SAP in einer Stunde

1. Juli 2004, 0:00 Uhr |

SAP in einer Stunde. Im vergangenen Jahr hat SAP die Integrations- und Technologieplattform Netweaver vorgestellt. Beim ersten Netweaver-Kongress in Frankfurt berichteten Referenzkunden und Partner von ihren Erfahrungen rund um das neue Fokusthema der SAP. Und das gibt es inzwischen schon »Out of the Box«. Dagegen haben Partner und Kunden verständliche Vorbehalte.

SAP in einer Stunde

Eine SAP-Installation »out-of-the box« in nur einer Stunde mit sechs Mausklicks. So unwahrscheinlich es auch klingt: Beim Netweaver-Kongress in Frankfurt kündigte Shai Agassi, Technologievorstand und damit verantwortlich für die Integrations- und Technologieplattform Netweaver, genau dies an: Der »Rapid Installer für Netweaver« soll die Installation von Business-Intelligence- und Portal-Komponenten von Netweaver mit Mysap CRM von einigen Tagen auf nur 60 Minuten reduzieren. Typische Anwendungsszenarien und Konfigurationen, um das Produkt in vorhandene Systeme zu integrieren, sind vordefiniert. Kunden können zwischen kleinen, mittleren und großen Systemumgebungen wählen. Als erste Hardwarepartner bieten Sun und HP für Netweaver vorkonfigurierte Systeme an. Andere Hardwarehersteller wie beispielsweise Dell werden folgen.

Grau ist alle Theorie

Denn tatsächlich lässt sich dies Szenario nur dann wie angekündigt umsetzen, wenn die Systeme, die Kunden in ein Portal integrieren wollen, auf dem neuesten Stand, alle Daten optimal gepflegt und alle Parameter eingestellt sind. Auf Nachfrage schränkt auch Agassi ein: »Natürlich ist eine Installationszeit von 60 Minuten nur bei absoluten Standardanwendungen möglich. Anpassungen und Eigenentwicklungen benötigen nach wie vor mehr Zeit, wenn sie in ein Portal integriert werden sollen.«

Ob mit oder ohne Out-of-the-Box-Ansatz, ? viele mittelständische Kunden stehen Netweaver noch sehr skeptisch gegenüber. Oder sie haben sich mit dem Thema noch nicht auseinandergesetzt, weil sie überzeugt sind, dass die einzelnen Komponenten für sie viel zu mächtig sind. »Wir hören oft von unseren Kunden, dass Netweaver doch nur alter Wein in neuen Schläuchen sei. Das stimmt aber nicht«, betont Michael Vollmer, Manager Line of Business Mysap Solutions bei dem SAP-Partner Itelligence. Diese Erfahrung hat auch Ulrich Rosskopf, Director Business Consulting bei Freudenberg-IT, einem weiteren SAP-Systemhaus, gemacht. »Wichtig ist vor allem, dass man Kunden über die Funktionalitäten interessiert. Der Begriff Netweaver alleine bringt keine Aufträge«, weiß Rosskopf.

Erprobte Netweaver-Komponenten: Portale

Zu den bereits erprobten Komponenten von Netweaver zählen Portale, mit denen zahlreiche der 260 Referenzkunden bereits Erfahrungen gemacht haben. Portale aus dem Hause SAP gab es schon vor Netweaver. Gleiches gilt für das SAP Business Warehouse, das unter dem Stichwort Business Intelligence ebenfalls Netweaver-Bestandteil ist. Ein Beispiel für die Anwendung beider Komponenten sind die Stadtwerke Lüdenscheid. »Wir haben unser Portal bereits 2002 mit den ersten zehn bis 12 Mitarbeitern produktiv gesetzt. Im vergangenen Jahr hat uns SAP dann informiert, dass wir Netweaver-Referenzkunde sind«, schmunzelt Harald Bräcker, Abteilungsleiter IT bei den Stadtwerken Lüdenscheid. Der Roll-Out des Portals, das inzwischen für 20 Personen ausgelegt ist, hat ungefähr drei Monate gedauert. Die Implementierung hat die Baier-IT-Tochter Scale On übernommen. Kostenpunkt des Projekts: 45.000 Euro.

