Moderne IT - mehr Zeit für die Pflege

22. Februar 2007, 16:08 Uhr |
Die Diakonie Kork ist ein überregionales Zentrum für die Behandlung, Pflege und Ausbildung epilepsiekranker Menschen.

Moderne IT - mehr Zeit für die Pflege Die Diakonie Kork gehört zu den überregionalen Zentren, die sich mit der Behandlung und Pflege schwer epilepsiekranker Menschen beschäftigen. Die veraltete IT wurde jetzt durch ein modernes Rechenzentrum abgelöst.

Ambulante und stationäre Diagnostik und Therapie, Rehabilitation, aber auch Forschung und Lehre – das Tätigkeitsspektrum der Diakonie Kork Epilepsiezentrum ist so vielfältig wie anspruchsvoll. Dank eines modernen Rechenzentrums können Behandlungs- und Verwaltungsprozesse heute deutlich funktionaler und effizienter gestaltet werden. Die innovative IT-Struktur und -Organisation schafft Freiräume für die Kernaufgaben der Diakoniemitarbeiter – die Behandlung, Förderung und Pflege von Menschen mit körperlicher Behinderung und Epilepsie, aber auch das miteinander Leben, Lernen und Arbeiten. Die IT-Infrastruktur der Einrichtung war Schritt für Schritt gewachsen. Das führte letztlich zu einer heterogenen Umgebung, die die Anforderungen der Anwender immer weniger befriedigen konnte und kaum zu verwalten war. »Uns war klar, dass selbst umfangreiche IT-Erweiterungsinvestitionen nicht reichen würden. Gefordert war stattdessen eine komplette Neustrukturierung von IT-Architektur und IT-Organisation«, berichtet Markus Haberstroh, IT-Leiter der Diakonie Kork. Die Neuausrichtung verfolgte ehrgeizige Ziele: Durch eine konsequente IT-Konsolidierung sollten Funktionalität und Kosteneffizienz der Informationstechnologie spürbar steigen, und das Support-Angebot für die etwa 300 IT-Anwender sich deutlich erweitern. Eine Aufgabe, die aufgrund der komplexen Struktur der unterschiedlichen Geschäftsbereiche der Diakonie Kork nicht nur viel Fachkompetenz, sondern auch einschlägige Erfahrungen erforderte. Diese Voraussetzungen erfüllte das Aichtaler IT-Beratungs- und Systemhaus Epace. Epace legte im Februar 2005 ein gegliedertes Grobkonzept vor, mit dessen Umsetzung im August 2005 begonnen wurde. Damit solche Projekte erfolgreich im Zeitplan abgeschlossen werden können, braucht man ein kompetentes Team aus unterschiedlichen Partnern, die eng zusammenarbeiten müssen. Dazu kommen eine gute Projektplanung und Abstimmung. Ein solcher Partner wurde mit dem badischen IT-Systemhaus Leitwerk aus Appenweier gefunden.

Neue Server, neues ­Rechenzentrum
Das Konzept kombinierte die Implementierung einer neuen, homogenen Server-Infrastruktur mit einer Zentralisierung der IT-Komponenten und der IT-Administration in einem neu zu errichtenden Rechenzentrum. Das nötige Investitionsvolumen wird über ein Lea­sing-Modell des Münchner Finanzierungsspezialisten Comprendium aufgebracht. »Es handelt sich dabei um ein klassisches Technologie-Leasing mit einer Laufzeit von fünf Jahren. Die monatlichen Leasing-Raten ermöglichen der Diakonie eine klare Kostenkontrolle. Das Modell ist so ausgelegt, dass bei Bedarf innerhalb der Laufzeit notwendige Reinvestitionen problemlos abgewickelt werden können«, erklärt Thomas Brach, Geschäftsführer von Epace und verantwortlicher Projektleiter. Ebenfalls abgedeckt ist ein Zuwachs der betreuten IT-Arbeitsplätze um jährlich zehn Prozent. Der Aufbau des Rechenzentrums in einem ehemaligen Kühl- und Lagerraum des Diakonie-Verwaltungsgebäudes begann mit ersten Bauarbeiten im November 2005. Ausgestattet wurde das RZ nach neuesten Erkenntnissen. Leistungsfähige Brandschutz-, Lüftungs- und Klimaanlagen zählen ebenso zur Ausstattung wie unterbrechungsfreie Stromversorgungen oder eigens auf­gebaute Betonsockel, auf denen mo­derne APC-Server-Schränke aufgestellt wurden. Im Januar 2006 begann die eigentliche RZ-Implementierungsphase, die im Mai 2006 abgeschlossen wurde. Bestückt sind die Serverracks durchgängig mit derzeit 36 Servern von Hewlett-­Packard. »Wir haben uns für eine homogene Serverlandschaft entschieden, um zum einen Inkompatibilitäten zu vermeiden, andererseits aber auch die Administration zu erleichtern«, so Brach. Drei unterschiedliche Server-Modelle werden eingesetzt: HP DL360 Server werden für die Windows-Infrastrukturdienste wie beispielsweise Active Directory genutzt. Für rechenintensivere Serverdienste wie SQL oder Exchange verwendet das Rechenzentrum leistungsstärkere HP-DL380-Systeme. Das ERP-System – es handelt sich um das für soziale Einrichtungen entwickelte Produkt VIA-S des Dortmunder Softwarehauses Dobrick+Wagner – läuft auf einem Server der Modellreihe HP DL580. Während früher unterschiedlichste Microsoft Betriebssysteme, Linux-Derivate und auch Sun Solaris genutzt wurden, ist die Serverlandschaft heute durchgängig auf Windows Server 2003 konsolidiert. Die einzige Ausnahme ­bildet die Patientendatenverwaltung auf Sun Solaris.

