27 Medimax-Märkte von Insolvenzverwalter geführt

Streit um insolvente Medimax-Filialen

26. Februar 2008, 9:00 Uhr | Samba Schulte

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

»Es lebe billig« zahlte sich nicht aus

Die aktuelle Insolvenz-Anmeldung der Multi-Media Pro-Markt GmbH ist ein erneuter Tiefpunkt in der Geschäftschronik der Wegert- Brüder, in der nach anfänglichen Erfolgen zuletzt ausschließlich Abstürze zu verzeichnen sind. Der zunächst anhaltende Erfolg der Fotofachhandelskette Foto-Radio-Wegert, die ihr Vater Egon 1930 gegründet hatte und sie 1980 zum 50- jährigen Firmenjubiläum florierend an seine Söhne übergab, machte Michael und Matthias Wegert reich und verlieh ihnen Lokal-Prominenz. Letztlich übertrugen sie die einst den Berliner Foto-Markt beherrschende Kette 2004 jedoch nach massiven wirtschaftlichen Problemen an ihren ehemaligen Vertriebsleiter Christian John von Freyend. Dieser musste ein Jahr später Insolvenz anmelden. Jetzt drohen auch die Retail-Pläne der Wegerts, deren Umsetzung parallel zum Fotohandel 1998 mit der Eröffnung einer Promarkt-Filiale in Berlin begonnen hatte, endgültig zu scheitern. Zunächst wuchs die Wegert-Gruppe bis Ende 1997 auf 33 Promarkt-Filialen im Osten Deutschlands. Die heute bekannten Promärkte gehörten wie damals schon, als sie sich ausschließlich im Westen Deutschlands verbreiten durften, zum Rewe-Konzern und sind von der Multi-Media Promarkt Handels GmbH unabhängig. Dann verlief bereits ein Zwischenspiel der Kingfisher-Gruppe, die zwischen 1998 und 1999 die Multi-Media Promarkt Handels GmbH für insgesamt 169 Millionen Euro stufenweise übernommen hatte, wirtschaftlich äußerst unrentabel. Der vor allem auf Baumärkte spezialisierte britische Retailkonzern hatte jedes Geschäftsjahr einen Verlust bis in die zweistellige Millionenhöhe zu verkraften (z. B. 2001: 42,5 Mio. Euro). Unmittelbar vor dem Insolvenzantrag verkauften die Briten 88 Foto- Wegert-Filialen und 92 Promarkt- Niederlassungen für den symbolischen Preis von einem Euro an die Wegert-Brüder zurück. Als Mitgift gaben sie zudem 55 Millionen Euro in bar, einen Lagerbestand im Wert von 150 Millionen Euro und einen zusätzlichen Kreditrahmen.

Unter dem neuen Namen Makromarkt versuchten die Wegerts mit einem neuen Konzept die Märkte aus dem Minus zu holen. Unter dem Motto »Es lebe billig « bestand es aus absoluten Tiefpreisen und dem Warenverkauf von der Palette weg, mit wenig bis gar keinem Service. Zunächst als schärfster Konkurrent von Media Markt gehandelt, äußerte sich Michael Wegert gegenüber Medien optimistisch: »In zwei Jahren soll die Elektronik-Gruppe wieder in der Gewinnzone sein.« Doch auch mit dem neuen Billigheimer-Konzept katapultierten sich die Retail-Märkte immer weiter in die schwarzen Zahlen. Als Konsequenz schlossen Märkte. Im Sommer 2005 hielten die Wegert-Brüder nur noch 50 der 92 übernommenen Filialen und beschäftigten lediglich 1.500 der einst 2.300 Mitarbeiter.

Eine langfristige Suche nach einem finanzstarken Käufer, bei der nahezu alle großen Ketten im Gespräch waren, begann. Im Dezember 2005 übernimmt Electronic Partner schließlich für einen Kaufpreis in Höhe eines zweistelligen Millionenbetrages alle 48 Makromarkt-Fachmärkte, um sie in sein Medimax-Konzept einzugliedern.

Während die Düsseldorfer Verbundgruppe seit dem 1. Februar 2006 16 Märkte in eigener Regie weiterführt, führen die Wegerts 32 der Märkte als Franchise-Nehmer der Medimax- Kette. Michael Wegert sprach damals vom Abschluss der Sanierung der Multi-Media Promarkt Handels GmbH, die schuldenfrei in die Partnerschaft mit EP gehe. Nun sind auch die Medimax-Filialen der Multi-Media Promarkt- Handels GmbH insolvent.

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INFO

Multi-Media Promarkt Handels GmbH
Kolonnenstraße 30f
10829 Berlin
Fax 030 7811372


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