»Das liegt allerdings daran, dass unser SAP Business Warehouse einen sehr guten Stand hatte und alle Webberichte bereits vorlagen. Sonst wäre die Installation länger und teurer geworden«, schildert Bräcker. Als Referenzkunde von SAP erhält das Unternehmen mit 300 Mitarbeitern außerdem geldwerte Vorteile.

Momentan beschäftigen sich die Stadtwerke Lüdenscheid damit, ihr Portal auf Netweaver »hochzuziehen«. Beim Business Warehouse allerdings ist dies nicht möglich, da der Anbieter in diesem Fall auf Branchen-spezifischen Content angewiesen ist, der unter Netweaver noch nicht zur Verfügung steht.

Mittelstand im Visier

SAP selbst sieht bei mittelständischen Kunden wie den Stadtwerken Lüdenscheid gute Einsatzmöglichkeiten für Netweaver. »Wir wollen uns mit Netweaver stark in Richtung Mittelstand orientieren. 70 bis 80 Prozent der Innovationen in Deutschland kommen aus diesem Segment. Dafür brauchen die Unternehmen flexible Lösungen«, erklärt Klaus Schäfer, auf Vorstandsebene verantwortlich für die Vermarktung der SAP-Produkte. Die meisten Mittelständler allerdings wagen sich bislang nur an die Themen Business Warehouse und in zweiter Linie an Portale. Für die übrigen Komponenten herrscht zunächst noch zurückhaltendes Interesse.

In Anbetracht der Preise, die SAP beispielsweise für seine Exchange Infrastructure (XI) verlangt, ist das kein Wunder. Die Netweaver-Komponente ermöglicht die Integration von Fremdprodukten und Eigenentwicklungen in die SAP-Welt. Die Walldorfer berechnen die Lizenzen nicht nach Usern sondern Datenmengen. Für 0 bis zu 50 Gbyte Datentransaktionen pro Monat zahlen Kunden eine reine Lizenzgebühr von 90.000 Euro, Wartungsgebühren müssen addiert werden. Allerdings bietet SAP ein Einsteigerangebot, das auf bis zu fünf Gbyte pro Monat und Standard-Technologie-Adaptoren beschränkt ist und 18.000 Euro kostet.

»Das Angebot lohnt sich für Unternehmen, die eine bis fünf Milliarden Euro Umsatz machen, etwa acht bis neun Niederlassungen haben und noch keine EAI-Plattformen von anderen Anbietern einsetzen«, erklärt Markus Kellermeyer, Leitung Technology Consulting bei Itelligence. Für Mittelständler, die ungefähr 100 Millionen Euro Umsatz generieren hingegen, sei die Lösung viel zu groß. Allerdings lohnt sich der Einsatz von XI ohnehin nur für Unternehmen, die über eine sehr heterogene Systemlandschaft mit hohen Änderungsraten verfügen. »Und wenn ein Unternehmen mit zahlreichen SAP-Applikationen arbeitet, an die sowieso die meisten Nachrichten gesendet werden«, fügt Kellermeyer hinzu.

Business One und Netweaver

Ein Thema, mit dem sich SAP den Mittelstand erschließen möchte, ist die kleine ERP-Lösung »Business One«. Allerdings hat die Aussage von Vorstandssprecher Henning Kagermann für Unruhe unter den Kunden gesorgt, dass Business One als einziges Produkt von der Netweaver-Basis ausgenommen wäre. Zwar setzt die Lösung nicht auf Netweaver auf, lässt sich allerdings beispielsweise mittels XI an größere SAP-Installationen anbinden. »Das Thema ist für Konzerne, die ihre Töchter, Lieferanten und Kunden anbinden wollen, interessant. Nur für eine Business-One-Anbindung wird allerdings kein Kunde XI einführen. Schließlich gibt es auch die einfache Anbindung über normale Schnittstellen«, erläutert Rosskopf.

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INFO

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