Weit weg und doch so nah
Synchronous-Collaboration-Software – Richtig unter Druck gesetzt werden Web-Conferencing-Produkte in Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Konsequenterweise testete Network Computing fünf Collaboration-Produkte in einer Live-Universitätsinstallation.







Trotz der großen Zahl von Produkten, die synchrone, auf Web-Technik basierende Zusammenarbeit für mehrere Gruppen unterstützen, erfüllten nur 14 die Bedingungen der Testteilnahme. Gefragt waren die Unterstützung verteilter Gruppenarbeit und virtueller Teams, zusammenarbeitende Lehr- und Lernkonfigurationen sowie Fähigkeiten, verteilte Seminare, Besprechungen, virtuelle Labs und andere Aktivitäten durchzuführen. Zehn dieser Produkte wurden schließlich in den Real-World Labs der Syracuse University getestet. Unterstützung erhielt Network Computing dabei von Mitgliedern der Technology-Enhanced-Learning-Communities (Cotelco) der Universität.
Adobe Systems, Elluminate, Genesys Conferencing, Marratech, Microsoft, Pixion, Raindance Communications, Saba Software, Webex Communications und Wiredred Software nahmen die Herausforderung an. Collabworx, Linktivity und Cisco beantworteten die Anfragen nicht. Horizon Wimba lehnte die Teilnahme ab, weil die Syracuse University im Coteclo-Research-Lab eine Elluminate-Installation einsetzt. Wimba betrachtete dies als unfairen Vorteil für Elluminate. Andere Hersteller folgen dieser Logik glücklicherweise nicht – angesichts der Anzahl der in den Real-World-Labs permanent installierten Applikationen blieben sonst kaum noch Produkte zum Testen übrig. Von den Herstellern, die schließlich teilnahmen, bieten sechs In-House- und ASP-Versionen, während vier – Raindance, Genesys, Microsoft und Webex – nur gehostete Modelle offerieren. In diese Ausgabe der Network Computing stehen die fünf In-House-Produkte im Vordergrund, die vier gehosteten Produkte werden in einer der folgenden Ausgaben besprochen.
Nach zahlreichen erfolglosen Versuchen, Pixions Picture-Talk-Server zu installieren, schied dieses Produkt aus. Später zeigte sich, dass für die ordnungsgemäße Installation dieses Produkts ein separater Web-Server notwendig ist. In den Installationsinformationen ist das aber nicht offensichtlich.
Für die Tests wurden drei Web-Conferencing-Szenarien entwickelt. In Szenario A trafen einander simultan 40 Benutzer, unterteilt in acht kleine Arbeitsgruppen mit jeweils fünf Benutzern. Szenario B simulierte Seminare, Arbeitsgruppen oder Forschungs-Teams mit frei laufenden Diskussionen in vier simultanen Seminaren mit jeweils zehn Teilnehmern. Szenario C war eine Art Präsentationssitzung, die einen relativ großen Inhalt zu allen 40 Teilnehmern derselben Web-Konferenz replizierte. Die Tests nutzen drei
Testdateien: eine Powerpoint-Präsentation mit 5,4 MByte, ein Word-Dokument mit 320 KByte und eine Excel-Tabelle mit 28 KByte. Damit ließen sich Inhaltslade- und Applikations-Sharing-Features beurteilen. Die Bewertung erfolgte in vier großen Kategorien: Prä-, Post- und laufende Meetings sowie Preis.
Einfach oder kompliziert
Die meisten Hersteller haben sich für modulare Schnittstellen mit Komponenten für Text-Chats, Sitzungsinhalte, Teilnehmerinformationen, Teilnehmerinteraktionen und Video entschieden. Saba-Centra, Elluminate und Adobe-Breeze besitzen intuitive, aufgeräumte Schnittstellen, wo sich die meisten hauptsächlichen Werkzeuge nur einen Mausklick weit entfernt befinden. Genesys nutzt mehrere Registerkarten, um den Bildschirm maximal zu nutzen, aber einige Funktionen waren schwer zu finden. Microsoft-Livemeeting und Raindance waren schwierig zu navigieren. Die Pakete bieten viele Optionen für das Meeting-Setup, Wiredreds E/pop geht dabei aber zu weit. Das Produkt stellt dem Administrator bei der Einrichtung eines Meetings fast ein Dutzend Fragen, darunter einige mit mehreren Optionen. Ein Beispiel: Der Frage »Wollen Sie Video einschalten?« folgt die Frage »h.263+ oder MPEG4?« Selbst der zu nutzende Audio-Codec lässt sich spezifizieren. Andere Produkte, beispielsweise Elluminate, befreien von dieser Komplexität, indem sie Audio und Video automatisch einschalten. Um das Setup nicht zu komplex zu machen, offerieren einige Applikationen vereinfachte Meeting-Optionen, beispielsweise Elluminates »Meet Now« und Marratechs »Time-to-Meet«. Bei Elluminates Live-Manager-Programm für die Meeting-Administration braucht der Administrator nicht im Voraus zu entscheiden, ob eine Sitzung aufgezeichnet werden soll oder gar welche Moderatoren oder Teilnehmer kommen werden.
