Demgegenüber fallen Telemetrielösungen, Location-Based-Anwendungen oder sensorische Netzwerke mit unter 20 Prozent der Nennungen weit zurück. Erstaunlich klingt, dass die befragten Firmen oft nicht wissen, was sie ihre mobilen Lösungen tatsächlich kosten: Bei den Themen Remote Access, Mobile Geräte und Mobile Sicherheit waren jeweils um die 40 Prozent der Befragten darüber nicht informiert. Und das, obwohl Kostenreduktion doch über Jahre das Lieblingshobby der IT-Verantwortlichen war. Wer mobile Datendienste nutzt, lässt sie in aller Regel (79 Prozent) von der internen IT verwalten. Bei 19,4 Prozent sind lokale oder regionale IT-Spezialisten für die Administration zuständig, zwei Prozent lassen die IT-Administratoren außen vor und kümmern sich direkt um das Thema. Als Vorteile des Einsatzes mobiler Datenapplikationen stellt die Studie mehr Flexibilität (92,5 Prozent) und ­höhere Produktivität der Mitarbeiter (94 Prozent) heraus. Immerhin 58,2 Prozent loben den besseren Kundenservice. Demgegenüber fallen neue Geschäftsmöglichkeiten und die Erfüllung des Business Contingency Plans (jeweils unter 30 Prozent) deutlich zurück.

Blackberry ist nicht mehr allein
Dass die Einrichtung mobiler Mail- und Daten-Applikationen die Anwender häufig vor verwirrende Fragen stellt und dass es wichtig ist, die eigene Situation genau zu analysieren, bevor eine Entscheidung getroffen wird, geht aus der oben bereits genannten Studie hervor. Der Blackberry ist, so Berlecon, zumindest seit 2006, durchaus nicht mehr die allein seligmachende Alternative. ­Andere wichtige Player wie Microsoft (Service Pack 2 für Exchange Server 2003/Messaging und Security Feature Pack MSFP), Nokia (Intellisync), Sybase (Anywhere Onbridge), IBM (Websphere Everywhere Access) oder Motorola (Good Technology) betreten die Arena, auch Hosting-Solutions treten zum Platzhirsch der Mobile-Mail-Branche in Konkurrenz. Alle diese Applikationen erfordern größeren Aufwand: Hard- und Software muss beschafft werden, oft stehen aufwändige Integrationsprozesse an. Nur kurzfristig und für kleinere Anwenderzahlen, so die Analysten, eignen sich nämlich einfache Anwendungen wie etwa Webmailer, die kaum Kosten für Software, Pflege oder Installation verursachen. Wer eine langfristige und unternehmensweite Lösung will, muss seine Prioritäten klären: Geht es in erster Linie um Unified Communication, steht die Sicherheit im Mittelpunkt oder soll eine eher heterogene Ge­räte- und Anwendungslandschaft in die Lösung eingebunden werden?

Datenver­schlüsselung reicht nicht
Besonders wichtig ist allerdings, dass sich die Lösung in die bisher vorhandene IT-Architektur einfügt, also mit Endgeräten, Software und anderen IT-Ressourcen kompatibel ist. Ein besonders heikles Thema ist hier das Verhältnis der Mobil-Lösung zur vorhandenen Groupware, die ja ansonsten für den E-Mail-Verkehr zuständig ist. Hier zeigen sich die Grenzen von Lösungen, die an die vorhandene Groupware eng angebunden sind wie beispielsweise die von Microsoft. Sind mehrere Groupwares im Gebrauch, kommen nur Lösungen in Frage, die auch tatsächlich alle Plattformen unterstützen, die in Zukunft weiterlaufen sollen. Hier hilft wohl nur der teurere Middleware-Ansatz. Hinsichtlich der Datensicherheit gilt es laut Berlecon, sowohl die Sicherheit der Endgeräte als auch der gesamten Abfrageprozesse zu garantieren. Dafür ist die Verschlüsselung der Daten schon beinahe selbstverständlich, aber nicht ausreichend. Für hohe Sicherheitsan­forderungen empfiehlt Berlecon eine Middleware-Lösung, die auf einem Server in einer geschützten Zone installiert ist, während die eigentlichen Server hinter der Firewall bleiben. Dass bei der Fülle der Anforderungen und bei der Komplexität des Themas manche Anwender zögern, mobile Datendienste einzuführen, darf eigentlich nicht verwundern. Die Gründe ­dafür ließ Orange Business Services im Detail eruieren. Danach verzichten ­Anwender auf mobile Services vor allem dann, wenn die wirtschaftlichen Anreize fehlen (36,5 Prozent). Sicherheitsbedenken (31,7 Prozent) und Zweifel an der Zuverlässigkeit (28,6 Prozent) nehmen Platz 2 und 3 der ­Hitliste ein. Fehlende Strategien und fehlendes internes Know-how dagegen schrecken jeweils nur unter zehn Prozent der Befragten vom Einsatz mobiler Datenlösungen ab.