Test Tablet-PCs: Klein, aber nur teilweise oho
Der »Schlepptop« hat ausgedient. Kompakte Leichtgewichte mit hoher Leistung und Stiftbedienung sollen ihn ablösen. Network Computing stellte zwei Geräte auf den Prüfstand: Lifebook P1620 von Fujitsu-Siemens und Q1 Ultra-Pro 800 Besar von Samsung.

- Test Tablet-PCs: Klein, aber nur teilweise oho
- Samsung Q1

Gegen den Trend schwacher Clients mit Terminal-Server-Backends kämpfen Full-Featured-Notebooks im super-kompakten Format an. Nur wenige Anwender können auf ein starkes Applikations-Backend mit Internet-Zugang zurückgreifen und müssen daher alle Daten und Applikationen mit sich herumtragen.
Network Computing hat zwei ultaportable Tablet-PCs im Labor einer gründlichen Prüfung unterzogen. Beide Geräte integrieren modernste Hardware, verfolgen jedoch gänzlich verschiedene Bedienungskonzepte.
Fujitsu Siemens Lifebook P1620
Das Lifebook von Fujitsu Siemens arbeitet als Convertible-Tablet-PC. Versehen mit einer regulären, wenn auch kleinen Tastatur, lässt es sich wie ein herkömmlicher PC bedienen. Da für ein Touchpad der Platz fehlt, greift »Fusi« auf eine alte, aber bewährte und vielerorts beliebte Mouse-Technik zurück, den Touchstick.
Unter Kennern ist der zwischen den Tasten eingelassene Gummi-Nippel als »Mauspöpel« bekannt. Zudem integriert das P1620 ein druckempfindliches 16:10-Display mit 1280 x 768 Bildpunkten für den Tablet-PC-Betrieb.
Das TFT lässt sich dabei herumschwenken und umklappen, so dass dessen Rückseite die Tastatur verdeckt. Der Anwender kann den Rechner dann wie ein Buch halten und mit dem Stift bedienen.
Im Inneren des kompakten PCs arbeitet eine Core-2-Duo-CPU »ULV U7600« mit 1,2 GHz im Netz- und 800 MHz im Batteriebetrieb. Als Arbeitsspeicher stehen ganze 2 GByte bereit, und die Daten und Applikationen hält eine 100-GByte-Platte mit Shock-Sensor.
Das Display steuert eine Chipsatz-integrierte Intel-945GM-Grafikkarte mit 3D- und Direct-X9-Support. In Sachen Kommunikation trumpft das Lifebook groß auf. Es verfügt über eine Gigabit-Ethernet-, eine 802.11a/b/g-Wireless-, eine High-Speed-Bluetooth- und eine HSDPA-fähige UMTS-Schnittstelle. Damit stehen dem Anwender alle nur erdenklichen Internet-Zugangskanäle offen.
So groß wie eine Zigarrenkiste
Mit allen diesen Features wiegt das Gerät gerade mal 1 kg und misst 3,5 x 23 x 17 cm3, was in etwa der Größe einer Zigarrenschachtel entspricht. Für den Zugangssschutz setzt Fujitsu Siemens einen Fingerabdruck-Scanner am Bildschirmrand ein.
Zu dem Test bei Network Computing sendet Fujitsu Siemens das Lifebook mit einer umfassenden Zusatzausrüstung. Dazu zählen ein Port-Replicator mit zweitem Netzteil, ein USB-DVD-Brenner und ein Longlife-Akku.
So beeindruckend die Ausstattung auch klingt, der erste Test fällt ernüchternd aus. Fusi liefert das P1620 mit einem installierten Windows Vista, was dem Anwender sichtlich den Spaß am Gerät verdirbt. Der Systemstart dauert lange Minuten, und der massive Ressourcenbedarf des Systems verzögert jede Eingabe.
