Betriebssysteme

Nordkorea entwickelt »kommunistisches« Linux

4. März 2010, 14:13 Uhr | Bernd Reder

Politisch höchst korrekt muss es bekanntlich in Nordkorea zugehen, einer der letzten Hochburgen der einzig wahren kommunistischen Lehre. Offenkundig hat das Land jetzt eine »rote« Linux-Version entwickeln lassen: »Roter Stern«.

Unverkennbar Linux: Der Desktop von Roter Stern verrät, dass die Open-Source-Software die Basis von Nordkoreas Antwort auf Windows ist.
Unverkennbar Linux: Der Desktop von Roter Stern verrät, dass die Open-Source-Software die Basis von Nordkoreas Antwort auf Windows ist.
Auch eine Office-Software ist Bestandteil von Roter Stern. Sie ähnelt verdächtig Microsoft Office, soll aber angeblich auf Open Office beruhen.
Auch eine Office-Software ist Bestandteil von Roter Stern. Sie ähnelt verdächtig Microsoft Office, soll aber angeblich auf Open Office beruhen.

Die Unterschiede könnten größer nicht sein. PC-Nutzer im (noch) kommunistischen China haben keinerlei Berührungsängste, was Software aus dem »bösen« Amerika betrifft. Im Gegenteil: Was die Zahl der Raubkopien von Microsoft Windows betrifft, die dort in Umlauf sind, dürfte das Reich der Mitte weltweit einen Spitzenplatz einnehmen.

Ganz anders das Bruderland Nordkorea. Auch dort wird – notgedrungen – Windows eingesetzt, also ein Programm aus dem Lande es Erzfeindes USA. Aber diese Schmach konnte der koreanische Staatschef Kim Jong Il offenkundig nicht auf sich sitzen lassen.

Deshalb ordnete er an, ein nordkoreanisches Betriebssystem zu programmieren. Das schreibt ein Blogger aus Russland, der in dem Land studiert, in seinem Weblog.

Mit »Roter Stern« gegen den Westen

Allerdings ist auch die Software namens »Roter Stern« nicht ganz frei von westlich-dekadenten Einflüssen: Sie basiert auf Linux. Wie der Blogger Arsen_rus schreibt, gibt es eine Client- und eine Server-Version von Roter Stern.

Die Client-Ausgabe ist mit einem Office-Paket auf Basis von Open Office, einem Grafikeditor, einem Tool für das Versenden von Fax-Dokumenten und sogar einem Virenscanner und E-Mail-Programm ausgestattet. Auch ein paar Spiele und die Firewall »Festung Pjöngjang« (Hauptstadt von Nordkorea) sind mit an Bord.

Allerdings, so Arsen_rus, scheint die Software nicht sonderlich stabil zu laufen. Das hätten ihm nordkoreanische Nutzer erzählt. Dagegen ist der Preis unschlagbar: Roter Stern kostet umgerechnet rund 3,65 Euro. Zumindest daran kann sich Microsoft ein Beispiel nehmen.


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