Ordnung ist das halbe Leben: Die Anbieter von Enterprise Content Management Software (ECM) erwarten gute Geschäfte. Zwei Innovationen, nämlich erstens Microsoft Office als universeller Client und zweitens die Durchsetzung der automatischen Klassifikation, erhöhen die Akzeptanz beim Anwender und sorgen für Umsatzchancen für Systemhäuser.
Lange Zeit hinkte die ECM-Branche beim Umsatz der Gesamtentwicklung der Software hinterher. Es gibt nun Anzeichen dafür, dass sich das ändern könnte. Die Hersteller sind optimistisch. So sieht etwa Lothar Hänle, Director Marketing der EMC Software Group, einen stark wachsenden Markt mit enormem Potenzial. Sein Optimismus wird gestützt durch die Analysten von Gartner. Sie erwarten ein jährliches Wachstum von 9,8 Prozent. Dass der ECM-Markt schneller wächst als der Software-Markt allgemein, damit rechnen auch die Marktforscher von Forrester. Und auch wenn Deutschland im weltweiten Vergleich immer noch etwas schwächelt, erwartet Brian Clough, Analyst bei IDC, hierzulande immerhin ein Wachstum von 5,5 Prozent.
Getragen wird die Nachfrage durch das Bedürfnis der Unternehmen, mit der um 70 Prozent pro Jahr steigenden Informationsflut fertig zu werden. 35 Milliarden E-Mails werden weltweit jeden Tag verschickt. Dass 80 Prozent aller Daten laut Fulcrum Research unstrukturiert abgelegt werden, ist ein weiteres Problem. Ein Drittel aller Kunden verzetteln sich und haben ihre Informationen in mehr als zehn Repositories gespeichert. Dies führt dazu, dass Mitarbeiter etwa 1,5 Stunden pro Tag damit verbringen, Informationen zu suchen. Hier einen einheitlichen Zugriff sowohl auf strukturierte als auch auf unstrukturierte Daten (Handschrift, Audio, Video) zu ermöglichen, ist die wichtigste Aufgabe von ECM-Systemen. Zudem gilt es, gesetzliche Auflagen zu erfüllen (Compliance). In Deutschland ist der Leidensdruck der Kunden noch nicht so groß wie in den USA, wo der Sarbanes- Oxley-Act (SOX) mittlerweile das Geschäft von börsennotierten Unternehmen ernsthaft behindert. Doch auch hierzulande müssen sich die Banken schon mit Basel II herumschlagen, eine ähnliche Regelung für die Versicherungsbranche ist bereits am Horizont erkennbar.
Getragen wird der Optimismus im ECM-Lager auch durch den Erfolg von Microsoft. Der Sharepoint Portal Server (SPS) hat es geschafft, ECM neue Kundenkreise zu erschließen. »Der SPS ist das bisher am schnellsten wachsende Produkt von Microsoft, wir haben bereits 17 Millionen Lizenzen verkauft«, jubiliert Andreas Schulz, Business Development Manager bei Microsoft. Mit der neuen Version, die noch dieses Jahr erscheinen soll, stehe zudem ein technischer Quantensprung an. Da der SPS aber nur Grundfunktionen liefert, lässt er den traditionellen ECM-Anbietern genügend Raum, ihre eigenen Anwendungen zu verkaufen. Und die wollen ihre Zusammenarbeit ausbauen: »SAP und Microsoft sind in deutschen Unternehmen gesetzt, an denen kommt niemand vorbei«, urteilt Stefan Pfeiffer, Marketing Director Zentraleuropa bei Filenet. Er kündigt eine engere Kooperation mit den Redmondern auf Produktebene an, insbesondere soll »Office 12« auch den Zugriff auf »Filenet P8« ermöglichen. Filenet verlässt sich bei seiner Vertriebsstrategie stark auf Partner, allerdings scheint es hierbei einige Probleme zu geben. Einige Kunden beklagen sich, dass der Support seitens Filenet mangelhaft sei und die Kalifornier auch ihre Partner nicht ausreichend mit Informationen versorgen.