Solider Allrounder. Dass nicht nur Nischenplayer und Spezialisten als Integrator erfolgreich sein können, beweist Kuttig Computeranwendungen. Das Unternehmen aus Troisdorf wurde kürzlich von Cisco zum "Besten Mittelstandspartner 2003" gekürt.
Der Integrator Kuttig bildet zahlreiche junge Menschen in IT-Berufen aus.
Als der Betriebswirt Klaus Kuttig 1989 die Kuttig Computeranwendungen GmbH startete, hatte er schon jede Menge anwenderbezogene IT-Erfahrungen gesammelt. So hatte er bei Ford zwei Jahre lang ein europaweites Projekt geleitet, bei dem es darum ging, das gesamte Rechnungswesen des Automobilherstellers zu reorganisieren. Zuvor hatte Kuttig bei einem Softwarehaus in der Systementwicklung mitgewirkt. "Ich war es gewohnt, die IT von der Anwenderseite zu betrachten. Mich interessierte immer, wie man Informationstechnik betriebswirtschaftlich einsetzen kann", sagt Kuttig über sich selbst.
Diese Fokussierung war für den Aufbau seines eigenen Unternehmens sehr nützlich. Zunächst entwickelte und implementierte die Drei-Mann-Firma kleine ERP-Lösungen für Mittelständler, später kamen das CAD/CAM-Geschäft und damit der Partner Autodesk dazu, mit dem Kuttig noch heute zusammenarbeitet.
Die Weiterentwicklung der DV machte auch vor dem Systemhaus aus Troisdorf nicht halt. Zunächst programmierte man nämlich auf DOS-Basis und mit den dafür erhältlichen, recht komfortablen Tools der 4. Generation. Das war günstig, so dass sich Individualsoftware sogar für kleine Firmen lohnte. Mit diesem Geschäftsmodell war es jedoch nach dem Siegeszug von Windows vorbei.
"Wir haben nun auf eine Partnerschaft mit Oracle gesetzt und uns so eine neue Welt erschlossen. Oracle ist sehr innovativ und bleibt immer auf der Höhe der Zeit. So wird der Frontend-Softwaregenerator FORMS gerade auf Web-Technologie migriert", sagt Kuttig. Der Ansatz erwies sich als erfolgreich. Die alten Kunden blieben, neue kamen hinzu. Inzwischen hat Kuttig sein Unternehmen in zwei Bereiche unterteilt: 25 Mitarbeiter widmen sich unter dem Label Kuttig Oracle-Lösungen exklusiv dem Oracle-Geschäft. Im Lauf der Jahre entwickelten sie zahlreiche Branchenmodule, zum Beispiel für die Automobil-, Bau-, Lebensmittelindustrie oder Energieversorger sowie spezielle Migrationstools. Daneben setzt Kuttig heute auch verstärkt Oracles eigene Produkte ein. "Mit OCS (Oracle Collaboration Suite) lösen wir heute bei manchen Kunden Lotus Notes ab", sagt Kuttig.
Der Bereich IT-Mittelstandslösungen, in dem etwa 85 von 110 Mitarbeitern tätig sind, bedient als Generalist Mittelständler aller Branchen mit Lösungen aus allen Gebieten der Datenverarbeitung. Entsprechend umfangreich ist die Partnerliste. Neben Cisco, HP, Microsoft, EDS, Netgear, Docuware, Synapsis, Extended Systems, Allied Telesyn und Netgear enthält sie seit der Cebit 2003 auch SAP. "Mit Business One können wir nun den Mittelständlern ein Standard-ERP-Tool erster Güte anbieten", sagt Kuttig stolz. Als Allrounder zu agieren, findet Kuttig vorteilhaft. "Unsere mittelständischen Kunden wissen, dass sie bei uns alles aus einer Hand bekommen und schätzen das", sagt er. Rund 60 Prozent des Jahresumsatzes von 14 Millionen Euro erwirtschaftet Kuttig mit IT-Mittelstandslösungen.
Langfristige Kundenbeziehungen aufzubauen, gehört zum Konzept. Das bedeutet, die Kunden als Partner zu betrachten: ihnen nicht den letzten technologischen Schrei aufzudrängen, wenn Abwarten sinnvoller wäre, oder das Maximum aus einem Projektauftrag herauszuholen. "Wenn wir sehen, dass ein Kunde für seine Individualsoftware sehr viele Auswertungsfunktionen möchte, die zwar ganz schön sind, aber zu viel Aufwand bei der Datenerfassung bedeuten, dann raten wir gezielt dazu, das Projekt schlanker zu halten", sagt Kuttig. "Deswegen sind unsere Projekte meist erfolgreich." Die rund 800 aktiven Kunden hat der Integrator hauptsächlich durch Mund-zu-Mund-Werbung gewonnen.
Weil der Integrator hervorragende Mitarbeiter braucht, um seinem Allrounder-Anspruch zu genügen, investiert Kuttig Computersysteme viel in Aus- und Fortbildung. So erlernen dort derzeit 15 junge Menschen einen der neuen IT-Berufe - das sind knapp 15 Prozent der Belegschaft von 110 Mitarbeitern. "Unsere Lehrlinge sind die Hauptquelle für neue Mitarbeiter", sagt Kuttig - eine Einsicht, an der sich so manches Unternehmen ein Beispiel nehmen könnte.