Die Administration von Meeting und Meeting-Inhalt ist wichtig für die effiziente Nutzung von Zeit und Ressourcen. Die flexible Management-Schnittstelle von Adobe-Breeze ist gut – nur sie erlaubte es, ein Ereignis-Log hinzuzufügen. Außerdem lässt sich mit Breeze, Centra und Elluminate früher erzeugter Inhalt vorladen. Breeze enthält einen Curriculum-Assistenten, Trainings-Module und zahlreiche Autorenwerkzeuge für die Erzeugung von Inhalt für Breeze-Sitzungen. Dies alles macht Breeze zum Spitzenreiter in Sachen Sitzungsinhalt. Das Produkt erlaubt die Erzeugung von Registrierungs-Fragen und die Präsentation einer Umfrage vor der Sitzung.
Verteilte Installationen werden Elluminates Manager schätzen, denn er erlaubt es, Kostenstellen einzurichten, wo der Administrator die von einer bestimmten Gruppe genutzte Server-Zeit verfolgen kann. Ansprechend ist auch das Lizenz-Management von Elluminate: Bei der Einstellung der Teilnehmerzahl für ein Meeting prüft das Programm die Teilnehmerzahlen simultan laufender Meetings. Nur mit Saba-Centra waren Lizenzen ähnlich leicht zu verwalten und zuzuordnen.
Einige Applikationen erlauben es, den Stil des Meeting-Raums zu definieren. Bei Livemeeting wählt der Administrator beispielsweise zwischen »Auditorium Place« für strukturierte Ereignisse und »Web Meeting Place« für Collaborative-Sitzungen. Breeze bietet benutzerdefinierbare Layouts (Meeting-Templates), und Elluminate-Benutzer können unter vier Meeting-Layouts wählen. »WiredRed-E/pop« offeriert ebenfalls anpassbare Layouts, außerdem ein Feature, dass dem Administrator gestattet, die Verfügbarkeit der Teilnehmer zur vorgeschlagenen Meeting-Zeit zu prüfen.
Centra und Elluminate prüfen neue Teilnehmer auf Clients und laden, falls notwendig, das Client-Applet. Die Teilnahme an einem Genesys-Meeting erfordert hingegen die Installation von ActiveX-Controls und anderer Komponenten. Der Eintritt in ein Webex-Meeting war nach einem komplexen Meeting-Setup ein wenig verwirrend. Der Austritt war besser: Die Software schlägt vor, einige Dinge zu speichern, beispielsweise Chat-Transkriptionen, und fordert den »Protokollführer« auf, Meeting-Protokollpunkte zu posten.
Features allein sagen nichts
Eine Feature-Sammlung ist zwar wichtig, beschreibt aber nur die Möglichkeiten einer Web-Konferenz. Wie ein System die verschiedenen Aufgaben erledigt, ist ein großer Unterscheidungsfaktor. Mit der typischen Dateisammlung – Powerpoint, Word und Excel – wurde getestet, wie einfach und schnell die Applikationen Dateien laden. Anschließend wurde die Qualität der dargestellten Objekte beurteilt. Weitere Tests untersuchten die Stabilität, das Applikations-Sharing, das Starten der Aufzeichnung einer Sitzung und die Wiedergabe der Aufzeichnung. Die Sprach- und Video-Qualität wurden subjektiv gemessen.
