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Virtualisierung: Einfach genial

Virtualisierung: Einfach genial. Sie ist in aller Munde und gilt als Wunderwaffe: die Virtualisierung. Tools wie die von VMware helfen in der Praxis, Server-Infrastrukturen zu optimieren und kostengünstiger zu betreiben. Vertrieb und Implementierung von Virtualisierungslösungen erfordern aber umfangreiches Know-how.

Autor:Redaktion connect-professional • 5.10.2005 • ca. 8:10 Min

Virtualisierung: Einfach genial

Virtualisierung ist hipp. Sie bietet in der Tat auch handfeste Vorteile in vielerlei Hinsicht. In Software-Test- und Entwicklungsumgebungen ist Virtualisierung kaum noch wegzudenken. Sie erlaubt Programmierern, ihre neuen Applikationen gleichzeitig auf mehreren Betriebssystemplattformen zu testen, ohne dafür separate Hardware-Systeme parallel betreiben zu müssen. »Im Test- und Entwicklungsumfeld ist Virtualisierung groß geworden«, erklärt Sonja Reindl-Hager, Marketing Managerin Zentraleuropa bei VMware. Der zum EMC-Konzern gehörende Hersteller gilt als unbestrittener Marktführer in der Virtualisierung von Intel-kompatiblen Server-Systemen.

»Wir sind mit unserem Workstation-Produkt gestartet, das den gleichzeitigen Einsatz mehrerer Betriebssysteme nebeneinander auf einem Rechner ermöglicht«, ergänzt Reindl-Hager.

Inzwischen bietet VMware ein komplettes Portfolio von Virtualisierungslösungen unterschiedlicher Leistung und Funktionalitäten. Denn nicht nur für den Hersteller, auch für Kunden werden Einsatzfelder wie etwa die Server-Konsolidierung immer wichtiger. »Virtualisierung und Konsolidierung sind echte Hype-Themen. Für den Anwender steht aber auch zählbarer Nutzen dahinter«, weiß Dirk-Jan Bösinger, Business Development Manager VMware beim Fürstenfeldbrucker Distributor DNS. Nach Aussage von DNS-Vorstand Manfred Moullion zählt VMware inzwischen bereits zu den fünf umsatzstärksten Herstellern im Portfolio des VADs.

Immer dann, wenn Server-Systeme nicht ausgelastet sind, lässt sich durch eine VMware-Installation die Effizienz der gesamten Infrastruktur deutlich steigern. Moderne Xeon- oder auch Opteron-Server stellen vielfach Leistung im Überfluss bereit ? insbesondere Mehr-Wege-Systeme. Eine genaue Planung der zu erwartenden Last durch Applikationen und Virtualisierung mittels VMware kann die Anschaffung zusätzlicher Hardware obsolet machen. Vielfach liegt die CPU-Auslastung eines x86-Servers im Wochenmittel nur zwischen zehn bis 20 Prozent. Grund dafür sind in der Regel Systeme, die nur für eine einzige Applikation wie beispielsweise Print-, Domänen-Controller- oder File-Services aufgesetzt werden. Der Administrator will durch die Separation der Anwendungen auf verschiedenen physikalischen Servern die Verwaltung vereinfachen und die einzelnen Applikationen für den Fall eines Server-Ausfalls voneinander abschotten. Denn der größte Teil von Server-Ausfällen ist auf Software- und nicht Hardware-Fehler zurückzuführen. Auch treten häufig Inkompatibilitätsprobleme bei der Konfiguration verschiedener Anwendungen auf einem Server auf. Per VMware können nun mehrere Systeme auf einem Server zusammengeführt werden, ohne auf die erwähnten Vorteile verzichten zu müssen. »Das spart Platz im Server-Schrank, der Stromverbrauch sinkt und meist werden auch weniger Netzwerkports benötigt, die ja ebenfalls Kosten verursachen«, erläutert Bösinger. Die Auslastung der Server steigt durch den Einsatz von VMware typischerweise auf 60 bis 80 Prozent.

