Nachdem die amerikanische Muttergesellschaft Gläubigerschutz nach Chapter Eleven beantragt hat, musste die Ulmer Tallygenicom in der vergangenen Woche nachziehen. Die deutsche Tally hat bereits einen Lieferstopp verhängt – betroffen sind rund 200 Reseller und drei Distis.
Sowohl die amerikanische Muttergesellschaft als auch die deutsche Vertriebs- und Servicegesellschaft Tallygenicom Computerdrucker haben Insolvenz angemeldet. Der Ulmer Hersteller ist spezialisiert auf hochwertige Drucker, Verbrauchsmaterialien und Serviceleistungen für Druckanwendungen im kommerziellen sowie im industriellen Umfeld. An der Ulmer Geschäftsstelle stehen jetzt 70 Arbeitsplätze auf dem Spiel.
Die amerikanische Tally hat Gläubigerschutz nach Chapter Eleven beantragt. Für die Europäische Tally AG bedeutet dieser Schritt, dass alle Forderungen sofort beglichen werden müssen, um überhaupt noch Waren aus Amerika zu beziehen. Das hat die AG in einen Liquiditätsengpass und damit ebenfalls in die Insolvenz getrieben. Wie bei einem Dominoeffekt fällt für die deutsche Gesellschaft dadurch der Hauptlieferant weg und eine Fortführungsprognose wird unmöglich – mit dem Ergebnis, dass auch die deutsche Tallygenicom Insolvenz anmelden muss, obwohl diese im vergangenen Jahr ein gutes Ergebnis hingelegt hat.
In Deutschland betrifft die Insolvenz rund 200 Reseller, wobei der Großteil der Umsätze von Tally durch die führenden 30 Direktpartner sowie die Distributoren, unter anderem Ingram Micro, Printec und Systeam, erzielt wird. Markus Schmidt, Produkt Manager von Systeam, geht nicht davon aus, dass die Geschäfte so schnell wieder anlaufen. Zunächst wurde ein Lieferstopp verhängt und der Distributor informiert bereits seine Kunden, dass Liefertermine zum Teil nicht festgesetzt werden können. Die Geschäftsführer von Tally und der Insolvenzverwalter, die Pluta Rechtsanwalts GmbH aus Ulm, zeigen sich jedoch überzeugt, dass die Geschäfte bald wieder aufgenommen werden können. Das Hauptlager, aus dem auch noch geliefert werden kann, befindet sich in Ulm. Auf Vorkasse können auch noch Produkte hinzugekauft werden. Nach Ablauf der 45-Tagefrist wird sich entscheiden, was mit der deutschen Tally passiert. Möglich wäre, dass sich ein Käufer für die europäische Holding oder für die deutsche GmbH findet. Schließlich hat Tally einem potenziellen Käufer ein europaweites Vertriebsnetz zu bieten.
Die Amerikaner begründen die Misere mit der wirtschaftliche Rezession in den USA und dem globalen Abschwung. »Verbunden mit den engen Kreditmärkten, hatte die Krise erhebliche Auswirkungen auf Tallygenicom und viele unserer Kunden, was deren Fähigkeit beeinträchtigt hat, Geräte wie die unseren anzuschaffen«, begründet DanAdragna, CEO von Tallygenicom, den Schritt. »Nachdem wir gemeinsam mit unseren Beratern, Investoren und Kreditgebern verschiedene Alternativen geprüft haben, haben wir die strategische Entscheidung getroffen, den Antrag nach Chapter Eleven zu stellen, um den Verkauf bestimmter amerikanischer Assets zu ermöglichen«, erklärt Adragna weiter.