Gute Nummern, schlechte Nummern

Wissenschaftler enttarnt Handynummer-Psychologie

7. Februar 2011, 11:20 Uhr | Elke von Rekowski
SMS-Tippen mit Folgen: Das Gehirn der meisten Handynutzer setzt beim Tippen einer Telefonnummer unbewusst auch den entsprechenden SMS-Text zusammen (Foto: Dan Race - Fotolia.com).

Wer selten auf seinem Handy angerufen wird, sollte sich seine Rufnummer einmal genauer ansehen. Denn unter Umständen ergibt die Ziffernfolge einen unangenehmen SMS-Text und hält so andere Handynutzer vom Tippen ab.

Zu diesem Ergebnis kommt der Würzburger Psychologe Dr. Sascha Topolinski, der das Phänomen untersucht hat. Denn allein 2009 wurden laut dem Branchenverband Bitkom in Detuschland 34,4 Milliarden SMS versendet. Jeder Deutsche hat somit im Durchschnitt 420 der Textnachrichten in sein Handy eingetippt. »Aus früheren psychologischen Untersuchungen wissen wir: Wenn Menschen eine bestimmte Handlung ausführen, sind sie sich noch vor der Ausführung der Konsequenz dieser Handlung bewusst, auch wenn sie gar nichts davon wissen«, sagt Topolinski. Wer also vorhat, auf einen Lichtschalter zu drücken, hat unbewusst schon einen Plan davon, dass gleich das Licht angehen wird. Auch beim Mobilfunk lässt sich ein solches Verhalten beobachten. Denn auch wenn man eigentlich nur eine Rufnummer wählen will, registriert das Gehirn, welche Wörter sich durch die Tasteneingabe ergeben.

»Wählen Sie bitte die Nummer 54323«. So lautete der Auftrag des Psychologen an die Versuchspersonen. Eine andere Gruppe musste die Ziffernfolge 534243 in ein Handy eintippen. Beide Gruppen hatten dafür Geräte erhalten, auf deren Tasten nur die Zahlen zu sehen war, nicht – wie bei handelsüblichen Geräten – auch die Buchstaben, die fürs Tippen einer SMS benötigt werden. Anschließend sollten alle Probanden angeben, wie angenehm es für sie gewesen war, die jeweiligen Nummern zu wählen. Was sie allerdings nicht wussten: Beim Simsen ergibt die Tastenfolge 54323 das Wort »Liebe«, wohingegen die Tastenfolge 534243 das Wort »Leiche« nach sich zieht. »Tatsächlich mochten die Versuchspersonen die Telefonnummern mehr, die angenehmen Wörtern entsprachen im Vergleich zu denen, die mit unangenehmen Wörtern einhergehen«, sagt Topolinski – obwohl sie gar nicht wussten, dass die Tastenfolge der Telefonnummern solche Wörter ergab.


  1. Wissenschaftler enttarnt Handynummer-Psychologie
  2. Wie das Gehirn mitdenkt

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