Siemens-Direktvertrieb vor dem Aus
Siemens-Direktvertrieb vor dem Aus: Nach der Fusions-Vereinbarung mit Nokia im Bereich TK-Infrastruktur sucht das Siemens-Management nun auch nach einer Lösung für die Enterprise-Sparte. Die Siemens »HiPath«-Partner hoffen auf Kontinuität. Distributoren prognostizieren, dass das Direktgeschäft zugunsten des Channels eingeschränkt wird.
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Während die Börse noch feiert und der Betriebsrat seine Wunden leckt, geht der Ausverkauf der Siemens-Kommunikationssparte auch nach dem Verkauf des Mobiltelefon- Bereichs an Benq und der Fusion der Netzwerksparten von Siemens und Nokia unverdrossen weiter. Als nächsten Schritt erwarten Branchenkreise eine Fusion oder den Verkauf des Enterprise- Bereichs, der sämtliche Telekommunikationslösungen für den Businessbereich beinhaltet, darunter die TK-Anlagen »Hipath«. Ganz offiziell verkündet das Unternehmen denn auch bereits, dass die Sparte auf eigene Beine gestellt werden soll. Siemens-Insider rechnen damit, dass für Enterprise vielleicht noch in diesem Monat, spätestens jedoch bis September eine Lösung bekannt gegeben wird.
Als mögliche Übernahme-Kandidaten von »HiPath« & Co. gelten einerseits langjährige Rivalen wie Alcatel, Nortel oder Cisco, die mit einer Übernahme ihren Marktanteil deutlich ausbauen könnten. Als wünschenswerte Lösung wird innerhalb des Unternehmens aber eine Ehe mit Huawei oder 3Com gesehen. »Diese Unternehmen könnten mit den »HiPath«- Produkten völlig neues Terrain erobern und ihr vorhandenes Portfolio komplettieren«, ist ein Siemens- Manager überzeugt. Doch auch der Einstieg eines Finanzinvestors als Zwischenlösung wird nicht ausgeschlossen.
Für die Siemens-Channelpartner kommt diese Entwicklung nicht überraschend, doch noch herrscht keine Verunsicherung: »Ich bin mir absolut sicher, dass die Siemens- Produkte auch nach einer Übernahme nicht vom Markt verschwinden werden«, ist Silvia Keitel von der Münchner MTG überzeugt. Die MTG ist einer der größten Siemens-Partner in Deutschland. Auch auf Endkunden-Seite kann Keitel bislang keine Verunsicherung feststellen. Trotzdem hofft man bei dem Münchner Systemhaus, dass der Wirbel um die Com-Sparte bald vorbei ist. Würde noch längere Zeit kein Partner für Siemens Enterprise gefunden, wäre das Gift fürs Geschäft.
Ganz ähnlich sieht das auch Marcus Schauer von Telesys Kommunikationstechnik in Breitengüßbach. »Im Projektgeschäft gibt es durchaus schon skeptische Kunden in Bezug auf den Fortbestand von Siemens«, sagt der Leiter des Vertriebsinnendienstes. Diese seien bislang aber noch beruhigt, wenn die offizielle Bestätigung des Münchner Konzerns über den Fortbestand der Produkte vorgelegt würde. »Noch haben wir kein Projekt verloren, wenn wir Siemens anbieten.« Dass ein neuer Partner oder Käufer für die Enterprise- Sparte die Chancen des Channels verbessert, glaubt auch Michael Padberg, Vorstand des Siemens- Distributionspartners Padberg AG. »Ein Verschwinden der Marke Siemens halte ich für völlig abstrus«, sagt er. Padberg hofft allerdings darauf, dass möglichst bald eine Lösung präsentiert wird: »Ungewissheit über einen längeren Zeitraum wäre nicht förderlich.«
Die Enterprise-Sparte war in der Vergangenheit geprägt von einem harten Konkurrenzkampf zwischen dem Siemens-Direktvertrieb und den Channel-Partnern des Konzerns. Jetzt hoffen Distributoren wie Padberg, dass der Channel künftig stärker zum Zug kommt: »Es erscheint logisch, sich im Bereich der HiPath 3000 vom kostenintensiven direkten Vertrieb zu trennen und das untere Marktsegment dem indirekten Kanal zu überlassen. Dies bedeutet eine deutliche Stärkung des Fachhandelskanals «, ließ der Grossist via E-Mail seine Händler wissen.