Schub für IT-Mittelständler

13. Juli 2006, 0:00 Uhr |

Schub für IT-Mittelständler. Mit einer mittelstandsfreundlichen Vergabepolitik will der ehemalige Landesbetrieb für Informationstechnik der Bundeshauptstadt kleineren innovativen IT-Firmen in Berlin-Brandenburg zusätzliche Impulse geben.

Schub für IT-Mittelständler

»Es gibt in Berlin eine Vielzahl kleinerer, hochinnovativer Softwarefirmen. Aber bis jetzt gelang es ihnen kaum, größere Projekte zu gewinnen. Das wollen wir ändern«, sagt Konrad Kandziora, Vorstand des IT-Dienstleistungszentrums Berlin. Die kürzlich beschlossene »Mittelstandsfreundliche Vergaberichtlinie« des jetzt unter dem Namen ITDZ Berlin öffentlich-rechtlich verfassten ehemaligen Landesbetriebs für Informationstechnik der Hauptstadt beginne schon zu greifen: »Rund 60 Prozent der neuen Aufträge sind derzeit an mittelständische IT-Unternehmen vergeben«, freut sich Kandziora. Allein bei dem Aufbau der eGovernment-Diensteplattform seien zwischen zehn und zwölf IT-Mittelständler aus der Region Berlin-Brandenburg beteiligt.
Die Vergaberichtlinien ermutigen zur Bildung von Bietergemeinschaften, denn »viele unserer Projekte haben eine Größe, die der einzelne Mittelständler nicht stemmen kann, die aber sehr wohl im Verbund mit anderen gut zu bewältigen sind«, zieht Konrad Kandziora ein Re­sümee der bisherigen Erfahrungen.
Die Richtlinien wurden unter Federführung des ITDZ Berlin gemeinsam mit der Senatsverwaltung für Wirtschaft und Inneres, der Industrie- und Handelskammer und der Mittelstandsvereinigung SIBB sowie der Initiative »We make IT.berlinbrandenburg« entwickelt. Da der Begriff »Mittelstand« bekanntlich sehr dehnbar ist, definieren die Vergaberichtlinie eine genaue Obergrenze: Mittelständische Unternehmen im Sinne der Richtlinien sind alle Unternehmen, die weniger als 250 Personen beschäftigen und die einen Umsatz von höchstens 50 Millionen Euro oder eine Bilanzsumme von höchstens 43 Millionen Euro haben.
Bei beschränkten Ausschreibungen und freihändigen Vergaben versucht das ITDZ Berlin mindestens 50 Prozent des Auftragsvolumens an regionale Mittelständler zu vergeben, indem diese mit Hilfe eines Lieferantenverzeichnisses explizit zur Angebotsabgabe aufgefordert werden. Ganz besonders im Auge hat der IT-Dienstleister nach den Worten von Vorstand Kandziora auch die Zahlungsmoral der öffentlichen Hand: »Viele Betriebe mussten bis dato Monate auf ihr Geld warten und wurden dadurch an den Rand ihrer Existenz gedrängt«, sagt Kandziora und unterstreicht, dass »fristgemäße Rechnungsabwicklung eine wesentliche Säule der Vergaberichtlinien« sei.

Unbürokratische ­Vorgehensweise
Ganz wesentlich für eine mittelstandsfreundliche Vergabepolitik sind unbürokratische Vorgehensweisen. Das Lieferantenverzeichnis wurde eben schon erwähnt. Die Nachweise und Erklärungen, die für die Eintragung in dieses Verzeichnis erforderlich sind, sind im Internet veröffentlicht, wo auch ein entsprechendes Formular hinterlegt ist. Entsprechende Dokumente zur Beurteilung der Fachkunde, Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit sind jährlich neu zu erbringen. Weitere Nachweise und Erklärungen dürfen nur dann gefordert werden, wenn die hinterlegten Angaben für die Beurteilung der Eignung für die beabsichtigte Auftragsvergabe nicht ausreichen. Bei Kleinaufträgen (bis 2500 Euro) kann auf die Vorlage von Eignungsnachweisen ganz verzichtet werden.
Das ITDZ Berlin beteiligt sich am Projekt einer vollständig digitalen Abwicklung der Auftragsvergabe (eVergabe) der Senatsverwaltung für Inneres. Ab sofort werden deshalb geeignete Ausschreibungen papierlos durchgeführt. So soll der Versand der Verdingungsunterlagen vorzugsweise per Email erfolgen. Auf Wunsch der Bewerber kann aber auch eine Papierversion zugeschickt werden.

Grosse Möglichkeiten
Die Zeichen für kleinere und mittlere IT-Unternehmen in Berlin und Brandenburg (sowie IT-Mittelständler aus anderen Bundesländern), den Zuschlag bei öffentlichen Aufträgen in Berlin und Brandenburg zu bekommen, stehen so gut wie noch nie. »Das IT-Budget des Landes Berlin beläuft sich auf rund 250 Millionen Euro jährlich, derzeit kommen davon auf das ITDZ Berlin gerade einmal 40 Prozent«, erläutert Konrad Kandziora. Die Konsequenz aus diesem Zahlenverhältnis ist für ihn klar: »Da gibt es noch großes Potenzial für die ­Aktivitäten innovativer mittelständischer IT-Firmen«.   


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