WLAN-Standards

26. September 2007, 13:12 Uhr |

Anwender bevorzugen derzeit meist 802.11b/g-Lösungen. Obwohl 11a wie mit 19 überlappungsfreien Kanäle auch seine Vorzüge hat. Steht 11a zu Unrecht in der Ecke? Worauf sollen Unternehmen setzen? 11a, 11b/g oder einen zweigleisigen Ansatz?

Ihre WLAN-Investitionen sollten Unternehmen durch eine zweigleisige Strategie mit dem Einsatz von 11a und 11b/g schützen.

Matthias Behler, Network-Systems-Consult., Intern. Networks Services

Durch den Markterfolg von Produkten nach dem Standard 802.11g, der im 2,4 GHz-Band arbeitet und abwärtskompatibel zum älteren Standard 802.11b ist, hatte es den Anschein, dass das Ende von 802.11a gekommen sei. Da sich 802.11b/g in der Breite durchgesetzt hat, werden für viele auch die Nachteile in der Praxis spürbar. Immer wieder kommt es zu Störungen im teilweise übervölkerten 2,4-GHz-Frequenzband, bedingt durch benachbarte 802.11b/g-Funknetze oder auch andere Funkdienste, die ebenfalls dieses Frequenzspektrum nutzen. Ein Ausweichen auf einen anderen Kanal schafft nur selten Abhilfe, da lediglich 3 überlappungsfreie Kanäle zur Verfügung stehen. Hier kann der Standard 802.11a seine Vorteile ausspielen, indem er 12 (USA) beziehungsweise 19 (Europa) überlappungsfreie Kanäle zur Verfügung stellt und somit mehr Flächendurchsatz als 802.11g erzielt. Dies ermöglicht eine größere Client-Dichte bei gleichzeitig hohen Übertragungsraten. Weiterhin wird das relativ freie, störungsfreie 5-GHz-Frequenzband genutzt, was die im 2,4-GHz-Band oft vorhanden Interferenzen vermeidet.

Darauf sollten Unternehmen bei ihren Investitionen in WLAN-Ausrüstung achten, um je nach Bedarf und Umgebung auch die Vorteile von 802.11a zu nutzen. Dazu eignen sich etwa modular aufgebaute APs, die entsprechende Karten zum Dual-Band AP erweitern. Solch modular aufgebaute Access-Points und so genannte Dual-Band- oder Multi-Band-Client-Karten sind bei den gängigen Herstellern verfügbar. Die Kostenvorteile von 802.11b/g-Hardware schrumpfen weiter, so dass immer mehr für flexiblen Dual-Band Einsatz spricht. Das Netzdesign sollte die unterschiedlichen Charakteristiken der beiden Frequenzbänder hinsichtlich Dämpfung, Abschattung und Reichweite bereits berücksichtigen. Gegebenenfalls erfordert eine flächendeckende Versorgung sowohl für 802.11a als auch für 802.11b/g zusätzliche reine 802.11a-APs.

Wegen der Dominanz von 11b bei den Clients muss ein Wireless-LAN 11b unterstützen, aber auch den Weg zu 11a freihalten.

Dr. Behrooz Moayeri, Comconsult Beratung und Planung

Nach der Lösung des Lizenzierungsproblems in Europa ist IEEE-802.11a von allen verfügbaren Wireless-LAN-Standards technisch der beste. Dies gilt auf Grund der hohen Bitrate, den besseren Planungsmöglichkeiten durch die relativ hohe Zahl von überlappungsfreien Kanälen und des Einsatzes des 5-GHz-Bands. 11a vermeidet dadurch das mit anderen Anwendungen überfüllte 2,4-GHz-Frequenzfenster. Neben der technischen Bewertung eines Verfahrens spielen jedoch die damit zusammenhängenden Aspekte Wirtschaftlichkeit und Marktakzeptanz eine wesentliche Rolle. Auf der Client-Seite dominiert immer noch der Standard 11b. Zwar ist es möglich, für portable PCs 11a-Karten zu beschaffen. Aber die meisten anderen Endgeräte und sogar die meisten portablen PCs werden mit integrierten 11b-Adaptern ausgeliefert. Ein Unternehmen muss dies beim Aufbau eines WLANs berücksichtigen. Unter diesen Umständen können viele WLAN-Planer nicht so tun, als ob es 11b nicht gäbe. Andererseits ist davon auszugehen, dass die Zahl der 11a-Geräte auf Grund der damit verbundenen Vorteile zunimmt.

