Vorsicht vor Brandstellen hinter der Firewall. Virenschutz und Firewall bilden nur einen Teil notwendiger Sicherheitsmaßnahmen in Rechenzentren und Serverräumen. Physikalische Sicherheit ist nicht minder wichtig, vor allem heute, wo Rechnerleistung und damit Wärmeentwicklung an immer neue Grenzen getrieben werden.
Ein Schmorbrand im zentralen Rechenzentrum der Bundesagentur für Arbeit hat im vergangenen November die Nürnberger Behörde zwei Stunden lang lahm gelegt: Bundesweit konnte in dieser Zeit kein einziger Antrag auf Arbeitslosengeld II bearbeitet werden. Auch anderen Arbeitsagenturen in Deutschland stand das Computer-System nicht zur Verfügung, weil alle Ämter mit Nürnberg vernetzt sind. Erst nach und nach konnten die einzelnen Behörden über ein zweites Rechenzentrum wieder darauf zugreifen.
Derartige Leistungseinbußen und Ausfälle können sich weder staatliche Behörden noch privatwirtschaftliche Unternehmen leisten, am wenigsten aber Finanzdienstleister wie Banken und Sparkassen. Die höchstmögliche Verfügbarkeit der IT-Infrastruktur entscheidet bei immer mehr Unternehmen über Erfolg und Misserfolg. Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht dabei weithin die Furcht vor Angriffen aus dem Netz auf die IT-Infrastruktur. Der Aufbau einer IT-technischen Sicherheitsstruktur gegen derartige Angriffe ist sicher richtig, aber bei weitem nicht ausreichend, wie das Beispiel bei der Agentur für Arbeit in Nürnberg zeigt. Denn wer die physikalische Sicherheit in den Serverräumen vernachlässigt, kann sich leicht die Finger verbrennen. Neben baulichen Aspekten, dem Schutz vor unberechtigtem Zutritt, Sicherung der Stromversorgung und laufender Überwachung spielt die Klimatisierung hierbei eine zentrale Rolle.
Über die Brandmauer hinaus denken
Zahlen aus der Versicherungswirtschaft belegen: Feuer und Wasser sind für die meisten Schäden in Rechenzentren und Serverräumen verantwortlich. Knapp 40 Prozent aller Großschäden an IT-Einrichtungen sind auf Brand zurückzuführen, weitere 12,5 Prozent auf Hitzestau und ähnliche Beeinträchtigungen. Überschwemmungen und Kondenswasser machen ebenfalls 12,5 Prozent der Schadensfälle aus, ein Viertel geht auf Blitzeinschlag und andere Arten von Überspannung zurück und für Entwendung müssen die Versicherungen in gut jedem zehnten Schadensfall Ersatz leisten.
Wer sich vor den unterschiedlichen Gefahrenquellen effizient schützen will, der sollte in jedem Fall umfassende, ganzheitliche Lösungen anstreben. Nur dann ist auch nachhaltige Investitionssicherheit gegeben und aufwendige Nachrüstungen können unterbleiben.
Insbesondere beim Brandschutz darf man nicht nur bis zur Brandmauer denken. Viele Brände in Serverräumen entstehen nämlich außerhalb dieser Räume (siehe auch Interview-Kasten) und schlagen von dort ins Innere durch. Trotzdem stellt aber auch die Überhitzung von Rechnern eine häufige Brandursache dar. Zu starke Temperaturentwicklung in der Stromversorgung oder bei Kabeln im Doppelboden sind für jeden fünften Brand verantwortlich. Selbst wenn es nicht so weit kommt wie letzten November bei der Bundesagentur für Arbeit, führt die Hitzeentwicklung bei unzureichender Kühlung zu Leistungseinbußen im laufenden Betrieb (längere Antwort-Zeiten mit allen negativen Folgen, beispielsweise für die Produktion oder die Entwicklungsabteilung).