Chancen nur für Systemintegratoren

RFID noch kein Massenmarkt

5. Februar 2009, 9:19 Uhr |

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Interessante Einzelprojekte

Doch während die Marktforscher optimistische Prognosen verkünden und immer neue RFID-Pilotprojekte gestartet werden, ist das Geschäft noch längst kein Boom-Bereich für den Channel. Axel Friedrich, Vorstandsvorsitzender des Auto-ID-Spezialdistributors Intertrade A.F. AG, betrachtet manche RFID-Prognose denn auch kritisch: »Was wir als Distributor in Deutschland sehen, ist ein eindeutiger Trend auf niedrigem Niveau.« Das heiße nicht, die Zahlen seien falsch. Aber diese Technologie habe »die breite Marktdurchdringung noch vor sich. Es werden interessante Einzelprojekte abgewickelt, aber die Distribution nimmt an diesem Geschehen noch nicht teil«.

Auf die Frage, wo er künftig einen vermehrten RFID-Einsatz erwartet und wo Barcodes oder andere konventionelle Produkte langfristig im Vorteil bleiben werden, antwortet Friedrich: »Anwendungen in der breiten Masse wie Produktkennzeichnung, Paketkennzeichnung werden immer wieder herbeigesehnt, kommen derzeit aber über – zum Teil große – Pilotanwendungen nicht hinaus.« Den Hauptgrund für die relative Zurückhaltung sieht Friedrich in einer noch nicht für alle Marktteilnehmer überzeugenden Kosten- Nutzen-Rechnung: »Wenn alle Marktteilnehmer in der logistischen Kette davon überzeugt wären, dass mit den kleinen Chips alles besser, sicherer, schneller und günstiger abgewickelt werden könnte, dann hätte diese Technologie schon längst die Eigendynamik an den Tag gelegt, die wir seit Jahren in vielen Medien suggeriert bekommen.«

Ein Gegenbeispiel für eine durchaus überzeugende Kosten-Nutzen-Rechnung nennt Andreas Unterbusch, RFID Manager bei Toshiba TEC: »Insbesondere in der Textilindustrie werden wir die Einführung von RFID sehr schnell erleben.« Derzeit sei Toshiba in dieser Branche in viele Projekte involviert, »da wir als einer der wenigen Hersteller weltweit operieren können und dazu RFID-Projektteams gebildet haben«. Vor allem in Bereichen, in denen ein Produkt mehrfach gehandelt werden müsse, wie etwa in der Automobilproduktion, biete RFID wegen der Mehrfach-Beschreibbarkeit einen Vorteil gegenüber Barcode, betont Unterbusch. Wichtig sei jedoch die Betrachtung des Gesamtprozesses. »Ein einfacher Austausch von Barcode gegen RFID ist der falsche Ansatz«, lautet die Überzeugung des Toshiba-Managers.

Die Chancen auf ein neues Boom-Segment für den Channel betrachtet Unterbusch differenziert: Ohne einen Gesamtlösungsansatz werde der klassische Fachhandel wohl Schwierigkeiten haben. »Wir merken verstärkt, dass unsere Produkte über Systemintegratoren vertrieben werden, deren Ansatz die Optimierung der Kundenprozesse zum Ziel hat.« Im RFIDUmfeld seien Einzelkomponenten ohne umfassende Prozesslösung nicht sinnvoll einsetzbar. Toshiba wird im Laufe dieses Jahres ein Partnerprogramminitiieren, in dem sich Partner für den Vertrieb von RFID-Produkten qualifizieren können.

Tatsächlich weist Toshiba-Mann Unterbusch mit dem Aspekt des Gesamtlösungsansatzes auf einen Umstand hin, der den RFID-Erfolg im Channel bremst: Um ein echter Wachstumsmarkt zu werden, müsste es eine Standardlösung für RFID geben, die jedes Systemhaus vermarkten kann. Vielfach sind RFID-Lösungen aber hochkomplex: Oft müssen sich Hersteller, Händler und Transportdienstleister exakt abstimmen, der Roll-out nimmt Monate in Anspruch. Das Systemhaus steht zudem vor der Herausforderung, die Technologie in bestehende Prozesse und in die vorhandene IT-Infrastruktur einzubetten. Der schwierigste Punkt wird es vielfach sein, für alle Beteiligten eine Kosten-Ertrags- Kalkulation aufzustellen, so dass die anfallenden Kosten angemessen verteilt und geschultert werden können.


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