Der Wiredred-E/pop-Dienst hatte schwere Stabilitätsprobleme. Währen einer vom Unternehmen durchgeführten Konferenz wurden Teilnehmer wiederholt aus der Sitzung geworfen und mussten sich neu anmelden. Zu dieser Zeit liefen allerdings acht Video-Ströme simultan. Es ist nicht klar, ob dies die Problemursache war, aber diese Applikationen promoten die Nutzung mehrerer Video-Fenster. Die Konferenz erkannte außerdem weder die eingesetzte Logitech-Kamera noch Labtech-USB-Headsets. Nach der Installation eines speziellen Treiber war Raindance in der Lage, die Testdateien zu konvertieren und zu laden. Die Geschwindigkeit war zwar beeindruckend, die Qualität der resultierenden Slide aber miserabel. Video-Ströme ließen sich bei aktivem Applikations-Sharing nicht betrachten. Unter Performance-Gesichtspunkten frustrierend war auch Genesys. An einer Stelle des Tests teilte das Produkt mit, dass ein erforderlicher Download angestoßen worden sei, aber über den Fortschritt dieses Prozesses schwieg es sich aus. Schließlich wurde der Download abgebrochen.
Viele der Applikationen performten aber konsistent gut, besonders Elluminate, Centra und Webex. Diese drei Produkte zeigten eine außergewöhnlich gute Stabilität. Und Stabilität ist wichtig für eine Universität, in der sich Fakultäten und Studenten, die Web-Konferenzen gerne ausprobieren möchten, auf ihre Studien konzentrieren wollen und nicht auf die Technik.
In-House-Installationen Elluminate Live 6.5
Elluminate liefert konsistent hohe Performance, konzentriert sich unter anderem auf den Zugriff mit geringer Bandbreite (28,8 KBit/s) und ist einfach zu benutzen.
Drei verschiedene Versionen von Elluminate-Live sind verfügbar, außerdem ein gehosteter Dienst. Die Academic-Edition ist besonders geeignet für Fernstudien und akademische Zusammenarbeit, während sich die Enterprise-Edition auf Echtzeit-Collaboration-Installationen für Unternehmensschulungen und Zusammenarbeit konzentriert. Die Lite-Office-Version ist ein Einzelraum-Setup für bis zu zehn Teilnehmer. Getestet wurde die Academic-Edition, die Elluminate-Live-Manager (ELM) 2.0 nutzt, um Meetings zu planen und Benutzerdaten, Aufzeichnungen und Archive zu verwalten.
Ein Assistent führt durch die rund fünf Minuten dauernde Installation. Der Administrator kann dabei die Bandbreite, die der Elluminate-Server für alle sich verbindenden Clients verfügbar hat, wählen. Das Produkt nutzt Java, was es relativ leicht macht, es in einer verriegelten Installation einzurichten.
Zu den Produkt-Features gehört die Fähigkeit, Sitzungen in hoher Qualität aufzuzeichnen. Das Programm fängt Audio, Video, Text, Web-Sites und Whiteboards ein. Bei der Wiedergabe fühlt sich der Benutzer fast wie in einer Live-Sitzung – lediglich den Präsentator schikanieren kann er nicht. Unter den getesteten Produkten besitzt Elluminate die größte Cross-Platform-Funktionalität und einen expliziten Fokus auf universelle Zugriffsmöglichkeit – auch für behinderte Personen.
Elluminate weist aber auch einige Einschränkungen auf. Mit nur einem Video-Fenster und fehlendem Duplex-Audio sind die Sitzungen sehr strukturiert. Dies könnte den freien Diskussionsfluss für kleinere Gruppensitzungen hemmen.
Neue Benutzerkonten mit der ELM-Schnittstelle zu erzeugen ist leicht. Ein Benutzer erhält eine von drei Rollen – Applikationsadministrator, Moderator oder Teilnehmer – und wird einem privaten Meeting oder einer Benutzergruppen-Liste zugeordnet. Inhalt, sowohl Whiteboard als auch Multimedia, lässt sich vorladen, und einer Sitzung können mehrere Moderatoren zugeordnet werden. Das ist nützlich, falls eine Person Meetings einrichtet, die eine andere Person moderiert. Im Gegensatz zu den anderen Produkten muss der Administrator ELM nicht im Voraus mitteilen, ob es eine Video- oder Audio-Aufzeichnung durchführen soll. Das Produkt ist in der Lage, Kosten-Center einzurichten, um die einer bestimmten Organisation oder Gruppe zur Verfügung gestellte Zeit zu verfolgen und zur internen Abrechnung zu nutzen.