Vor allem Hardware, die nur zur Abdeckung von Lastspitzen benötigt wird, wie sie in vielen Unternehmen beispielsweise bei Quartals- oder Jahresabschlüssen auftreten, kann virtuell abgefangen werden. »Für viele Reseller steckt darin aber auch der Haken: Sie befürchten, durch den Einsatz von VMware nicht mehr ausreichend Hardware verkaufen zu können«, schildert Bösinger die Bedenken zahlreicher Fachhändler. »Das trifft in vielen Fällen sogar tatsächlich zu, aber langfristig ist dem Kunden mit einer Virtualisierungslösung besser geholfen und damit erzielt der Partner letztlich auch eine höhere Kundenbindung.«

Die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten und Vorteile der Server-Virtualisierung entdecken nicht nur immer mehr Kunden, auch im Fachhandel wächst das Interesse speziell an den VMware-Produkten rasant. VMware ist eigentlich erst seit zwei Jahren ein richtiges Thema. »Wir haben aber inzwischen schon gut 300 Partner in Deutschland, die sich damit beschäftigen«, erklärt André Horstmann, Business Development Manager bei Magirus. Neben DNS und Tech Data Midrange sind die Stuttgarter einer von drei Value Added Distributoren, die nicht nur den Vertrieb der VMware-Produkte abwickeln, sondern den Fachhandel auch aktiv mit Schulungen zu dieser Thematik unterstützen. »Die Unternehmen stehen heute praktisch alle unter dem Druck, ihre IT-Infrastruktur zu vereinfachen und zu optimieren, um Kosten zu senken«, erläutert Horstmann, »und da führt kein Weg an der Virtualisierung vorbei.« Fachhändler, die angesichts dieser Entwicklung nicht den Anschluss verlieren wollen, müssen sich mit der Thematik auseinandersetzen. Magirus hat aus diesem Grund einen eigenen Geschäftsbereich »Virtualisierung« aufgesetzt, der alle relevanten Bereiche dieser Problematik abdeckt. »Das reicht von der Server- bis zur Storage-Virtualisierung und umfasst auch alle notwendigen Produkte drum herum, beispielsweise für den automatisierten Migrationsprozess«, ergänzt Horstmann.

Um Channel-Partner in die Lage zu versetzen, selbstständig VMware-Projekte abzuwickeln, beschäftigt Magirus insgesamt sechs VMware-Schulungsmitarbeiter und bereitet auf die Zertifizierung zum »VMware Enterprise Partner« vor. »Neben Services vom Consulting, der Implementierung bis hin zum Training und Support, bieten wir in der Region DACH bis zu zehn Schulungen im Monat an«, sagt Marius Eilers, Business Development Manager bei Magirus Services. Die 4-tägigen Trainings bereiten Techniker in Theorie und Praxis auf die Prüfung vor, die Voraussetzung für die Zertifizierung durch VMware ist. »Um Enterprise Partner werden zu können, muss ein Systemhaus mindestens zwei zertifizierte Mitarbeiter vorweisen«, erklärt VMware-Managerin Reindl-Hager. Darüber hinaus wird eine Jahresgebühr von 1.000 Dollar fällig, die nicht rückvergütbar ist. Zusammen mit den Schulungskosten von rund 2.800 Euro pro Mitarbeiter und dem Arbeitsausfall durch die Trainings summieren sich die Kosten für eine VMware-Partnerschaft schnell auf nahezu 10.000 Euro im Jahr. »Wir erwarten von unseren Partnern schon Engagement und den Willen, sich gemeinsam mit uns weiterzuentwickeln«, betont Reindl-Hager. Im Gegenzug verspricht der Hersteller bevorzugte Unterstützung vom technischen Support über Marketing bis hin zu Leads.

Die Zertifizierung zum Enterprise Partner ist die Voraussetzung, um die komplette Produktpalette von VMware, einschließlich des ESX-Server und der zugehörigen High-End-Tools, vertreiben zu dürfen. Während die VMware Workstation oder auch der GSX-Server durchaus von ambitionierten Endanwendern installiert werden können, »erfordert der ESX-Server detaillierte Kenntnisse von IT- Infrastrukturen«, gibt DNS-Manager Bösinger zu bedenken. Der VAD aus Fürstenfeldbruck unterhält daher ein VMware-Lab in Dänemark, auf das die Schulungsteilnehmer per Citrix-Session zugreifen können, um praxisnah die Arbeit mit dem ESX-Server zu erlernen.

