Redmond vollzieht Strategiewende

SaaS: Nun knickt auch Microsoft ein

6. November 2008, 6:09 Uhr |

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Interessante Zusatzgeschäfte und neue Geschäftsfelder für den Channel

Welchen Anteil Microsoft daran haben wird, hängt auch davon ab, wie schnell der Hersteller seinen ebenfalls auf der PDC-Konferenz angekündigten Online-Ableger seiner Office-Suite auf den Markt bringt. »Office Web Applications« – so der Arbeitstitel – soll eine Ergänzung zu »Office 14«, der nächsten Version von Microsofts Büro-Software sein. Die abgespeckte Office-Lösung ist als Erweiterung der klassischen Version gedacht, kann aber auch als Stand-alone-Produkt genutzt werden. Privatanwender sollen das Konkurrenzangebot zu Google Apps kostenlos nutzen können, Unternehmen über gehostete Abonnements oder als Erweiterung bestehender Volumenlizenzprogramme.

Wie Microsoft die Reseller am Geschäft partizipieren lässt, ist noch unklar: »Zum Thema Partner-Einbindung können wir noch keine konkreten Aussagen treffen, da wir von der Produktverfügbarkeit noch zu weit entfernt sind«, sagt Günther Igl, Produktmanager für Office Live & Online Services bei Microsoft. »Wir haben jedoch immer deutlich gemacht, dass wir zu allen neuen Produkten konkrete Partner- Opportunities entwickeln werden.« Für die ab 2009 in Deutschland verfügbaren Online-Services Exchange Online, Sharepoint Online und Office Communication Online hat der Hersteller ein Provisionsmodell entwickelt, bei dem Partner 18 Prozent auf den ersten Jahresumsatz und für jedes weitere Jahr sechs Prozent erhalten.

Gleichwohl Analysten und Hersteller sich mit positiven Prognosen und Erfolgsmeldungen überschlagen, sieht sich der Channel im SaaS-Umfeld häufig nur mit einer stiefmütterlichen Rolle bedacht. Das mit weniger Aufwand für die Partner verbundene Provisionsmodell ist zwar durchaus lukrativ, kann die Erträge aus Projektgeschäften aber kaum ersetzen. Ein häufiges Gegenargument der Hersteller lautet, dass man mit webbasierten Lösungen Kundengruppen ansprechen könne, die vorher nicht zu erreichen waren. Tatsächlich können sich interessante Zusatzgeschäfte und neue Geschäftsfelder für den Channel eröffnen. Das setzt aber auch ein gewisses Maß an Flexibilität von IT-Dienstleistern und Systemhäusern voraus. »Geschäftsmodelle, die darauf beruhen, dem Anwender möglichst viele Manntage an Integrationsund Customizing-Leistungen zu verkaufen, haben keine Zukunft mehr«, sagt Joachim Schreiner, Deutschland-Chef des Saas-Pioniers und CRM-Anbieters Salesforce (siehe auch Interview). Anwendungen für das Customer Relationship Management stellen laut Gartner den zweitwichtigsten Bereich im SaaS-Geschäft. Bis Ende dieses Jahres wird der Umsatz der CRMBranche bei über 1,7 Milliarden US-Dollar per Software as a Service liegen.

Dass zusätzliche Dienstleistungen nicht komplett entfallen müssen, zeigt beispielsweise ein deutscher Salesforce- Mitbewerber. Der Karlsruher CRM-Spezialist hat auf der vergangenen Systems eine webbasierte CRM-Lösung vorgestellt, die sich an Einzelunternehmer und Betriebe mit bis zu 20 Mitarbeitern richtet. »Mit schätzungsweise drei Millionen Unternehmen in dieser Größenordnung ist das ein enorm interessantes Kundensegment«, sagt Andreas Zipser, Leiter Vertrieb und Marketing bei der CAS Software AG. Obwohl die hochstandardisierte Lösung nur geringes Customizing zulässt, soll auch der Channel davon profitieren. Neben einem Provisionsmodell, bei dem der Partner als bloßer Tippgeber fungiert, können sich Reseller auch zertifizieren lassen und kleinere Anpassungen beim Kunden vornehmen.


  1. SaaS: Nun knickt auch Microsoft ein
  2. Interessante Zusatzgeschäfte und neue Geschäftsfelder für den Channel
  3. Betriebswirtschaftlicher Zwang, Daten und Unternehmensnetzwerke zu schützen

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