USB-Telefone für IP-Telefonie: Viel Hype um Skype

16. Februar 2006, 0:00 Uhr |

USB-Telefone für IP-Telefonie: Viel Hype um Skype. Im Markt für Telefon-Endgeräte wächst mit USB- und WLAN-Phones sowie »Skype-zertifizierten« Produkten eine ganz neue Gattung heran. Insbesondere für Reseller mit Ladengeschäft könnte sich daraus ein Zusatzgeschäft entwickeln.

USB-Telefone für IP-Telefonie: Viel Hype um Skype

Stolz meldete der VoIP-Anbieter Skype im Vorfeld der CES in Las Vegas gleich sieben Vertragsabschlüsse mit »führenden Unternehmen« über Produkte rund um die IP-Telefonie. Durch die neuen Partnerschaften werde das Telefonieren über Skype noch einfacher, schwärmt ein Firmensprecher.

Die in Luxemburg ansässige Ebay-Tochter hat es sich auf die Fahnen geschrieben, verstärkt mit Hardware-Partnern zu kooperieren. Die Liste der Lieferanten ist ? mit Ausnahme von Panasonic ? mit Herstellern gespickt, die vor allem als Anbieter von Routern, Webcams und Computer-Mäusen bekannt sind: Allianzen vereinbarte Skype mit Creative, D-Link, Kodak, Netgear, Panasonic, Ipevo und V-Tech. Doch auch andere Anbieter wollen vom Geschäft mit günstigen USB-Telefonen profitieren.

So steigt US-Robotics, eigentlich bekannt als Hersteller von Netzwerkprodukten und Modems, mit dem USB-Modell »USR809600« in den Markt für Voice-over-IP ein. Das Produkt sei auf den Einsatz der Skype-Applikation für Internet-Telefonie ausgerichtet, funktioniere aber auch über jede andere Instant Message-Plattform mit VoIP-Funktionalität, betont der Hersteller. In der Tat ermöglicht das Gerät das kostenlose Telefonieren mit anderen Skype-Nutzern oder Anwendern, die vom »Skype Out«-Service Gebrauch machen, während sie mit ihrem PC über eine Breitbandinternetverbindung online sind. Echos und Geräusche im Hintergrund ? bei VoIP-Telefonaten noch immer keine Seltenheit ? unterdrückt das VoIP-Telefon.

Bei dieser Produktneuheit werde es nicht bleiben, betont Region Manager Arne Pelzer: »Das USB-Telefon ist unser erstes Produkt für VoIP, weitere werden folgen. Auch warum man sich neben GSM-Handy und Festnetztelefon ein weiteres Endgerät zulegen soll, glaubt Pelzer zu wissen: »Der finanzielle Vorteil zahlt sich insbesondere bei Gesprächen über lange Entfernungen, für lange Gespräche sowie für alle Anwender aus, die einen Flatrate-Internetvertrag abgeschlossen haben. Selbst Firmen mit mehreren Niederlassungen würden Telefonate mittlerweile mit Internet-Telefonen erledigen und damit einen großen Teil ihrer bisherigen Telefonkosten sparen. Das USR-Telefon ist ab sofort lieferbar, die unverbindliche Preisempfehlung beträgt 39,90 Euro. Fachhändler erhalten die Geräte über die Distributoren API, Ingram Micro, McDos und Wave. Die Garantiezeit umfasst 24 Monate ab Zeitpunkt des Kaufs.

WLAN-Lösung

Netgear geht bei seiner Telefon-Neuheit technisch noch einen Schritt weiter: Das »WiFi-Phone« ermöglicht Skype-Kunden mobile Internet-Telefonie ohne Anschluss an einen PC. Telefoniert werden kann überall dort, wo sich der Kunde an einem WLAN-Hotspot anmeldet. Neben dem WLAN-Zugang daheim oder im Büro also an jedem öffentlichen Hotspot weltweit, der ein Einloggen erlaubt.

