Terminalserver-Farm im Aufbau

17. Februar 2005, 0:00 Uhr |

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Terminalserver-Farm im Aufbau (Fortsetzung)

Notwendige Standardisierung
Eine wichtige Bedingung für die Einführung der Terminalserver-Lösung betraf die Arbeitsplätze. Hier musste ein hoher Standardisierungsgrad eingeführt, und die erforderlichen Anwendungsfunktionen und Service Levels  sowie die Oberfläche der Arbeitsplätze verbindlich festgelegt werden. Die Variantenvielfalt musste begrenzt werden, so dass insgesamt weniger als zehn unterschiedliche Arbeitsplatztypen Verwendung finden. Die verringerte Produktvielfalt sollte die technische Komplexität reduzieren und somit Planung, Entwicklung, sowie Support und Administration der Lösung vereinfachen.
Zunächst wurde im Verlauf des Jahres 2002 eine produktionsnahe Testumgebung aufgebaut, in der das Applikationsportfolio der Bank nachgebildet wurde. Die Testserver wurden zunächst manuell eingerichtet. Man verglich verschiedene Terminalserver-Produkte, darunter ne­ben dem Microsoft Windows Terminalserver in erster Linie Citrix MetaFrame. Die BW-Bank entschied sich für MetaFrame, da diese Plattform ein effektives Load Balancing bietet. Auch das Übertragungsprotokoll und die Komprimierung erwiesen sich als Bandbreiten schonender. Im Testbetrieb lief die Lösung problemlos, deshalb konnte bereits ab dem zweiten Quartal 2003 mit der Paketierung der Software-Applikationen begonnen werden. Unterstützt wurde das IT-Team bei der Erarbeitung der Konzepte und dem Design der Terminalserver-Struktur von dem Spezialist für serverbasierte Lösungen Visionapp.

Redundant ausgelegte Rechenzentren
Die Terminalserverfarm besteht nun aus 150 Bladeservern. Sie wurde aus Sicherheitsgründen an zwei verschiedenen Rechenzentrumsstandorten aufgebaut und ist mit Lichtwellenleitern verbunden. Die Lastverteilung erfolgt mittels Load Balancing aufgrund diverser Systemparameter etwa für CPU-Last, Speicherauslastung, Paging-Rate und der Anzahl der aktiven Sessions. Für die automatisierte Software-Installation setzte die BW-Bank auf die Plattform Management Suite von Visionapp. »Manuell oder teil-automatisiert lässt sich eine derartig große Serverfarm nicht betreiben. In jede manuelle Installation würden sich nicht reproduzierbare Fehler einschleichen, die im Betrieb einen hohen Supportaufwand nach sich ziehen. Die vollautomatische Installation bietet zudem den Vorteil der Revisionssicherheit«, erläutert Oliver Scholl, Leiter Infrastruktur-Services-Management bei der BW-Bank.
Parallel zum Projekt Terminalserver wurde für die Filialanbindung eine neue WAN-Architektur eingeführt. Sämtliche Filialen, Heimarbeitsplätze und mobile User werden jetzt über ein Virtuell Private Network (VPN) direkt mit der Zentrale verbunden. Auf die Abhängigkeit der Filialen von WAN wurde mit einem Backup-Konzept reagiert. Bei Ausfall der Standleitungen wird durch ein bandbreitenäquivalentes Backup die Fortsetzung des Filialbetriebs sichergestellt.

Piloteinführung
Anfang 2004 begann die Piloteinführung in unterschiedlichen Filialtypen. Bis Ende Juni 2004 wurden 3300 Ar­beitsplätze an die Terminalserver-Infrastruktur angeschlossen. In den Filialen wurden die Server abgebaut und auf den Client-PCs die nicht mehr benötigten Anwendungen außer Betrieb genommen, so dass nur noch das Betriebssystem, der Web-Browser für den Portalzugriff und der Citrix-ICA-Client auf ihnen laufen. Lediglich auf den Notebooks, die auch außerhalb des Netzes funktionsfähig sein müssen, beließ man die installierten Applikationen. Alle Client-Anwendungen wie Web-Browser, Excel, Word, Outlook, Kordoba, BW-Kamland und Krebis befinden sich nun auf den Terminalservern. Individuelle Einstellungen lokaler Client-Profile wie Signaturen von Outlook, Office-Ein­stellungen und Favoriten des Internet-Explorers wurden übernommen.
Für die Anwender gibt es durch die Umstellung keine Performance-Einschränkungen. Durch Load Balancing ist eine ausgewogene Ressourcenverteilung gelungen, und die Leistung der bankspezifischen Anwendungen wie Krebis und BW-KAM hat sich seit der Inbetriebnahme der Terminalserver-Struktur deutlich verbessert. Die PC-Ressourcen stellen keinen Engpass mehr für die Einführung neuer Anwendungen dar. Die Software kann für die Mitar­beiter schnell, stabil und zeitgleich be­reitgestellt werden, gleichzeitig ist der Zugriff auf persönliche Umgebungen von allen Standorten aus gewährleistet. Die Benutzerkennungen sind filial­unabhängig. Einziger Nachteil ist, dass eine Anbindung spezieller Peripherie wie Scanner oder USB-Sticks an den Arbeitsplätzen nicht mehr möglich ist. Laut einer Umfrage sind drei Viertel der Filialmitarbeiter mit Verlauf und Ergebnis der Umstellung zufrieden. Kommentar
Die flächendeckende Einführung der Terminalserver-Struktur bei der BW-Bank hat sich bewährt: Die Akzeptanz in den Fachbereichen ist dank der hohen Performance gut, und die Prognosen für Einsparungen konnten erfüllt werden. Durch die einheitliche Oberfläche war keine flächendeckende Schulung der Mitarbeiter nötig. Auch die Softwareintegration in Citrix verlief unkompliziert. Neue Software kann nun schneller und ohne Beeinträchtigung der Anwender verteilt werden, Sicherheit und Stabilität haben sich deutlich erhöht und die zentrale und redundante Auslegung erlaubt eine höhere Verfügbarkeit. Gegenüber dem bisherigen Client-Server-Konzept ergeben sich durch die Verlängerung des PC-Lebenszyklus auf sechs Jahre Kostensenkungen. Weitere Einsparungen werden durch geringeren Aufwand für Personal und Wartung sowie die Einsatzmöglichkeit von Thin-Clients erwartet.


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