Unterhaltungselektronik: Der UE-Markt wird neu verteilt

26. Januar 2006, 0:00 Uhr |

Unterhaltungselektronik: Der UE-Markt wird neu verteilt. Hersteller und Analysten erwarten 2006 neue Wachstumsrekorde bei digitalen UE-Produkten. Dafür sollen Produktinnovationen, Events wie die Fußball-WM und die Ausrichtung der wichtigsten Messen sorgen. Der Einstieg vieler IT-Hersteller und neuer Anbieter sowie der anhaltende Preis- und Margenverfall wirbeln den Markt derzeit jedoch kräftig durcheinander.

Unterhaltungselektronik: Der UE-Markt wird neu verteilt

Digitale Unterhaltungselektronik-Produkte haben im vergangenen Jahr Zuwachsraten verzeichnet, von denen IT-Hersteller nur träumen können. Der Ablöseprozess in den Wohnzimmern hat beispielsweise den Herstellern von Flat-TVs, DVD- und Festplattenrekordern, aber auch Digitalkameras und MP3-Playern einen Absatzboom beschert. Nach einer Schätzung der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (GfU) erreicht der deutsche Consumer-Electronics-Markt, dazu zählen alle von Privatnutzern gekauften IT-, TK- und UE-Produkte, 2005 ein Volumen von rund 21 Milliarden Euro. Dies entspricht einem Wachstum von etwa sieben Prozent gegenüber dem Vorjahr. Am stärksten wuchs der Markt für klassische Unterhaltungselektronik, der 2005 sogar um zwölf Prozent auf mehr als zwölf Milliarden Euro zulegte. Für 2006 rechnet der Branchenverband mit einem Umsatzplus von zehn Prozent für CE-Produkte.

Allein über drei Millionen Flachbildschirme sollen dieses Jahr verkauft werden, 70 Prozent mehr als 2005. Das Institut für Demoskopie Allensbach ermittelte in seiner aktuellen »Allensbacher Computer und Technik-Analyse 2005 (ACTA)« bei über 50 Millionen Deutschen zwischen 16 und 64 Jahren, dass beispielsweise 17 Prozent der Befragten konkrete Kaufpläne für einen Flat-TV haben, potenzielle weitere 41 Prozent sind nicht abgeneigt und nur ein gutes Drittel zeigten kein konkretes Interesse. Events wie die Fußball-WM im Sommer 2006 und ein noch stärkerer Messefokus auf UE, sollen das Segment weiter anheizen. Auch Vorzieh-Effekte auf Grund der Mehrwertsteuererhöhung 2007 sollen nach GfU-Einschätzung das Wachstum beflügeln. Kein Wunder, dass neben den klassischen UE-Riesen, wie Sony, Panasonic, Samsung oder Philips, immer mehr IT-Hersteller von dem Trend profitieren wollen. So will der weltgrößte Netzwerkausrüster Cisco Systems über seine Tochterfirmen Kiss, Linksys und die jüngste Akquisition Scientific-Atlanta in den Markt für Consumer Electronics einsteigen (siehe dazu auch den Artikel in der Rubrik Unternehmen).

Asus, ursprünglich als Hersteller von Motherboards und OEM-Fertiger bekannt, will sein Engagement in diesem Bereich ebenfalls ausweiten. Im vergangenen Jahr wurde eine spezielle Digital Home Group für Netzwerkprodukte, Settop-Boxen, DVD- Recorder und Ähnliches etabliert. Noch in der ersten Jahreshälfte 2006 will Asus auch Flat-TVs auf den deutschen Markt bringen, die auch über den Fachhandel verkauft werden sollen. Die Geräte wurden im Dezember 2005 in Taiwan gelauncht und sind in Asien bereits erhältlich.

Auch Intel möchte sich unter dem neuen Slogan »Leap ahead« (Sprung nach vorn) stärker auf Komponenten für Unterhaltungselektronik und mobile Geräte konzentrieren, um unabhängiger vom PC-Markt zu werden. Auf der diesjährigen CES stellte der Chip-Riese seine Viiv-Plattform vor, die für den Einsatz in Entertainment- PCs optimiert ist. Neben PCs und Notebooks soll es bald aber auch Viiv-zertifizierte Peripherieprodukte, wie Kopfhörer, MP3-Player und Ähnliches, geben. Intel-Konkurrent AMD reagiert mit seiner Plattform »AMD Live«. Anstelle der aufwändigen Zertifizierungen für Viiv sollen offene Standards für Kompatibilität mit Endgeräten sorgen.

Die UE-Pläne der IT-Hersteller und neue Konkurrenz aus China, wie Haier oder Tatung, bringen das Marktgefüge kräftig durcheinander. So hat beispielsweise Computerhersteller Apple mit dem Erfolg seines digitalen Musicplayers Ipod etablierte UE-Konzerne wie Sony düpiert. Das japanische Branchenschwergewicht kämpft derzeit mit heftigen Verlusten und hat seine einst dominierende Stellung eingebüßt. Auch weil Sony wichtige digitale Entwicklungen, etwa den Vormarsch der MP3-Player und den Trend zu Plasma- und LCD-TVS, verpennt hat, und zu oft stur an proprietären Eigenentwicklungen festhielt. Aber auch die anderen UE-Konzerne müssen sich auf die schnelleren Produktzyklen und verschärften Preisdruck einstellen.

Das neue Boomthema weckt auch Begehrlichkeiten bei den Messebetreibern, nachdem in den vergangenen Jahren die UE-Messen Zuwächse verzeichneten, während IT-Veranstaltungen kräftig Federn lassen mussten. Ein Profiteur der Entwicklung war die Consumer Electronics Show, auf der seit dem Niedergang der Comdex alle großen IT-Hersteller vertreten sind. Dank kräftiger Zuwachsraten sieht sich die Show in Las Vegas inzwischen als Leitmesse für die UE-Branche, allerdings mit starkem Fokus auf den US-amerikanischen Markt. Wegen des frühen Messetermins in der ersten Januarwoche legt die CES inzwischen aber auch für den europäischen Markt Produkt- und Technologietrends vor.

Die Internationale Funkausstellung in Berlin, nach Besucherzahlen immer noch die weltweit größte UE-Messe vor der CES, hat auf die Herausforderungen reagiert und wird ab 2006 jährlich stattfinden. Damit sieht sich die von der GfU organisierte Veranstaltung besser aufgestellt, um die immer schnelleren Innovationszyklen abzubilden. Auch die Cebit will das neue Trendsegment nicht verpassen und im März 2006 erstmals in Halle 27 ein Sonderevent für Unterhaltungselektronik, »Digital Living«, ausrichten, der auch Endkunden ansprechen soll.


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