Hohe ­Sicherheitsansprüche
Auch die hohen Sicherheitsansprüche des sozialen Bereichs, insbesondere im klinischen Umfeld, wenn es beispielsweise um den Zugriff auf Patientenakten geht, wurden beachtet. Dazu dienen Sicherheitslösungen für den Internet-Zugriff wie der WebWasher von Secure Computing mit integriertem Web-Fil­tering, Anti-Spam und Content Schutz und eine SSL VPN-Lösung von Juniper Networks. Wichtig war auch die Datensicherung. Die hochskalierbare SAN-Infrastruktur hat derzeit ein Speichervo­lumen von zwei Terabyte. Die ein­gesetzten RAID 5- und RAID-10-Sys­teme werden mit der Software Netvault von Bakbone auf eine Shared Virtual Tape Library mit anschließender Duplizierung auf eine LTO3 Tape-Library gesichert. Ausschlaggebend für die Auswahl waren die Interoperabilität mit verschiedenen Betriebssystemen und Netztopologien, die einfache Verwaltung, Modularität und das gute Preis-/Leistungsverhältnis. Wegen ihrer Modularität kann man die Software so modifizieren, dass eine Vielzahl neuer Datenbankversionen, Betriebssystemversionen, Bandbibliothekgeräte und anderer Anwendungen unterstützt werden. Durch die Virtual Tape Library stieg der Datendurchsatz beim Backup und vor allem auch beim Restore bis auf das Sechsfache. Für die Anpassung und Veröffentlichung eines neuen ­Plugins wird viel weniger Zeit benötigt. Dadurch lässt sich die Standzeit von Netvault in den IT-Abteilungen ver­längern. »Dies wiederum senkt die IT-Kosten. Man braucht weniger neue ­Lösungen, während sich die IT-Um­gebungen verändern und die Kosten von Systemausfällen sinken, weil die Downtime sehr abnimmt«, erklärt ­Oliver Möcklin, Geschäftsführer bei Leitwerk. Nach dreimonatigem Betrieb zieht Rechenzentrumsleiter Markus Haberstroh ein durchgängig positives Resümee. »Durch die moderne IT-Infrastruktur unseres neuen Rechenzentrums und die zentrale Organisationsstruktur kann die IT-Abteilung nun als leistungsfähiger Dienstleister im eigenen Unternehmen auftreten.« Als Beispiele nennt Haberstroh die Bereit­stellung von IT-Dienstleistungen auf Basis klar definierter Service Level Agreements (SLAs) und die Einrichtung eines Support Helpdesks. Dorthin können sich die Anwender mit IT-spezifischen Problemen, Fragen und An­re­gungen wenden. Ein Service, der den Mitarbeitern der Diakonie mehr Zeit für ihre wesentliche Aufgabe lässt – die Schaffung einer Atmosphäre des Vertrauens, in der es keine »Fälle«, sondern nur Menschen mit speziellen Bedürfnissen gibt. »Es ist ein wichtiger Bestandteil ­unseres Selbstverständnisses als Dia­konie, kontinuierlich neue zukunfts­fähige Konzepte zu entwickeln. Mit dem Aufbau des neuen Rechenzentrums sind wir diesem Anspruch einmal mehr gerecht geworden«, resümiert Haberstroh.

Siegfried Dannehl ist freier Journalist in München


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