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ROUNDUP 2: Nokia enttäuscht Hoffnungen - Handysparte weniger profitabel

HELSINKI (dpa-AFX) - Der Handyhersteller Nokia <NOK1V.HSE><NOA3.ETR> hat nach dem ersten Quartal wenig Optimismus versprüht. Der Wettbewerb bleibe hart, auch wenn das wirtschaftliche Umfeld sich verbessert habe, sagte Nokia-Chef Olli-Pekka Kallasvuo am...

Autor:Redaktion connect-professional • 22.4.2010 • ca. 2:40 Min

…Donnerstag in einer Telefonkonferenz. Das Handygeschäft wird sich in diesem Jahr aber weniger profitabel entwickeln als ursprünglich geplant. Grund sind hohe Produktionskosten und die verzögerte Einführung des Betriebssystems Symbian 3. An der Börse brach der Nokia-Kurs deshalb auch am Nachmittag um mehr als 15 Prozent ein. Die Hoffnungen, die Nokia noch vor drei Monaten geschürt hatte, waren bitter enttäuscht worden.

So musste Nokia seine Prognose für die wichtige Handy-Sparte zurücknehmen. Für 2010 rechnen die Finnen nun im nur noch mit einer operativen Marge vor Sonderposten von 11 bis 13 Prozent, zuvor hatten sie 12 bis 14 Prozent angepeilt. Nokia sehe sich vor allem im höheren Preissegment einem harten Konkurrenzkampf ausgesetzt, erklärte Kallasvuo. Im ersten Quartal drückten außerdem höhere Materialkosten auf die Margen. Die Finnen sind bekannt dafür, dass sie vor allem mit einer Masse von Geräten im unteren bis mittleren Preissegment Geld verdienen.

Es ist die Konkurrenz auf dem Smartphone-Markt, die Nokia nach wie vor Probleme bereitet. "Das Portfolio ist nicht stark genug," lautet das Urteil von Gartner-Analystin Carolina Milanesi. Dass die Einführung der neuen Smartphones mit dem Betriebssystems Symbian 3 nun auf das dritte Quartal verschoben wurde, spreche Bände. Der Nokia-Chef entschuldigte die Verzögerung. Das erste Gerät werde nicht ausgeliefert, bevor die Qualität nicht stimme. Am Ende sollen die Smartphones dann aber "intuitiver, mit mehr Spaß verbunden und schneller" sein, versprach der Nokia Chef. Was Nutzerfreundlichkeit und die Stärke der Applikationen angeht, sehen Analysten aber immer noch Nachholbedarf bei Nokia. Messlatte ist und bleibt das iPhone von Apple . Das erste Gerät mit der Intel-Plattform Meego will Nokia wie geplant Ende des Jahres auf den Markt bringen. Symbian 4 soll aber erst 2011 kommen.

ERWARTUNGEN ENTTÄUSCHT

Nach dem starken Jahresausklang 2009 verlor Nokia zum Jahresauftakt wieder Marktanteile an die Konkurrenz. Mit rund 108 Millionen verkauften Geräten schätzt der Handyhersteller seinen eigenen Marktanteil weltweit auf 33 Prozent. Auf dem Smartphone-Markt sieht es etwas besser aus. Mit einem Anstieg auf 21,5 Millionen verkauften Multifunktionshandys sehen die Finnen ihren Anteil bei 41 Prozent nach 40 Prozent im vierten Quartal. Das Angebot kostenloser Navigationssoftware für Smartphones habe einige Kunden gelockt, meint IDC-Analyst Francisco Jeronimo. Der durchschnittliche Verkaufspreis für Nokia-Geräte sank allerdings auf 62 Euro. Einfache Handys kosteten im Schnitt 39 Euro, Smartphones lagen bei 155 Euro.

Gerade bei den Smartphones entscheidet die Nachfrage über die zur Seite gestellten Dienste und Applikationen. Auch hier ist Apple mit seinem Appstore Vorreiter, auch wenn Nokia vorhat, mit Ovi die größte Plattform für Mobilfunk-Dienstleistungen zu schaffen. Nach dem ersten Quartal gewannen die Finnen 77 Millionen aktive Nutzer für ihre mobilen Dienste. Die Zahl will Nokia bis Mitte des Jahres verdoppeln. Bis 2011 sollen es 300 Millionen sein.

UMSATZRÜCKGANG GESTOPPT

Trotz der Probleme in der Handysparte konnte Nokia den Umsatzrückgang im ersten Quartal stoppen. Zum Vorjahr stiegen die Erlöse um drei Prozent auf 9,5 Milliarden Euro. Das erste Quartal 2009 sei allerdings auch das schlimmste in der Geschichte der Handyindustrie gewesen, schränkte IDC-Analyst Jeronimo ein. Unter dem Strich stand ein Gewinn von 349 Millionen Euro nach 122 Millionen Euro im Vorjahr.

Die beiden Sorgenkinder des Konzerns - der Anbieter von Navigationskarten Navteq und die Ausrüstersparte Nokia Siemens Networks - brachten erneut nur Verluste ein. Vor Sonderposten kam das Gemeinschaftsunternehmen von Siemens und Nokia allerdings im ersten Quartal auf schwarze Zahlen und ist damit auf dem besten Weg seine Jahresprognose einer schwarzen Null zu erreichen. "Wir sind zuversichtlich, dass NSN in die richtige Richtung läuft", sagte Kallasvuo. Es gebe einige Anzeichen, dass das Geschäft sich stabilisiere und NSN eine Basis für künftiges Wachstums aufbaue./gr/stb/he