VMware Professional Partnern stehen nur die Workstation und GSX-Produkte offen. Um sich aber erstmal grundsätzlich mit der Virtualisierungsthematik auseinanderzusetzen, ist dieser Status, für den keine Schulungen erforderlich sind, als Einstieg bestens geeignet. Hersteller und Distributoren stehen auch den Professional Partnern mit vielfältigen Unterstützungsangeboten hilfreich zur Seite. Für viele Fachhändler ist dies der Einstieg in die Welt der Virtualisierungslösungen. »Zum Teil werden die Partner von ihren Kunden zur Weiterbildung genötigt, wenn die Anwender auf den ESX-Server aufrüsten wollen«, berichtet Bösinger aus Erfahrung.

Das Thema Virtualisierung ist im Prinzip schon ein alter Hut, Mainframe-Rechner wie die S/390- oder zSeries-Modelle von IBM arbeiten schon lange damit. Über so genannte »Logical Partitions« (LPAR) können die Großrechner sogar bis auf der CPU-Ebene in unabhängige Systeme unterteilt werden. Das heißt, ein Prozessor kann gleichzeitig mehreren virtuellen Systemen zur Verfügung stehen. In der Industriestandardwelt der x86-kompatiblen Server geht die Virtualisierung noch nicht ganz so weit. Aber auch hier teilen sich die virtuellen Systeme die physikalisch vorhandenen Prozessoren.

In der Praxis können mit VMwares ESX-Lösung häufig bis zu fünf Server auf einem konsolidiert werden. »Wir nutzen bevorzugt 4- und 8-Prozessor-Systeme von IBM bei der Konsolidierung von Rechenzentren«, sagt Michael Dürr vom Projektvertrieb des Ulmer Systemhauses Fritz & Macziol (FuM). Der IBM-Partner gehörte zu den ersten in Deutschland, der VMware-Produkte nicht nur für den Einsatz in Test- und Entwicklungsumgebungen einsetzte. »Als wir vor gut drei Jahren mit den Virtualisierungslösungen gestartet sind, war VMware in Deutschland noch gar nicht vertreten. Die Produkte konnten wir damals nur über den IBM-Vertrieb beziehen«, erinnert sich Dürr. Seither hat VMware aber einen Boom erlebt, den der FuM-Vertriebsspezialist vor allem dem ESX-Server zuschreibt. »Der ESX-Server ist ein wirklich strategisches Produkt, mit dem Intel-Server-Virtualisierung im Rechenzentrum überhaupt erst möglich wurde«, betont Dürr.

Das Enterprise-System von VMware arbeitet auf zertifizierter Server-Hardware der großen Hersteller, darunter IBM, HP, FSC und Dell, ohne ein Host-Betriebssystem zu benötigen, wie es für den GSX-Server und die VMware Workstation unabdinglich ist. Die enge Abstimmung von ESX mit der Hardware macht die Lösung extrem stabil, setzt jedoch bei jeder Neuerung von Soft- oder Hardware eine entsprechende Anpassung voraus, die nur von VMware-Technikern bereitgestellt werden kann. Für den Administrator ergibt sich aber der Vorteil, dass er praktisch keinen Fehler bei der Konfiguration der Virtualisierungsbasis machen kann. »Liegt nämlich wie bei GSX noch ein Windows oder Linux darunter, besteht die Gefahr, dass eine Fehlkonfiguration nicht nur einen Server, sondern alle virtuellen zum Absturz bringt«, erläutert Dürr.

Fritz & Macziol konzentriert sich daher vornehmlich auf die Enterprise-Lösungen von VMware und nutzt diese inzwischen aber auch, um hochverfügbare Umgebungen aufzusetzen. »In Verbindung mit einem Speichernetzwerk lassen sich über den ESX-Server und das VMware-eigene File-System ausfallsichere Installationen mit zentraler Datenhaltung und gemeinsamem Zugriff realisieren, wie sie in Windows-Umgebungen normalerweise nicht möglich sind«, führt Dürr aus.