Das Laden von Slides und das Teilen von Applikationen gehen schnell und einfach. Video läuft auch beim Applikations-Sharing weiter. Ein kleiner Schnitzer: Bei der Verbindung mit einem USB-Headset-Mikrophon gab es Probleme. Das Programm sah zwar das Headset, aber es arbeitete nicht mit dem Audio-Wizard zusammen. Die Lösung war, das USB-Headset und -Mikrofon als Ein-/Ausgabegerät zu konfigurieren.
www.elluminate.com
Saba Centra Live 7.5
Centra-Live besitzt unter den getesteten Produkten eine der reichsten Feature-Sammlungen und zeigte gute Performance. Problematisch sind aber eine fehlende Cross-Platform-Funktionalität und ein hoher Preis – eine tödliche Kombination für Universitäten. Geschäftsanwender könnten diese Nachteile durch eine der umfassendsten administrativen Schnittstellen ausgeglichen sehen.
Das Management ist tatsächlich eine der Stärken von Centra-Live. Centra-Knowledge-Center und Centra-Instant-Assistant sind nun Teile einer integrierten Human-Capital-Management-Suite von Saba. Angemeldete Administratoren können leicht neue Benutzer hinzufügen und sie Gruppen zuordnen. Das Management von Ereignissen (einschließlich Kosten-Center), Inhalten und des Servers ist ebenfalls sehr einfach. Anleitungen sind in der Schnittstelle eingebaut, sodass Benutzer leicht Hilfe finden.
Die Installation von Centra-Live dauerte rund fünf Minuten. Centra installiert während des Setups die Microsoft-SQL-Server-Desktop-Engine, falls auf dem Server noch keine Instanz vorhanden ist, und die Centra-Directory-Synchronization-Services (CDSS). CDSS synchronisiert Benutzerkonten des Centra-Servers mit Active-Directory oder LDAP-Directories.
Möchte ein Benutzer an einem Centra-Meeting teilnehmen, klickt er einfach auf einen Link. Die Applikation prüft, ob auf der jeweiligen Maschine der Client geladen ist, und installiert gegebenenfalls das erforderliche Applet. Sobald die Benutzerschnittstelle geladen ist, präsentiert das Programm dem neuen Benutzer sofort den Audio-Tuning-Assistenten. Nur Centra führt Benutzer automatisch zu dem Assistenten und erhöht damit die Wahrscheinlichkeit, während einer Sitzung gutes VoIP-Audio zu erhalten. Centra bietet auch einen Getting-Started-Bildschirm, der einige Troubleshooting-Tipps enthält und neuen Benutzern auf die Sprünge hilft. Verlassen Anwender den Raum, dann schaltet das Programm die meisten regulären Funktionen aus, damit die Benutzer nicht vergessen, wieder einzutreten, wenn sie bereit sind, die Sitzung wieder aufzunehmen.
Die Verwendung des Testmaterials war ein einfacher, relativ schneller Prozess. Es brauchte weniger als zwei Minuten, um das 320-KByte-Word-Dokument zu laden und an die Remote-Clients zu verteilen. Die Sitzungsaufzeichnung war ebenfalls ein einfache Operation (eine Schaltfläche) in der Hauptschnittstelle. Video ist gut in die Schnittstelle integriert. Beim Einschalten von Video erscheint beinahe sofort ein eingebettetes Fenster. Video und jedes andere Fenster lassen sich einfach in eine eigene Browser-Instanz verschieben.
Das Applikation-Sharing funktionierte schnell, und beim Wechsel in ein neues Fenster fragte die Applikation, ob dieses Fenster mit den anderen Meeting-Teilnehmern gemeinsam benutzt werden solle – ein hilfreiches Feature. Die Veröffentlichung der Aufzeichnungen nach einem Meeting ist eine einfache Angelegenheit, ebenso der Zugriff darauf. Eine Aufzeichnung lässt sich vom Server aus abspielen oder auf den PC herunterladen.
www.saba.com
Adobe Systems Breeze 5
Die flexible Management-Schnittstelle des Produkts und dessen Fähigkeit, unterschiedliche Sitzungsinhalte aufzunehmen, sind wie frische Luft. URLs lassen sich anpassen und kürzen, um sie leicht erinnerbar zu machen. Breeze erlaubt, ein Ereignis-Logo in einem Standard-Grafikformat (.bmp, .gif, .jpg oder .png) hinzuzufügen. Und wie mit Centra ist es möglich, Inhalt aus einer Breeze-Library, einem Trainigskurs oder einem Curriculum vorzuladen. Moderatoren können im Voraus Registrierungsfragen erzeugen, um eine Umfrage durchzuführen oder Teilnehmer vor einer Sitzung zu testen.
