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Unabhängig von Strom und Raum

Unabhängig von Strom und Raum Power over Ethernet, also die Stromversorgung über das Netzwerkkabel statt aus dem Netzteil, ist nicht mehr ganz neu. Neu ist aber, dass damit ein Multifunktionsgerät betrieben wird.

Autor:Markus Bereszewski • 29.4.2007 • ca. 2:15 Min

Modular, beweglich und flexibel: Den moderne Arbeitsplatz nimmt der Mitarbeiter einfach mit.

Bereits sein einiger Zeit gibt es für die Stromversorgung ­kleinerer Verbraucher im Netzwerk die Möglichkeit, das Netzwerkkabel zu verwenden. Das Verfahren nennt sich ­»Power over Ethernet« (PoE), die entsprechende Norm heißt IEEE 802.3af und wurde bereits im Jahr 2003 festgelegt. Da über die Netzwerkleitungen keine großen Ströme fließen können, benutzen diese Technik bisher vor allem kleinere Verbraucher, also zum Beispiel Router, Switches, Netzwerk­telefone oder -Kameras. Laut Norm darf die maximale Stromaufnahme eines Gerätes 400 mA betragen. Bei den oben genannten Geräten wird das nicht überschritten. Nun hängt Druckerhersteller Brother mit dem kürzlich präsentierten DCP-315 CN jedoch ein »ausgewachsenes« Multifunktionsgerät an das Ethernetkabel. Dass das überhaupt funktionieren kann, liegt vor allem an dem geringen Energieverbrauch des Gerätes. Die Druckeinheit enthält einen Piezo-Druckkopf, der weniger Energie benötigt als Bubblejet-Drucker. Die Tintentanks befinden sich nicht am Druckkopf, sondern an anderer Stelle im Gerät. Sie müssen deswegen auch nicht immer mit hin- und herbewegt werden – ein weiterer Sparfaktor. Selbst wenn das Gerät kopiert – hierbei wird traditionell der meiste Strom verbraucht – kommt es trotzdem nicht über 1.500 mA, und die stellt der Drucker über einen Akku bereit. So ist dafür gesorgt, dass diese »Spitzenanforderung« das PoE-Netz nicht überlastet. Das ist freilich eher noch Zukunftsmusik als harte Realität denn beim DCP-315 CN handelt es sich um einen zwar voll funktionierenden, aber eben um einen Prototyp. Damit sollen im nächsten Jahr erst einmal die Marktchancen in den einzelnen Ländern ausgelotet werden. Nur wenn diese positiv aussehen, wird es das Gerät in dieser Form überhaupt geben. Brother rechnet mit einer Markteinführung frühestens in drei Jahren. Dass es ausgerechnet ein Multifunktionsgerät ist, das an PoE angeschlossen wird, hat mehrere Gründe. Wenn ein solches Gerät mit unterschiedlichen Belastungen an PoE betreiben lässt, können auch andere Verbraucher diese Stromquelle nutzen und verringern damit den Verkabelungsaufwand im Büro. Zum anderen verfolgt Brother damit die Strategie der »Dezentralisierung am Arbeitsplatz«. Der Hersteller ist der Auffassung, dass mehrere einzelne kleinere Geräte, die vom jeweiligen Anwender oder maximal einer kleinen Gruppe genutzt werden, effektiver sind als ein zentrales Ein-/Ausgabegerät. Er begründet das zum einen mit geringeren Anschaffungskosten aber auch günstigerem Unterhalt mehrerer kleiner Drucker im Vergleich zu einem großen, zentralen Netzwerkgerät. Als weitere Vorteile nennt Brother die eingesparte Arbeitszeit für den Weg zum Drucker und zurück sowie die höhere Sicherheit bei lokalem Ausdruck. Der Ausdruck vertraulicher Informationen über das zentrale Aus­gabegerät birgt immer das Risiko, dass er von Unbefugten eingesehen wird. Im Hinterkopf verfolgt der Hersteller mit den PoE-Aktivi­täten auch den Trend moderner Bürokonzepte, die von der festen Zuordnung eines Menschen zu einem bestimmten Arbeitsplatz abkehren. In vielen Unternehmen suchen sich die Mitarbeiter bereits heute ihren Platz dort, wo es gerade sinnvoll ist: Im Einzelbüro, wenn sie konzentriert an einem Projekt arbeiten müssen oder zusammen mit anderen, wenn eine Besprechung anfällt. Immer dabei werden in Zukunft nicht nur der Laptop sein, sondern auch das Multifunktionsgerät – schließlich kann man so schnell seine Gedanken zu Papier bringen – so Brothers Überlegung. Umso besser, wenn dabei durch PoE auch noch der Verkabelungsaufwand ver­ringert wird.