Die meisten Kameras speichern die Rohdaten in einem herstellerspezifischen Format. Diese unterschiedlichen RAW-Formate bauen nahezu alle auf dem bekannten und weit verbreiteten TIFF/EP Standard (ISO 12234-2) auf. Leider halten sich die Hersteller aber nicht genau an diesen Standard und verändern ihr Datenformat nach eigenem Ermessen. Das hat zum einen technische Gründe, weil Tiff/EP nicht rechtzeitig der Entwicklung angepasst wurde. Zum anderen glauben viele Hersteller nach wie vor, dass nur ihre selbst entwickelte Verarbeitungssoftware die optimale Verarbeitung der RAW-Bilder ermöglicht, und der freie Zugang zu den Rohdaten eigenes Know-how offenbaren könnte. Dies möchten die Hersteller aber lieber gesichert sehen. Dem engagierten Einsatz des Software Entwicklers David Coffin ist es zu verdanken, dass nahezu alle Rohdatenformate heutiger SLR-Kameras entschlüsselt und damit frei zugänglich sind. Auf Basis seiner DCRAW-Software arbeiten heute nahezu alle Rohdaten-Konvertierungsprogramme.
Bilder aus RAW-Daten gewinnen
Die digitalen Rohdaten sind auf einem Monitor zunächst einmal als zu dunkles Schwarzweißbild zu erkennen. In dieses Bild hineingezoomt wird sichtbar, dass es aus einem Muster von 2 x 2 Pixeln zusammengesetzt ist, die je nach aufgenommener Farbe unterschiedlich hell sind. Dieses Muster entspricht dem Filtermuster auf dem Sensor, dem so genannten „Bayer Pattern“. Je 2 x 2-Matrix sitzen vor zwei Pixeln Grünfilter und vor den beiden verbleibenden Pixeln je ein Rot- und ein Blau-Filter. Die native Blauauflösung eines Sensors beträgt damit ein Viertel der Nennauflösung. Damit Rohdatenbilder zu ansehnlichen Fotos werden, sind eine Vielzahl von Verarbeitungsschritten notwendig:
■ Dunkelstromabzug
■ Streulichtkorrektur
■ Defekte Pixel ausgleichen
■ Shadingkorrektur
■ Verzeichnungskorrektur
■ Weißabgleich (Gain Korrektur) 1. Stufe
■ Demosaicing (DeBayering)
■ Farbkorrektur (farbmetrische Korrektur)
■ Tonwertkorrektur (Gamma)
■ Entrauschen (kann an mehreren Stellen integriert werden)
■ Tonwertspreizung (automatische Kontrastkorrektur u.ä.)
■ Farbraumtransformation für Ausgabe (zum Monitor oder ggf. zum Drucker)
Die oben genannten zu dunklen Schwarzweißbilder bekommt der Anwender normalerweise nicht zu Gesicht. Das liegt daran, dass man für die Aufbereitung dieser Bilder eine Menge Wissen mitbringen muss, über das kaum ein Anwender verfügt. Die Hersteller der Rohdaten-Konvertierungsprogramme bereiten die Bilder beim Öffnen so weit vor, dass sie ansehnlich aussehen und alle oben genannten Verarbeitungsschritte auf Basis der Voreinstellungen schon gemacht wurden. Diese kann der Anwender dann über die individuellen Werkzeuge wie Schieberegler und Menüs noch beeinflussen.
Neben den Programmen der Kamerahersteller gehören die folgenden Programme zu denen am weitesten verbreiteten Drittanbieterlösungen:
■ Adobe, CameraRaw
■ Adobe, Lightroom
■ Apple, Aperture
■ Bibble Labs, Bibble
■ Lasersoft Imaging, <st1:place><st1:City>SilferFast</st1:City> <st1:State>DC</st1:State></st1:place>
■ PhaseOne, CaptureOne
Die Last mit dem Format
Damit ein RAW-Konverter die RAW-Bilder einer neuen Kamera öffnen kann, muss nach dem Erscheinen der Kameras zunächst das Datenformat zugänglich (geknackt) werden. Das dauert in der Regel ein paar Tage oder auch Wochen. Im nächsten Schritt müssen die Hersteller der Programme für jeden neuen Kameratyp eine Kalibrierung vornehmen, die in der Software abgelegt wird.
Dazu gehören Einstellungen zum Weißabgleich bei verschiedenen Beleuchtungen, das Messen der spektralen Empfindlichkeit zur Optimierung der Farbkorrektur, das Bestimmen von Rauschen und ähnlichen Signaleigenschaften und die Optimierung der Algorithmen auf Basis dieser Bestimmung etc. Jede Kamera verursacht also eine Menge Arbeit für die Softwareentwickler.
Aus diesem Grunde hat Adobe, in der Hoffnung, dass es von möglichst vielen Herstellern unterstützt wird, das DNG-(Digital Negative-)Format (ebenfalls auf Basis von Tiff/EP) entwickelt. Würde sich ein solches universelles RAW-Format durchsetzen, so sänke bei neuen Kameras der Entwicklungsaufwand. Für Fotografen würde ein universelles Format die Gefahr von Datenverlusten begrenzen. Was passiert, wenn ein Hersteller das Kamerageschäft aufgibt?
Er wird seinen RAW-Konverter kaum noch für neue Betriebssysteme weiterentwickeln. Hersteller wie Samsung und Leica sind auf den DNG-Zug aufgesprungen, und damit es noch mehr tun, hat Adobe die DNG-Technik der ISO für die Weiterentwicklung von TIFF/EP zur Verfügung gestellt.