Der Breeze-Installer macht die Installation zu einem einfachen Prozess. Breeze sucht eine SQL-Datenbank und erfordert einen SMTP-Mail-Server, um E-Mail-Benachrichtigungen zu senden und zu empfangen.
Ein neues Meeting in Breeze zu erzeugen ist eine einfache Sache. Die Meeting-Räume lassen sich anpassen und sind leicht zu bezeichnen. Und das Beste von allem: Es lassen sich persistente Meeting-Räume einrichten, um durchsuchbare und abfragbare Inhalte aufzuzeichnen und zu archivieren. Dies erlaubt eine unterbrechungsfreie Zusammenarbeit. Der Curriculum-Assistent und Trainings-Module sorgen für ein umfassendes Lernerlebnis. Weitere Autorenwerkzeuge, beispielsweise Capivate, Flash und Authorware, sind nutzbar, um Inhalte für Breeze-Sitzungen zu erzeugen. Allerdings erfordert jede dieser Applikationen gründliches Training. Breeze besitzt auch offene Programmierschnittstellen für die Integration anderer Systeme.
Die Breeze-Schnittstelle bietet viele Informationen, außerdem Links zu grundlegender Dokumentation und Getting-Started-Anleitungen.
www.adobe.com
Marratech 6.0
Marratech punktete im Features-Vergleich. Das Produkt bietet qualitativ hochwertiges Audio- und Video-over-IP. Tatsächlich führte Marratech bei den Tests der Audio- und Video-Qualität das Testfeld an. Interessant ist die Möglichkeit, private Konversationen mit anderen Sitzungsteilnehmern zu betreiben. Marratech offeriert Multiparty-Video – Breeze und E/pop tun dies ebenfalls, aber Marratechs war im Test das stabilste. Außerdem hat es eine über Sprache aktivierte Option, die die Person, die am längsten spricht, in das größere Video-Fenster verschiebt. Andere Video-Teilnehmer werden in der Miniaturansicht dargestellt – und das ist für die meisten Zusammenarbeitszwecke mehr als ausreichend.
Wie alle der getesteten In-House-Applikationen, lizenziert Marratech die Server-Software und bietet die Clients kostenlos. Das Unternehmen offeriert außerdem eine gehostete Version, Time-to-Meet, und einen Dienst, Meet-Now, der Teilnehmern erlaubt, eine Sitzung über einen Web-Browser zu betreten. Nach der einfachen Installation führt Marratech den Administrator zur rudimentären Management-Seite. Mit Marratech-Manager richtet der Administrator Meeting-Räume ein und sendet Einladungen. Eine Aufzeichnung zu starten ist einfach, was für den Start von Video und IP-Audio ebenfalls gilt. Marratech bietet wie E/pop einen Fullscreen-Video-Modus. Inhalt lässt sich einfach laden – beispielsweise ist es nicht notwendig, Applikations-Sharing zu nutzen, um PDFs zu sehen. Powerpoint-Dateien sind allerdings erst in Image-Dateien zu konvertieren und dann erst zu laden. Dafür sind die Image-Dateien aber unglaublich klar.
Marratech läuft auf Mac-OS, Windows und Linux – lediglich Elluminate bietet mehr Cross-Platform-Funktionalität. Der Hersteller sagt, dass sein Produkt auf den meisten PCs laufe, ohne dass sie zuvor aufgerüstet werden müssten. Die Mindestvoraussetzungen sind Mac-OS-X 10.3 oder höher mit G4-Prozessor oder höher, Linux oder Windows (Pentium III oder höher).
