.Net: ERP-Hersteller auf .Net-Kurs

26. Februar 2004, 0:00 Uhr |

.Net: ERP-Hersteller auf .Net-Kurs. Für Drittanbieter ist es eine interessante Alternative, ihre Anwendungen auf der Basis von .Net zu entwickeln, damit Web Services zu nutzen und ihren Kunden eine moderne Lösung anbieten zu können. Dafür nehmen sie in Kauf, die Überzeugungsarbeit zugunsten der .Net-Lösung ohne große Herstellerunterstützung übernehmen zu müssen. Drei Hersteller von Unternehmenssoftware haben sich für .Net entschieden und sind interessiert an Systemhäusern mit .Net-know-how.

.Net: ERP-Hersteller auf .Net-Kurs

Gleichgültig ob von SAP, Sage KHK oder Microsoft selbst ? die meisten der gängigen ERP-Systeme haben einen Fehler: Sie beruhen im Kern auf recht betagtem Code. Kunden und Handelspartner müssen damit rechnen, dass der Support in den nächsten Jahren ausläuft und sie das System ersetzen oder zumindest runderneuern müssen. Doch eine Reihe kleinerer, innovativer deutscher Software-Häuser hat neue Wege beschritten und entwickelt ERP-Lösungen für den Mittelstand auf der Basis von .Net. Dazu zählen unter anderen Myfactory, AP Automation + Productivity und Step Ahead. Ihre Lösungen sind von Microsoft bereits mehrfach ausgezeichnet worden und zählen auch weltweit zur besten .Net-Partner-Software.

»Das Microsoft Business Framework erleichtert uns schlichtweg die Programmierung«, begründet Oliver Gürtler, Vorstand der Step Ahead AG, seinen Beweggrund, auf .Net zu setzen. Zudem spreche die Integration der eigenen Produkte untereinander für Microsoft. So sieht es auch Harald Witte, Vorstandsvorsitzender der AP AG: »Wir hätten alternativ auch für Websphere entwickeln können. Aber im Java-Bereich sind die Produkte nur schwer unter einen Hut zu bringen. Selbst wenn IBM drauf steht, handelt es sich oft de facto um Software verschiedener Hersteller.« Für Frank Türling, Vorstandsvorsitzender von Myfactory, hingegen stellte sich die Frage nach einer Alternative zu einem Microsoft-System erst gar nicht. »Wir kommen aus der Microsoft-Welt und haben uns schon für .Net entschieden, als Microsoft gerade eben die Strategie definierte.«

Die Zufriedenheit mit einer Technologieplattform hängt zu einem Gutteil daran, wie zuverlässig die Entwicklungspartner mit Informationen und bei Problemen unterstützt werden. Hier heimste Microsoft durchweg gute Noten ein: Sowohl mit den Trainings als auch dem technischen Support zeigen sich alle drei zufrieden.

Nacharbeiten müssen die Redmonder allerdings dringend beim Marketing. »Die Unterstützung bei der Vermarktung könnte besser sein«, bemängelt Witte. Nicht einmal die Referenz des .Net-Award für die weltweit beste Partner-Lösung brachte Witte bei deutschen Kunden sonderliche Vorteile. Der Brand .Net ist zwar innerhalb der Entwickler-Communities ein fester Begriff, bei den Kunden wurde er jedoch noch viel zu wenig kommuniziert und wird deshalb auch nicht als Qualitätsmerkmal wahrgenommen. Das liegt daran, dass Microsoft in der aktuellen Phase seine Marketing-Power marketingtechnisch immer noch vorrangig im Developer-Segment konzentriert und noch nicht auf den Endkunden. Deutschland ist demnach noch lange nicht so weit wie die USA, was die Akzeptanz für neue Technik angeht.

Gute Noten für Support, schlechte für?s Marketing

Witte erwartet ein Umdenken auf breiter Front erst in ein bis zwei Jahren. Die Redmonder sollten sich also schleunigst um Marketing-Aktivitäten in Richtung Endkunden kümmern. Immerhin verspricht der Hersteller im Rahmen des neuen Partnerprogramms verbesserte Marketing-Unterstützung für die .Net-Partner. »Auf dem neuen Partnerportal werden wir besonders innovative Partnerlösungen vorstellen«, erklärt Wolfgang Brehm, Abteilungsleiter Partner Program & Sales Group, Microsoft Deutschland.

Dementsprechend springen in Deutschland in erster Linie technisch interessierte, moderne Unternehmen auf das Verkaufsargument .Net an ? das gilt für Endkunden und Partner. Diesen Umstand macht sich Myfactory zu Nutze und verfolgt bei der Kundenansprache eine interessante Nischenstrategie: »Die Mehrzahl der deutschen Mittelständler ist technisch unbedarft: Wir hingegen fokussieren uns genau auf die Minderheit, die bemüht ist, stets auf dem aktuellen Stand zu bleiben«, erklärt Türling. Der Karlsruher ERP-Spezialist AP, der in erster Linie kleine Unternehmen im Visier hat, hofft auf einen Nachfrageschub durch den Launch des Small Business Server 2003. »Denn der SBS 2003 ermöglicht diesen mittelständischen Kunden einen preiswerten Einstieg in die .Net-Technologie«, meint Witte.

Die Fachhandelspartner finden .Net jedenfalls attraktiv. Myfactory hat bislang schon 80 Fachhandelspartner für seine Produkte gewonnen und will diese Zahl bis Jahresende verdoppeln: »Wir suchen in erster Linie technologie-orientierte Partner, die Erfahrung mit ERP-Lösungen mitbringen«, betont Türling. .Net-willige und -erfahrene Partner braucht auch AP. Der Hersteller will bis zu 30 Vertriebspartner an Bord nehmen. Das Unternehmen hat dafür im Oktober ein zentrales Partnermanagement eingeführt. »Auf der Cebit werden wir sicherlich mit einigen potenziellen Partnern ins Gespräch kommen«, hofft Witte. Auch Gürtler baut auf die Cebit als Quelle für Händlerkontakte. Mit guten Karten, schließlich wurde die Steps-Lösung von Microsoft höchstselbst als Alternative für Apertum-Händler genannt, die ihren Kunden eine moderne Lösung bieten wollen.

Zur Branchenmesse in Hannover präsentieren die drei .Net-Spezialisten neue Versionen ihrer Software, welche die Vorteile von Web Services nutzt und Windows-Anwendern eine vertraute Benutzerführung bietet. So steht etwa bei AP die Version 4.0 der ERP-Lösung P2Plus, die vor allem für Fertigungsindustrie und Handel ausgelegt ist, im Blickpunkt. Diese enthält die neuen Features und das Look-and-Feel von Microsoft Windows 2003 und Office 2003 sowie die aktuellen XML- und Web Services Standards. Im Vordergrund der neuen Version von Steps Business Solutions von Step Ahead stehen dagegen E-Bay-Intergration und User Helpdesk. Bei Myfactory liegt der Fokus auf neuen Funktionen: »Bisher hatten wir da Defizite«, gibt Türling zu.

Auch in der weiteren Zukunft wollen Myfactory und AP weiter auf .Net setzen. Step Ahead gibt sich da offener: »Die nächsten Schritte wollen wir gemeinsam mit Microsoft gehen«, betont Gürtler. »Aber wir schließen Alternativen nicht aus.«

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INFO

Microsoft GmbH
www.microsoft.com/germany

AP Automation + Productivity AG
www.ap-ag.de

Step Ahead AG
www.stepahead.de

Myfactory Software GmbH
www.myfactory.de


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