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Exklusiv-Interview

»Wir setzen unsere Akquisitionsstrategie fort«

Nicht auf andere Systemhäuser schauen, aber dennoch deren erfolgreichen Akquisitionskurs kopieren. So will Cancom zu einem Milliardenunternehmen aufsteigen. Mit dem Kauf von Sysdat ist Cancom noch lange nicht am Ziel. Aber die Richtung hat ist vorgezeichnet. Im Gespräch mit CRN erläutert Cancom-Chef Klaus Weinmann seine Akquisitionsstrategie.

Autor:Martin Fryba • 7.8.2008 • ca. 1:40 Min

Will mit Cancom spätestens 2012 die Umsatz-Milliarde schaffen: Klaus Weinmann, Vorsitzender des Vorstands

CRN: »Jedes Quartal eine Übernahme«, haben Sie, Herr Weinmann, im vergangenen Jahr angekündigt. Auch wenn es im ersten Quartal dieses Jahres nicht geklappt hat: Wollen Sie Bechtle als Akquisitionsweltmeister überholen?

Weinmann: In der Tat: Wir sind in den vergangenen eineinhalb Jahren aggressiver bei Übernahmen gewesen, aber es wäre doch vermessen zu sagen, wir wollen Bechtle überholen. Betrachte ich nur den Umsatz, so stehen wir heute dort, wo Bechtle vor acht Jahren gestanden ist. Mit dem Kauf von Sysdat können wir aber ein deutlich höheres Wachstum erzielen als ein Milliardenunternehmen. Wir haben ein klares Ziel vor Augen: Bis 2012 die Umsatz-Milliarde zu schaffen. Dabei schauen wir weniger auf Bechtle.

CRN: Sondern?

Weinmann: Unsere Wettbewerber sind eher Systemhäuser, die einen hohen Anteil ihres Umsatzes mit Dienstleistungen erwirtschaften. Dabei treffen wir im Wettbewerb eher auf Computacenter als auf Bechtle.

CRN: Wachstumsstrategie und dann der Kauf von Sysdat, einem Systemhaus, das seit Jahren rückläufige Umsätze schreibt. Wie passt das zusammen?

Weinmann: Das liegt daran, dass Sysdat den Produktverkauf schrittweise reduziert hat und dafür stärker auf margenstärkere IT-Dienstleistungen setzt. Das kommt Cancom sehr gelegen. Außerdem steigen wir mit Sysdat neu ins Geschäft mit IBM ein.

CRN: Sysdat ist wie Cancom aber auch Partner von Hewlett-Packard. Wie hoch sind die Überschneidungen?

Weinmann: Wir ergänzen uns ideal. Sysdat setzt mit HP zwölf Millionen Euro um, Cancom rund 40 Millionen. Im Portfolio beider Unternehmen gibt es nur sehr wenige Überscheidungen. Viel wichtiger ist uns aber, dass wir nun unsere Kompetenzen bei High-End-Lösungen ausbauen und unsere Präsenz im Nord-Westen Deutschlands stärken.

CRN: Stäken müssen Sie aber auch die Ertragslage bei Sysdat. Nach Zusammenschlüssen folgt oft eine Entlassungswelle.

Weinmann: Das wird es nicht geben. Wir werden erst einmal ganz nahe liegende Kosten senken wie Versicherungsbeiträgen, Kosten für Telekommunikation oder beim Fuhrpark und bei Büromieten, wenn wir einige Standorte zusammenführen. Allein solche »low hanging fruits« bringen jährliche Einsparungen in Höhe von 300.000 Euro. Und nicht zu vergessen, die besseren Einkaufskonditionen bei Herstellern.

CRN: Wann und wo wird Cancom weitere Systemhäuser kaufen?

Weinmann: In den nächsten drei Monaten werden wir uns erst einmal auf die Integration von Sysdat konzentrieren. Aber wir beobachten die Systemhausbranche mit einem sehr wachen Auge. Wir sind in der glücklichen Lage, die Kaufpreise aus dem laufenden Gewinn zu bezahlen und werden unsere Akquisitionsstrategie fortsetzen.