Auf dem Netgear-Gerät ist die Skype-Software vorinstalliert, Telefonate über andere IP-Anbieter wie etwa Sipgate sind aufgrund anderer Standards nicht möglich. Das Telefon kann direkt aus der Box heraus mit einem drahtlosen Netzwerk verbunden werden. Alles, was der Nutzer tun muss, ist die Eingabe der Skype-Kennung mit dazugehörigem Passwort. Die Skype-Software lädt sich dann selbstständig die komplette Kontaktliste des Nutzers herunter, zeigt den Verbindungsstatus auf dem Display an und erlaubt das kostenfreie Telefonieren mit anderen Skype-Nutzern.

Geschützt wird der Sprach-Datenstrom beim drahtlosen Netgear-Modell durch eine WEP-Verschlüsselung mit 40/64 und 128 Bit sowie durch WPA, WPA-PSK oder WPA2. Auf den deutschen Markt kommt das WLAN-Telefon in einer lokalisierten Version voraussichtlich im April. »Derzeit verhandeln wir noch über ein Preismodell«, erläutert ein Firmensprecher, denn es sei noch unklar, ob und in welcher Höhe Skype das Telefon subventionieren werde. Als weiteres Produkt will Netgear darüber hinaus den »Range Max«-Router »WPN824« für die Skype-Funktionen optimiert auf den Markt bringen.

Analog-Adapter

Wer hingegen sein analoges Telefon-Equipment weiter nutzen will, kann künftig zu einer Lösung von D-Link greifen: Der taiwanische Hersteller bringt im kommenden Monat den USB-Telefonadapter »DPH-50U« auf den Markt ? empfohlener Endkundenpreis: 59 Euro. Anwender können dann mit herkömmlichen analogen Telefonen ? auch DECT-Telefonen ? über Skype telefonieren. Auch Konferenzgespräche über die herkömmliche Telefonleitung und Skype sind möglich.

Der D-Link Skype USB-Telefonadapter zeigt auf seinem beleuchteten Display an, ob es sich bei ankommenden Anrufen um Skype- oder Festnetz-Telefonate handelt. Dabei können gewohnte Funktionen wie Kurzwahl, Wiederwahl, Stummschaltung und Anzeige der Caller-ID weiterhin genutzt werden. »Wichtig ist die Integration in bestehende Umgebungen sowie die einfache Nutzung und Bedienkomfort«, betont Mike Lange, Manager Business Development & Product Marketing bei D-Link. Mit »DPH-50U« sei jeder Anwender in der Lage, Skype über das normale Telefon zu nutzen, ohne aufwändige Einstellungen vornehmen zu müssen.

Der D-Link Skype USB-Telefonadapter ist PC-kompatibel und mit zwei RJ-111-Ports sowie einem USB-Port ausgestattet. Die Stromzufuhr erfolgt über den PC und das USB-Kabel; ein Netzkabel für die externe Stromversorgung ist nicht erforderlich. Im Lieferumfang ist Software enthalten, die Anwendern eine Verwaltung ihrer Skype-Kontaktdaten und Telefonfunktionen ermöglicht. In der Konfiguration kann zudem die Weiterleitung ankommender Skype-Telefonate auf Mobiltelefone oder andere Endgeräte eingestellt werden.

Low-End

Zubehöranbieter Trust springt ebenfalls auf den IP-Zug auf und bringt das Telefon-Modell »LCD PH-2100« auf den Markt. Das einfache Gerät wird an einen USB-Anschluss angeschlossen und über ihn versorgt. Auch dieses Telefon kann mit Hilfe der beiliegenden Software mit Skype verwendet werden. Ein LC-Display übermittelt Statusinformationen wie Datum, Zeit und die gewählte Nummer, so dass der PC-Bildschirm nicht unbedingt erforderlich ist. Das Produkt kann darüber hinaus auch als numerisches Tastenfeld oder als Mikrofon zum Aufnehmen von Audio auf dem PC verwendet werden. Ähnlich wie beim US-Robotics-Modell ist auch hier eine automatische Echokompensation und ein Rauschfilter implementiert. Das Gerät ist ab Mitte März lieferbar und soll für 29,95 Euro über die Ladentheke gehen.