An ein sinnvolles Arbeiten mit dem Stift und der Texterkennung ist nicht zu denken. Dank der permanenten Verzögerungen schneidet das Gerät eigentlich jeden ersten Buchstaben eines stiftgeschriebenen Wortes ab.
Ausweg: Downgrade von Vista auf Windows XP
Der Blick in die Originalverpackung lässt jedoch hoffen: Im Lieferunfang finden sich zwei System-Rescue-CDs mit der Windows-XP-Tablet-PC-Edition. Die automatisierte Installation richtet das Basissystem mit allen benötigten Treibern und Utilities ein.
Unter XP geht der PC dann zügiger ans Werk, auch wenn die Voreinstellung ziemlich viele, teils überflüssige Dienste startet und somit Speicher belegt. Mit einer leicht abgespeckten Konfiguration kann der Anwender dann jedoch störungsfrei arbeiten.
Die Performance entspricht der eines modernen Desktop-PCs. Lediglich bei heftigen Festplattenaktivitäten geht das System spürbar in die Knie. Mit der Grafikkarte lassen sich keine dicken 3D-Action-Games spielen, aber für einfache 3D-Applikationen wie Google-Earth genügt die Grafikleistung.
Winzige Buchstaben auf kleinem Display
Der kompakte Formfaktor bringt eine Reihe von Nachteilen. Auf der kleinen Tastatur fällt es schwer, längere Texte zu schreiben. Die Auflösung von 1280 x 768 Bildpunkten auf dem 9-Zoll-Display konfrontiert den Anwender mit winzigen Zeichen.
Auch Personen mit gutem Sehvermögen müssen nahe an den Bildschirm rücken, um etwas zu erkennen. Die Darstellungsqualität trüben zudem ein ungleichmäßig ausgeleuchtetes Display und ein eingeschränkter vertikaler Blickwinkel. Die Neigung des Schirms gegenüber dem Betrachter muss recht genau stimmen, da die Anzeige sonst dunkel und flau erscheint.
Auch im Tablet-Betrieb mit umgeklapptem Schirm und Hochformatanzeige zeigen sich einige Schwächen. Die Auflösung des druckempflindlichen Schirms ist gering, so dass hanschriftliche Notizen vergleichsweise groß ausfallen müssen.
So bleiben dem Anwender auf einem Journalzettel bestenfalls zehn Zeilen für lesbare Notizen. Die Schrifterkennung von Windows lässt zu wünschen übrig. Auch bei gut kalibriertem Display liegt der Mauscursor oftmals neben der Stiftspitze, so dass der Anwender in engen Dialogen häufig das anzuklickende Control verfehlt.
Ein Tablet-PC mit Digitizer-Tablet arbeitet im Vergleich deutlich präziser. Wegen der Lage der Funktionstasten am Bildschirmrand kommt es oft dazu, dass der Benutzer diese versehentlich drückt und dadurch irgendwelche ungewünschten Aktionen in Gang setzt.
Die Herstellerangaben zu den Akkulaufzeiten fallen recht optimistisch aus: 4,5 Stunden für den normalen, 9 Stunden für den Longlife-Akku. Im Test genügen der reguläre für 2 bis 3 und der große Akku für 4 bis 6 Stunden bei aktivem WLAN, mittlerer Hintergrundbeleuchtung und mäßiger Plattenaktivität.
Fazit Lifebook P1620
Dank seiner flotten Hardware kann das Lifebook die Rolle des stationären und mobilen PCs übernehmen. Mit Hilfe des Port-Replicators lässt sich der Tablet-PC sehr komfortabel als Desktop mit einer externen Kombination aus Tastatur, Maus und Monitor nutzen.
Unterwegs leistet der Rechner dank des geringen Gewichts und der kleinen Ausmaße ebenfalls gute Dienste, wenngleich die kleine Tastatur und der Mini-Bildschirm ein längeres Arbeiten erschweren. Die Tablet-Funktionen sind ganz nett. Für ein professionelles Arbeiten mit Handschrifterkennung genügt die Präzision des Touchscreens nicht.