Festplatten-Marktführer Seagate leitet nach der Übernahme von Maxtor den bisher spektakulärsten Schritt zur Neuordnung seines Vertriebsnetzes ein: Der Hersteller trennt sich mit Esys von seinem weltweit wichtigsten Distributionspartner.
Seagate, der größte Festplattenhersteller der Welt, hat nach der Übernahme von Maxtor bereits eine ganze Reihe von Maßnahmen zur Konsolidierung seines Vertriebsnetzes eingeleitet: Im Zuge der Anpassung des Channels an die neue Dual Brand Strategie verzichtet das Unternehmen in Deutschland unter anderem künftig auf den Vertrieb über Subdistributoren (siehe CRN 42). Ein regelrechtes Erdbeben für den Seagate-Channel bedeutet jedoch die Entscheidung, sich mit sofortiger Wirkung von Esys, einem der wichtigsten Distributoren des Speicherherstellers zu trennen. Über Esys hat Seagate bisher rund drei Millionen Laufwerke pro Quartal abgesetzt und in 2006 rund fünf Prozent seines Umsatzes erzielt. Seagate will sich bisher zu dem Fall nicht offiziell äußern, da das Ende der Vertriebspartnerschaft wohl direkten Einfluss auf den Börsenkurs des Unternehmens haben dürfte.
Mark Coplin, Geschäftsführer von Esys Deutschland, bestätigt gegenüber Computer Reseller News jedoch das Ende der Zusammenarbeit: »Wir sind fünf Jahre lang Seagates wichtigster Vertriebspartner gewesen und sind in dieser Zeit gemeinsam sehr erfolgreich gewesen. Es ist sehr bedauerlich, dass Seagate nun nicht mehr mit Esys zusammenarbeiten möchte«, so Coplin. Esys Deutschland gehört zur weltweit operierenden Esys Gruppe mit Sitz in 24 verschiedenen Ländern und Hauptsitz in Singapur. Der Großhändler bezeichnet sich als »Focussed Distributor« mit den Schwerpunkt der Distribution von Festplatten an Systemintegratoren, Subdistributoren und größere Reseller. Die Esys Gruppe ist weltweit der größte Distributor von Festplatten mit einem Marktanteil von rund zehn Prozent der weltweit über den Großhandel vertriebenen Festplatten.
Als Grund für die Trennung vermuten Brancheninsider, dass Esys eine zu aggressive Preispolitik mit Seagate Produkten betrieben sich nicht an die strengen Tracking-Kontrollregeln gehalten habe, die für offizielle Distributoren gelten. Offenbar hat sich Esys geweigert, sich einem Audit zu unterziehen, bei dem festgestellt werden sollte, ob die Angaben bezüglich der Ansprüche im Rahmen von Seagates Incentive Programm korrekt sind. Vorläufig ungeklärt bleibt die Höhe der Zahlungsverpflichtungen, die Esys noch gegenüber Seagate zu begleichen hat und wie Seagate die nun entstandene empfindliche Lücke in seinem Vertriebsnetz zu schließen gedenkt.
Ihre Meinung interessiert uns! Schreiben Sie an: leserforum@ict-channel.com