Reine VoIP-Anbieter sind chancenlos

29. Juli 2004, 0:00 Uhr | Martin Fryba

Reine VoIP-Anbieter sind chancenlos. »Voice over IP« ist für die meisten Privatkunden noch kein Thema. Eine schlechte Sprachqualität und Ausfälle akzeptieren die wenigsten. Die Mängel würden aber schon bald behoben, dann stehe dem Massengeschäft nichts mehr im Weg, meint das Consultinghaus Mercer. Etablierte Telefongesellschaften, die mit Milliardeneinbußen rechnen, würden den Markt dominieren.

Reine VoIP-Anbieter sind chancenlos

Während Unternehmen mit »Voice over IP« (VoIP) ihre Kosten für Kommunikation bereits um rund ein Drittel senken, wie Anbieter solcher Lösungen vorrechnen, zögern Privatkunden noch, ihre Telefone umzustellen. Da helfen auch keine noch so günstigen VoIP-Angebote oder zahlreiche Zusatzfunktionen, wenn die Qualität der Sprache leidet oder die Verbindungen zeitweise abbrechen. Das belegt eine Umfrage von 1.000 Verbrauchern in den USA und Großbritannien, die von Mercer Management Consulting durchgeführt wurde.

Das rege Interesse an der VoIP-Technik bei Geschäftskunden ? allein 2003 habe laut Mercer der Markt für VoIP-fähige Telefonanlagen um 55 Prozent zugelegt ? werde aber schon bald auf Verbraucher überspringen. »Die VoIP-Technik besitzt Potenzial für den Massenmarkt«, stellen die Autoren der Studie fest. Denn die bisherigen Abstriche bei der Qualität würden »in kürzester Zeit überwunden« sein.

Dem Durchbruch zum Massengeschäft steht laut Mercer also nichts mehr im Weg, wenn die kostengünstige Internet-Telefonie die Qualität des Festnetzanschlusses erreicht. Was zunächst Hersteller von VoIP-fähigen Geräten und in erster Linie Verbraucher freuen wird, dürfte aber Telefongesellschaften und vor allem reinen VoIP-Carriern starke Kopfschmerzen bereiten.

Laut Mercer rechnen allein British Telecom, France Telecom und die Deutsche Telekom wegen niedrigerer Gesprächsgebühren mit Umsatzausfällen in Milliardenhöhe: Sechs bis sieben Milliarden Euro werden die drei größten europäischen Player im Jahr 2010 weniger einnehmen. Dennoch werden traditionelle Telefongesellschaften zu den Gewinnern der nach Mercer unaufhaltsamen Entwicklung zählen. Sie verfügen über eine breite Kundenbasis, das Vertrauen ihrer Nutzer und könnten durch taktische Preisanpassungen zwischen Gesprächs- und Grundgebühren sowie DSL-Bündelangeboten einen Teil der Einnahmeausfälle kompensieren. Reine VoIP-Carrier, also Neueinsteiger, wird der wirtschaftliche Erfolg abgesprochen, wenn es ihnen nicht gelingt, Vertrauen zu gewinnen und ihre Kundenbasis mit starken Partnermarken zu verbreitern.

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INFO

Mercer Management Consulting
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Tel. 089 93949-0, Fax 089 93949-507
www.mercermc.de


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