Porno im TV

SWR-Intendant kritisiert Sozialpornografie im TV

28. Januar 2011, 14:28 Uhr |

Die ethischen Grenzen werden in den Medien nach Einschätzung des SWR-Intendanten Peter Boudgoust immer weiter verschoben.

Vor allem im Nachmittagsprogramm versuchten private Fernsehsender mit menschenverachtenden Methoden Quote zu machen, sagte Boudgoust in Karlsruhe vor Medienmanagement-Studenten. "Willige Laienschauspieler aus sozial schwachen Milieus" spielten fragwürdige Familienkonflikte vor. "Das ist für mich Sozialpornografie." Grenzen des Anstandes würden mit derartigen Sendungen bewusst überschritten.

Als weiteres Beispiel des von ihm attestierten Sittenverfalls nannte der Intendant das Format "Tatort Internet", bei dem mögliche Nutzer von Kinderpornografie vor laufender Kamera bloßgesellt werden. "Das sind zynisch inszenierte Tabu-Brüche, die beste Einschaltquoten garantieren."

Diese Entwicklung fordere die öffentlich-rechtlichen Sender heraus. "Wir dürfen uns nicht moralisch erheben, aber auch unsere Ansprüche nicht fallen lassen", sagte Boudgoust. Entscheidend sei, dass neue Trends nicht verschlafen werden. Deshalb müsse es der ARD auch erlaubt sein, eine Reality-Serie auf den Weg zu bringen. "Entscheidend ist doch, wie sie gemacht wird." Erst vor kurzem war der Vorschlag des NDR für eine solche Serie mit Dorfpolizisten als Hauptdarstellern auf Kritik gestoßen.

Eine weitere Chance für die öffentlich-rechtlichen Sender sieht der SWR-Intendant in Themenabenden, bei dem eine gesellschaftliche Debatte mit einem Film und einer Diskussionsrunde aufgegriffen wird. Als Beispiel nannte er den Fernsehabend über die Sekte Scientology, der sieben bis neun Millionen Zuschauer interessiert habe.


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