www.marratech.com
WiredRed Software e/pop Web Conferencing 4.2
Bei E/pop handelt es sich um ein Modul in Wiredreds Suite von Collaboration-Tools. Zur Suite gehören auch E/pop-Secure-Instant-Messaging und E/pop-Alert. Das Produkt enthält viele Features, darunter Multiparty-Video und –Audio-over-IP sowie Dokument-, Applikations- und Desktop-Sharing. Die Video- und Audio-Fähigkeiten lassen sich durch Sprachaktivierung erweitern. Die Server-Installation benötigte lediglich 30 Sekunden. Am Ende erhält der Administrator einen URL, über den er sich mit dem Web-Conferencing-Server verbindet. Meetings zu planen ist einfach. Das Programm erlaubt es, Startzeiten zu verzögern, und bietet E-Mail-Links für die Teilnahme. Entsprechend den Verbindungsgeschwindigkeiten individueller Benutzer lassen sich für Video die Frames pro Sekunde (bis zu 30) spezifizieren und die Audio-Qualitäten einstellen. Um die Planung zu vereinfachen, prüft E/pop auf Wunsch die Verfügbarkeit der Benutzer zur vorgeschlagenen Meeting-Zeit. Die Meeting-Organisatoren oder die individuellen Teilnehmer können unter den anpassbaren Layouts des Programms wählen.
Bei E/pop sieht man genau, ob geplante Meetings Audio und/oder Video unterstützen, ob sie geöffnet oder geschlossen sind. Besser erscheint jedoch der von anderen Applikationen eingeschlagene Weg, Audio und Video standardmäßig einzuschalten. So macht es beispielsweise Elluminate. Bei E/pop ist außerdem keine Publikumsinteraktion möglich, wenn nicht zuvor das Chat-Fenster eingeschaltet wird, das diese Funktionalität bietet.
Die importierten Powerpoint-Slides waren groß und klar. Aber hier hört die Attraktivität auch schon auf. Die Schnittstelle von E/pop selbst ist weit weniger gefällig als die einiger anderer Applikationen (Centra, Webex und Elluminate). Andererseits lässt sich der URL für Meetings anpassen, und der Administrator hat eine feine Kontrolle über die Einstellungen – vielleicht zu fein. Tatsächlich stellt das Programm bei er Einrichtung eines Meetings mehr als elf Fragen. Hat der Administrator die Frage, ob er Audio einschalten möchte, positiv beantwortet, folgt die Frage, ob er gern ausreichende, gute, hohe oder noch höhere Audio-Qualität haben möchte.
Während der Tests gab es einige Stabilitätsprobleme. Wiredred erklärte dies mit unzureichender Bandbreite (kann nicht sein, da es sich um eine Netzwerkverbindung handelte) und damit, dass der eingesetzte Dell-Latitude-D610 mit Intel-Pentium-M und nahezu 1 GByte RAM nicht kräftig genug gewesen sei, um an E/pop-Sitzungen teilzunehmen. Beide Erklärungen sind problematisch, denn viele Studenten werden weniger Bandbreite nutzen, als E/pop zu brauchen scheint, und ein Laptop, der weniger als ein Jahr alt ist, dürfte sicherlich als Standard auf dem Universitäts-Campus gelten. Die größte Einschränkung ist jedoch, dass E/pop eine Windows-only-Applikation ist.
www.wiredred.com
Die Kosten des Zusammenseins
Eine anfängliche Web-Konferenz-Einführung ist keine triviale Investition, und die verschiedenen Preismodelle sind nicht sehr überschaubar. Für die Bewertung der Testkandidaten wurden Listenpreise herangezogen.
Alle Hersteller außer Saba erlauben einen kostenlosen Download für eine Testperiode von 10 bis 30 Tagen. Saba sagt, solche Testsinstallationen seien von Fall zu Fall zu vereinbaren. Elluminate erleichtert Anwendern eines Konkurrenzprodukts den Wechsel zu Elluminate mit einem speziellen Preis. Kleine Einrichtungen sollten sich Marratechs Marratech-Free-Angebot ansehen, das ohne Kosten eingeschränktes Web-Conferencing für bis zu fünf Teilnehmer erlaubt. Elluminate, Centra und Breeze besitzen die reichsten Feature-Sammlungen, während Elluminate, Centra und Marratech die beste Performance liefern. Elluminate lag in der Endabrechnung vorn. Für In-House-Applikationen ging die Auszeichnung »Referenz« also an Elluminate.
Kein einzelnes Produkt zeigte in jedem Szenario die beste Performance. In den Szenarien A und B lag Marratech vorn, gefolgt von Breeze und Centra. Für Szenario C war Elluminate die bessere Wahl. Wer Cross-Platform-Funktionalität benötigt oder ein In-House-System bevorzugt, sollte zu Marratech oder Elluminate greifen.
dj@networkcomputing.de