Auf Obermann wartet kein leichtes Erbe: Intern nicht, weil er im Gegensatz zur Konkurrenz noch rund 40.000 verbeamtete Beschäftigte bezahlen muss, von denen viele unkündbar sind. Extern nicht, weil sein Vorgänger Kai-Uwe Ricke viel zu lange gezaudert hat, bis er auf die Konkurrenz-Angebote reagiert hat. Während Anbieter wie Arcor, Hansenet, QSC und Versatel ihr eigenes Netz ausgebaut haben und mit günstigen Komplettpaketen der Telekom bis dato Monat für Monat 150.000 Kunden abjagen, hat der Bonner Konzern unter Rickes Ägide lange Zeit einfach mit keinem adäquaten Angebot reagiert.
Stattdessen versucht der Ex-Monopolist noch immer, die Zeit zurück zu stellen und fordert für sein VDSL-Netz eine zeitlich begrenzte Herausnahme aus der Regulierung. Ein doppelter Fehlentscheid: Anstatt auf die Konkurrenz mit eigenen Produkten zu reagieren, wird mit Hilfe der Politik gemauert und echter Wettbewerb behindert. Obendrein wird viel Geld in eine Technologie und für einen Geschäftszweig investiert, deren Nutzen fraglich ist: TV-Angebote sind in Deutschland auch ohne VDSL reichlich vorhanden. Lediglich für Sportübertragungen und Video-on-demand wird man hierzulande den Verbraucher dafür begeistern können, zusätzlich zu GEZ-Gebühren und Ausgaben für den Kabelanschluss noch mehr Geld für die alltägliche TV-Berieselung auszugeben. Wie der Konkurrent Hansenet zudem beweist, können Programme auch ohne VDSL-Leitung in beeindruckender Qualität übertragen werden.