Webcam-Boom

Auch Creative hat bereits ein von Skype zertifiziertes Produkt vorgestellt: Die »Web Cam Instant Skype Edition« wird mit einem Headset mit Mikrofon, Software und einem separaten Mikrofon für Videokonferenzen mit mehreren Anwendern ausgeliefert. Darüber hinaus befindet sich im Lieferumfang ein »Skype Out«-Gutschein mit 30 Freiminuten für Skype-Telefonate ins Festnetz oder zu Mobiltelefonen.

Warum Creative eine Webcam zum »skypen« auf den Markt bringt, ist leicht erklärt: Auf Grund der steigenden Nutzung von Online-Kommunikation konnte der Umsatz mit Webcams in Europa in den letzten beiden Jahren um mehr als 139 Prozent gesteigert werden. Creative rechnet damit, dass dieses Wachstum weiterhin anhält. Für die bereits lieferbare Kamera empfiehlt der Hersteller einen Endpreis von 39 Euro. In Kürze folgt mit dem »Skype Internet Phone Plus« auch ein Telefon für Skype-Anrufe ohne PC-Verbindung von Creative.

Weitere Anbieter stehen bereits in den Startlöchern, um bei entsprechender Nachfrage auch den europäischen Markt zu bedienen. Der taiwanische Hersteller Ipevo konzentriert sich bereits vollständig auf die Produktion von Endgeräten für den Skype-Einsatz. »Good products, great prices for Skype«, lautet denn auch das Motto des Herstellers. Auch der bisher als Anbieter günstiger DECT-Telefone bekannte Hersteller Topcom steht bereits mit dem DECT-/USB-/VoIP-Modell »Butler 4012« parat. Dieses Modell ist ebenfalls ? wie zwei weitere Geräte ? bereits von Skype zertifiziert.

Kritische Analysten

Während der Absatz von USB-Phones & Co. hierzulande erst anläuft, stehen bereits Analysten parat, die dem neuen Geschäft gute Chancen einräumen: »Skype und die Unternehmen, die mit Skype eine Partnerschaft eingehen ? von Einzelhändlern wie Radio Shack in den USA bis hin zu Herstellern wie Netgear und Panasonic ? machen die Internettelefonie noch schneller für den Massenmarkt interessant als erwartet«, sagt etwa der IDC-Analyst Willi Stofega.

Es gibt allerdings auch kritische Stimmen: So warnt Forrester Research in einer im Spätherbst 2005 veröffentlichten Studie vor zu großer Skype-Euphorie. Beim Blick auf die Anbieter von VoIP-Diensten kommen die Marktforscher abschließend zu dem Ergebnis, dass die heutigen VoIP-Herausforderer tendenziell verlieren, während sich die etablierten Telefongesellschaften auf dem Markt behaupten können. Die Antwort auf den VoIP-Großangriff durch Skype, Sipgate & Co. sei die Einführung von Flatrate-Angeboten für konventionelle Telefonie und eigene IP-Telefonieangebote. Die Investoren von Skype hätten das Glück gehabt, von Ebay übernommen zu werden, bevor die Konsolidierungsphase eintrete, lautet das harsche Urteil der Forrester-Analysten.

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Kommentar

Erst vor wenigen Tagen meldete das kanadische Unternehmen Sandvine einen drastisch sinkenden Skype-Marktanteil. Gingen vor Jahresfrist noch 90 Prozent der in Europa vermittelten VoIP-Gesprächsminuten auf das Konto von Skype, sei dieser Anteil nun auf 45 Prozent geschrumpft. In Europa würden über die Hälfte der VoIP-Gesprächsminuten von Angeboten der DSL- und Kabelnetzbetreiber stammen. Offen bleibt also, ob die kommende USB-Telefon-Produktflut den demnach bereits nachlassenden Skype-Hype noch einmal beleben kann. Im Zweifelsfall ist es daher sicherer, dem Kunden ein Gerät zu empfehlen, das nicht ausschließlich an diesen Anbieter gebunden ist.

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INFO

Creative
www.crative.com

D-Link
www.dlink.de

Ipevo
www.ipevo.com

Netgear
www.netgear.de

Skype
www.skype.com

Topcom
www.topcom.net

Trust
www.trust.com

US-Robotics
www.usr.de

V-Tech
www.vtech.de


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