Zwar führte das Gespann aus Windows NT und Intel-Server-Systemen zu einem rasanten Wachstum von Applikationen auf dieser »Industriestandardplattform« mit zahlreichen Vorteilen für die Anwender, aber in der Praxis traten auch neue Probleme auf, die im Unix- oder Mainframe-Umfeld keine Rolle spielten: »Es zeigte sich schnell, dass Applikationen unter Windows NT sich gegenseitig beeinflussen und somit nach dem Update einer Anwendung eine andere möglicherweise nicht mehr läuft«, erinnert sich Wolfram Vossel, Leiter Competence Center Intel Solutions bei der Becom Informationssysteme GmbH. Mit dem ESX-Server von VWware fanden die Systemhausspezialisten aus Schwerte dann eine elegante Lösung, um mehrere Windows-Server parallel, aber ohne gegenseitige Einflussnahme, auf einem Rechner betreiben zu können. »Viele Kunden konnten die Verfügbarkeit ihrer Server durch den Einsatz von VMware verbessern«, erläutert Vossel. Für Migrationsprojekte spielt der hardwareunabhängige Einsatz des ESX-Servers eine entscheidende Rolle, »denn damit können einzelne Applikationsserver sogar im laufenden Betrieb auf eine neue Hardware überführt werden«, ergänzt der Becom-Manager. VMware stellt dazu das Tool »VMotion« parat, während mit »P2V« (physical to virtual) die Image-Datei eines realen Servers auf die virtualisierte Plattform übertragen werden kann.

Die Kerpener RZNet AG hat seit dem Sommer mit ihrer Eigenentwicklung »CIDeR« (Centralized Infrastructure Disaster Recovery) sogar eine komplette Desaster-Recovery-Lösung für VMware-Umgebungen im Angebot. In Verbindung mit einer Backup-Anwendung wie etwa dem Tivoli Storage Manager (TSM) können virtuelle Maschinen zeitgesteuert gesichert werden ? sogar im laufenden Betrieb. »Auch Kunden ohne hochverfügbare Cluster können damit in VMware-Infrastrukturen flexibel ein effizientes Voll-Backup durchführen«, erklärt Lothar Papenberg, Vorstand der RZNet AG.

Wie Fritz & Macziol hat sich auch der IBM-Partner Becom schon früh mit der Virtualisierungsthematik auseinandergesetzt. Neben dem Ulmer Systemhaus sowie Bechtle Systemhaus und Computacenter zählt Becom zu den vier bisher von VMware als »Premier Partner« auserwählten in Deutschland. »Wir wollten mit dieser zusätzlichen Top-Partner-Stufe das außerordentliche Engagement, Know-how und die Erfolge dieser Systemhäuser würdigen«, bekräftigt Marketing Managerin Reindl-Hager.

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Ein bewährtes Konzept

Das Konzept der Virtualisierung ist keineswegs neu. Auf Mainframe-Systemen wird schon seit Jahrzehnten mit so genannten Virtual Machines (VM) gearbeitet. Dabei wird die physikalische Hardware in mehrere virtuelle Partitionen aufgeteilt, die unabhängig voneinander die gleichen Hardware-Ressourcen wie CPU, Speicher, Festplatten oder Netzwerkkarten nutzen.

In dieser VM wird dann, unabhängig vom Betriebssystem des realen Rechners (dem Host-Betriebssystem), ein weiteres Betriebssystem installiert (das Gastbetriebssystem). Beide Betriebssysteme können gleich, aber auch unterschiedlich sein. So lassen sich beispielsweise Windows und Linux parallel und absolut unabhängig voneinander auf demselben Rechner betreiben.

In der Folge wird meist eine erhöhte Stabilität der gesamten Anwendungsumgebung erzielt. Mit VMwares ESX-Server kann zusätzlich die potenzielle »Schwachstelle« des Host-Betriebssystems umgangen werden, da sich das Enterprise-Produkt ? anders als die Workstation der GSX-Server ? unmittelbar auf der Server-Hardware installieren lässt.

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INFO

Becom Informationssysteme www.becom.com
Digital Network Services www.dns-gmbh.de
Fritz & Macziol www.fum.de
Magirus www.magirus.com
RZNet www.rznet.de
VMware www.vmware.de