Performance von Antiviren-Software

9. Dezember 2004, 0:00 Uhr |

Performance von Antiviren-Software. Die Reaktionszeit des Herstellers auf Virenausbrüche gilt als das Hauptkriterium beim Kauf einer Antiviren-Software. Daneben gibt es aber weitere Leistungsmerkmale, die Reseller als Verkaufsargumente nutzen sollten.

Performance von Antiviren-Software

Autorin: Annette Stadler
Häufig publizieren Hersteller von Antiviren-Software Vergleichstests zu Reaktionszeiten auf Virenausbrüche, bei denen ihre Lösungen jeweils unter den besten liegen. Bei Tests in Deutschland ist oft AV-Test.de beteiligt, die auf www.av-test.de über ihre Ergebnisse berichten. »Veröffentlichungen dieser Art bieten den Endkunden eine große Orientierungshilfe. Sie stellen häufig die einzige Möglichkeit dar, Leistungen verschiedener Hersteller miteinander zu vergleichen«, weiß etwa Peter Böhm, Geschäftsführer von Novirdata, dem ältesten und größten zertifizierten Sophos-Partner. Bei den Vergleichen sollten die Anwender darauf achten, dass der von ihnen gewählte Hersteller regelmäßig in den vorderen Regionen zu finden ist.

Schnelle Reaktionszeiten sind jedoch nicht das einzige Performance-Merkmal von Antiviren-Software. Entscheidend ist auch die Stabilität der Software. Mitunter weisen speziell Updates starke Qualitätsunterschiede auf, die sich in negativen Systemeinflüssen auswirken. So kann es vorkommen, dass sie Systemabstürze verursachen oder andere Applikationen beeinträchtigen. Bei Endanwendern, die diese Probleme am eigenen Rechner erleben, sinkt die Bereitschaft, Antiviren-Software einzusetzen und zu aktualisieren. Die gleiche Reaktion erfolgt, wenn ihr Einsatz zwar nicht schadet, aber die Geschwindigkeit des Rechners spürbar senkt, weil die Antivirensoftware zu viel Rechenleistung in Anspruch nimmt. »Teilweise müssen Unternehmen sogar die Hardware austauschen, weil der Virenscanner das System zu sehr belastet«, berichtet Böhm. Auf den Desktops sind Antivirenlösungen häufig die Applikationen, welche die meisten Ressourcen beanspruchen. Kommt noch hinzu, dass selbst Updates einen hohen Speicherumfang besitzen, schränkt dies die Bereitschaft zur Aktualisierung ebenfalls ein. Besonders mobile User stehen häufig vor dem Problem, nur über schmalbandige Netzwerkverbindungen zu verfügen, die für umfangreiche Software- Downloads ungeeignet sind.

Gerade für Notebook-User kann auch die Scan-Geschwindigkeit darüber entscheiden, ob sie einen Virenscan durchführen. Bei Desktopanwendern ist dieser Punkt weniger kritisch, da die meisten Aktionen nachts ablaufen. Zu niedrig darf die Geschwindigkeit jedoch auch hier nicht sein, da die Aktualisierung morgens abgeschlossen sein sollte. Problematisch erweisen sich nächtliche Scans und Updates auch dann, wenn Anwender wie Polizei oder Druckereien rund um die Uhr auf das IT-System zugreifen.

Die Häufigkeit, mit der ein Antivirenhersteller seine Software aktualisiert, sagt nicht automatisch etwas über die Erkennungsrate bei neuen Virenarten aus. Anbieter wie Norman Data Defense oder McAfee integrieren Technologien, die bösartige Software vor der Veröffentlichung einer neuen Virensignatur entlarven. Hierzu benutzen sie beispielsweise heuristische Systeme, die nach auffälligen Merkmalen suchen. Die Sand Box von Norman Data Defense simuliert etwa einen vollständigen Computer und führt verdächtige Programmcodes gefahrlos darin aus.

Faktor Softwarearchitektur

Welche Leistung die Antiviren-Software erbringt, kann auch davon abhängen, wie die Software aufgebaut ist. Für den unternehmensweiten Einsatz sollte die Software voll netzwerkfähig und von Grund auf entsprechend konzipiert sein. Erhöhte Aufmerksamkeit ist bei Lösungen geboten, die zunächst als Desktopversionen existierten und dann auch als Unternehmenslösungen auftauchen. Nur wenn diese vollständig auf die Bedürfnisse von Netzwerken und deren Administratoren ausgelegt sind, eignen sie sich für das professionelle Umfeld. Schließlich haben Heimanwender ganz andere Anforderungen an die Software. Für einen Betreuer großer Netze ist entscheidend, dass die Lösung eine zentrale Verwaltung besitzt. Er muss beispielsweise auf einen Blick erkennen können, wo aktuelle Brennpunkte bestehen. Wichtig ist außerdem, dass die Antiviren-Software alle vorhandenen Betriebssysteme unterstützt. Die meisten Hersteller fokussieren sich auf Windows- Umgebungen, während sie Macintosh-, Solaris- oder OS/2-Rechner häufig nicht berücksichtigen. Zwar ist hier die Virenanfälligkeit nicht so hoch, da es die meisten Virenprogrammierer auf Windows-Betriebssysteme abgesehen haben, jedoch ist es für Unternehmen fahrlässig, andere Rechner gar nicht zu schützen. Besonders kleine und mittlere Betriebe, die ebenfalls auf verschiedenen Plattformen arbeiten, schätzen daher die Produkte, die diese mit unterstützen. In großen Unternehmen ist dieses Kriterium weniger entscheidend, da meist sowieso verschiedene Produkte im Einsatz sind. Sie maximieren durch mehrere Anbieter die Chance, alle Virensorten möglichst schnell zu eliminieren.

Support zählt mit

Die Leistung eines Herstellers spiegelt sich nicht nur in der Produktperformance, sondern auch im Support wider. Sowohl Reseller als auch Endkunden sind auf eine professionelle Unterstützung angewiesen und beziehen sie inzwischen häufig in ihre Verkaufsentscheidung mit ein. Dabei zählen Qualität, Erreichbarkeit und Kosten zu den entscheidenden Supportaspekten.

»Prinzipiell ist das Thema Performance immer ein wichtiger Punkt, aber nicht ausschließlich entscheidend«, weiß Markus Hofbaur, Channel Manager von McAfee. Reseller haben die Möglichkeit, das Thema unter verschiedenen Aspekten zu beleuchten. Je nach der Kundensituation können sie die genannten Leistungsmerkmale in den Vordergrund stellen. Doch kann der Händler nicht nur geschickt argumentieren, sondern selbst die Performance steuern. Letztendlich hat er es sogar in der Hand, wie leistungsstark eine Antiviren-Software arbeitet. »Vieles ist Installationssache«, meint Stefan Gerthofer, Leiter des Systemvertriebs des Norman Data Defense Partners At Data in Hüttisheim. »Wie ein Fachmann das Produkt einrichtet, entscheidet darüber, ob es am Ende flutscht oder hinkt«, so Gerthofer weiter. Denn der Systemintegrator regelt, welche Dateien die Software wie scannt und beeinflusst damit die Performance erheblich.


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