Nicht immer macht’s die Größe
Kommunikationssysteme – Mailserver beziehungsweise Groupware-Plattformen wie Exchange-Server oder IBM-Domino sind mächtige, komplexe Produkte. Für Organisationen, die den damit verbundenen Konfigurations- und Verwaltungsaufwand scheuen, gibt es andere Möglichkeiten – Produkte aus der zweiten Reihe, die das Zeug dazu haben, gegen die Großen anzutreten.
Die in dieser Ausgabe der Network Computing getesteten Produkte (siehe Vergleichstest auf den folgenden Seiten) sind allesamt auf Standards basierende Mailserver, welche die Protokolle SMTP, POP3 und Imap4 unterstützen. Damit erfüllen sie schon die Mindestvoraussetzung eines Mailservers. Für den Zugriff auf ihre Mailboxen benötigen die Benutzer bei diesen Produkten keinen speziellen E-Mail-Client; sie können ihren bevorzugten Client weiter benutzen, vorausgesetzt, er unterstützt die Standards.
Das Angebot der meisten Mailserver schließt außerdem Client-Software ein, die einen Zugriff via Web-Browser gestattet. Wer auf diese Art des Zugriffs Wert legt, der sollte den angebotenen Web-Client genau untersuchen, denn es gibt große Unterschiede im Funktionsumfang. Einige Angebote, beispielsweise die von Ipswitch und Alt-N, sind fette Web-Clients, die mit Outlook konkurrieren können. Sie bieten nicht nur Zugriff auf E-Mail, sondern unterstützen auch private und öffentliche Ordner, Aufgabenplanung und Gruppenterminplanung. Andere Web-Clients beschränken sich auf das absolut Nötige und bieten außer dem Zugriff auf die Mail und einem persönlichen Terminkalender nichts weiter. Ob die Benutzer Goupware-Funktionen nutzen können, ist natürlich nicht nur eine Sache des Web-Clients, sondern richtet sich vor allem danach, ob der Mailserver als solcher diese Funktionen unterstützt. Bei einigen Produkten geht die Unterstützung so weit, dass nach Installation eines Add-ons die vollständige Groupware-Funktionalität von Microsoft-Outlook nutzbar ist. Wer sich also nicht von Outlook und dessen Funktionalität trennen möchte, der halte nach einem entsprechenden Mailserver Ausschau – »MDaemon-PRO« ist ein geeigneter Kandidat.
Nahezu alle Mailserver authentifizieren Benutzer gegenüber einer eigenen Datenbank. Die meisten unterstützen aber auch externe ODBC-Datenbanken, LDAP, Active-Directory und SSL-Authentifikation. Ein sich gut in Active-Directory integrierendes Produkt erleichtert natürlich die Benutzerverwaltung. M-Daemon beispielsweise überwacht Änderungen der Benutzerkonten einer Active-Directory-Domäne und reagiert entsprechend.
Sicherheit wird groß geschrieben
Ein sehr wichtiger Aspekt bei der Auswahl eines Mailservers ist der Schutz vor Viren, Spam und Hackerangriffen. Die in einigen Produkten integrierten Antivirus- und Antispam-Funktionen lassen beispielsweise Microsoft-Exchange-Server mitunter sehr alt aussehen. Alle Mailserver im Test besaßen nahtlos integrierte Antivirus-Software namhafter Hersteller wie Symantec, Kaspersky oder McAfee. Kontinuierliche Aktualisierungen der Virensignaturen sind bei diesen Herstellern gewährleistet und lassen sich durch Konfiguration des Mailservers automatisieren. Dies gilt entsprechend für Antispam-Filter. Auch hier verlassen sich die wenigsten Anbieter von Mailservern auf ihr eigenes Know-how; die meisten greifen auf Produkte von Antispam-Spezialisten wie Mailshell zurück. Inhaltsfilter und Mechanismen zur Abwehr von Hackerangriffen, beispielsweise DoS-Attacken und Directory-Harvesting, gehören bei den meisten Mailservern ebenfalls zum Standard.
Das Setup und die Konfiguration der Mailserver sind in den meisten Fällen eine Sache von Minuten. Eine Remote-Administration unterstützen eigentlich alle Produkte, jedoch nicht immer via Web-Browser. Möchte ein Administrator seinen Mailserver wirklich immer und von überall via Internet verwalten können, dann sollte er ein Produkt suchen, dass tatsächlich alle Konfigurations- und Administrationsfunktionen in einer Web-Schnittstelle zusammenfasst.
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