Das ist ganz nach dem Geschmack der expansionsfreudigen Inder: Der ehemalige Chef der Deutschen Telekom, Ron Sommer, rückt in den Vorstand des IT-Dienstleisters TCS auf. Der Österreicher hat dort zwar nichts zu sagen, im besten Fall aber profitieren die Inder von seinen glänzenden Kontakten.
In das operative Geschäft lässt sich Subramaniam Ramadorai nicht gerne hineinreden, wozu auch gar kein Anlass besteht. Denn der Chef des größten indischen IT-Dienstleisters, die zum Tata-Konglomerat gehörende Tata Consultancy Services (TCS), leitet einen wachstumsstarken und überaus profitablen Konzern, der verstärkt in den deutschen Markt drängt. »Wir profitieren in erheblichem Maße von der Erfahrung und Beratung von Ron Sommer«, kommentiert Ramadorai seine jüngste Personalentscheidung. Wie man IT-Services qualitativ und kostengünstig aufzieht, dafür braucht man die Ratschläge des ehemaligen Telekom-Chefs nicht. Das beherrschen die Inder souverän. Vielmehr könnten sich Sommers glänzende Kontakte im Vertrieb - und hier insbesondere im deutschen Markt – auszahlen.
Für solche Lobbyarbeit hat TCS ein Gremium eingerichtet, das sie sich von amerikanischen Konzernen abgeschaut haben. Der promovierte Mathematiker Sommer rückt als fünftes Mitglied in den nicht geschäftsführenden Vorstand von TCS auf. Dort befinden sich Persönlichkeiten aus der Politik, Wissenschaft und Wirtschaft, so unter anderem ein Ex-Chef der HSBC-Bank und ein ehemaliger Berater des indischen Premierministers.
Langweilig ist es Sommer seit seinem Rausschmiss 2002 bei der Deutschen Telekom ohnehin nicht gewesen. Gegenwärtig sitzt er im Aufsichtsrat, beziehungsweise Beratungsausschüssen von fünf Firmen. Neben zwei Posten in den USA (Aufsichtsrat von Motorola, Berater bei Blackstone Group) und Deutschland (Aufsichtsrat Münchner Rück und Celanese) ist Sommer seit Juni 2003 vorsitzendes Verwaltungsratsmitglied beim russischen Mischkonzern AFK Sistema, der stark in Telekommunikation investiert ist.