Wall Street-Skandal: Insiderhandel mit IT-Aktien
An der New Yorker Wall-Street wurde jetzt der bisher größte Fall von Insiderhandel aufgedeckt. Mehrere große IT-Unternehmen wie Intel, IBM und Google sind in den Börsenskandal verwickelt. IBM-Hardware-Chef Robert Moffat stellte sich freiwillig dem FBI.
US-Behörden haben den bisher wohl größten Skandal der New Yorker Börse aufgedeckt. Im Mittelpunkt steht der Hedgefonds-Gründer Raj Rajaratnam aus Sri Lanka, dessen Privatvermögen auf etwa 1,3 Milliarden Dollar geschätzt wird. Nach bisherigen Erkenntnissen der Ermittler basiert der enorme Erfolg seines Fonds unter anderem auf Insidertipps, die er in den vergangenen Jahren aus mehreren IT-Konzernen erhalten hat. Dank Informanten in gehobener Position bei Intel, IBM und McKinsey soll sich Rajaratnam rund 20 Millionen Dollar erschlichen haben, schätzt die US-Börsenaufsicht SEC.
Im Rahmen einer landesweiten Polizeiaktion stellte sich IBM-Topmanager Robert Moffat, Hardware-Chef des IT-Konzerns, am vergangenen Freitag freiwillig den FBI-Ermittlern und pack-te aus. Auch Rajiv Goel, der bisher bei Intel strategische Investments verantwortete, wurde vorläufig festgesetzt, ebenso wie ein Mitarbeiter der Unternehmensberatung McKinsey. Über ein verzweigtes Netzwerk sollen insgesamt sechs Komplizen wichtige Informationen über strategische Geschäfte ausgetauscht haben. Rajaratnams Hedgefonds machte mit dem Insiderwissen dann Kasse. Mutmaßlich wurden Infor-mationen über insgesamt zehn börsennotierte Unternehmen, hauptsächlich aus der IT-Branche, verfrüht weitergegeben. Allein eine Anlage bei Google soll dem Fonds so acht Millionen Dollar eingebracht haben.
Soweit der Verdacht den IBM-Manager Moffat betrifft, teilte er angeblich Wissen über IBM, Sun Microsystems und AMD mit dem Hedgefonds. Im Fall des Chip-Herstellers soll es sich um Informationen über den inzwischen umgesetzten Plan handeln, die Halbleiterfertigung in ein Joint Venture mi Investoren aus Abu Dhabi einzubringen. Während IBM weitere Ermittlungen abwarten will, wurde der Intel-Insider vorerst beurlaubt. Zu Beginn der Woche fanden erste Anhörungen der Beschuldigten vor einem Bundesrichter statt.
Die Behörden sollen den unlauteren Geschäften, die sich über einen Zeitraum von etwa drei Jahren hinzogen, durch den Tipp eines Mittäters auf die Spur gekommen sein. Anschließend hörten die Ermittler erstmals Telefone ab, um einen Insiderhandels an der Wall Street aufzudecken. Sollte sich der Verdacht gegen die Beteiligten bestätigen, drohen ihnen langjährige Haftstrafen.