Planer müssen daher 11b unterstützen, ohne den Einsatz von 11a zu blockieren. Die Basisstationen arbeiten dabei sowohl mit 11a als auch 11b. Bei Letzterem beherrschen die Basisstationen in der Regel auch den Standard 11g, Dieser arbeitet im gleichen Frequenzbereich wie 11b und ist zu 11b abwärtskompatibel.

Nun gibt es aber bei der Planung für 11b/g und 11a klare Unterschiede, insbesondere was die Positionierung von Access-Points zwecks Flächendeckung angeht. Das Verfahren muss beide Möglichkeiten berücksichtigen und zumindest die verkabelten Anschlusspunkte für WLAN-Basisstationen so vorsehen, dass eine flächendeckende Kanalverteilung nach beiden Standards möglich ist. Bei der tatsächlichen Bestückung dieser Anschlusspunkte mit Access-Points kann ein Unternehmen schrittweise vorgehen. Beispielsweise installiert es so viele Basisstationen, wie eine flächendeckende 11b/g-Installation vorsieht. Erst bei späterem Bedarf erweitert das Unternehmen die Installation, um eine 11a-Flächendeckung zu erreichen.

WLANs nach den Standards 802.11a/h führen in Europa ein Nischendasein – ein noch korrigierbarer Fehler der WLAN-Betreiber.

René Kriedemann, Senior-Consultant, 2ndWave wLAN consulting

Anwender, die ihr WLAN für geschäftskritische Applikationen einsetzen, legen besonderen Wert auf sehr hohe Verfügbarkeit durch Leistungsfähigkeit und Redundanz. Zunehmend machen diese Betreiber dabei die Erfahrung, dass ihre 2,4-GHz-Infrastruktur in Monokultur, in bester Absicht geplant, zunehmend problematisch wird. Spätestens bei einer professionellen WLAN-Planung oder -Analyse müssen die Systemverantwortlichen erkennen, dass sie vor einer äußerst komplexen, wenn nicht gar unlösbaren Aufgabe stehen. Es geht darum, die Versorgung mit maximaler Bitrate (54 MBit/s), zwei- bis dreifacher Redundanz und sehr geringe Interferenz von benachbaraten Kanälen (Cross-Channel) in Einklang zu bringen. Ursache dafür ist die kleine Anzahl von überlappungsfreien Kanälen (3 beziehungsweise unter ETSI-Vorschriften fast 4). Das unter den Bestimmungen der ETSI verfügbare Frequenzspektrum im 5-GHz-Band bietet 19 interferenzfreie Kanäle. Dies bringt die 5-GHz-Bänder in eine äußerst vorteilhafte Position, die den in der Vergangenheit viel beschworenen und übertriebenen Reichweitennachteil mehr als aufwiegt.

Es gibt Indikatoren auf WLAN-Anbieterseite, die auf eine Rückbesinnung in Richtung der 5-GHz-Bänder hinweisen. Stellvertretend dafür sei genannt, dass inzwischen auch Intel Triple-Mode-WLAN-Module für Centrino-Plattformen offeriert. Triple-Mode-Chipsets gibt es inzwischen in der vierten und fünften Generation. Sie holen in den Punkten Empfindlichkeit und Stromverbrauch gegenüber den hoch integrierten Single- und Dualmodechips auf und werden diese auch in mobilen Endgeräten wie Smartphones oder Barcodescanner mit WLAN-Modulen ersetzen.

»2ndwave« empfiehlt daher seinen Kunden den Aufbau von Dual-Band-/Triple-Mode-Infrastrukturen. Dabei sorgt die 2,4-GHz-Infrastruktur vor allem für Rückwärtskompatibilität und erhöht die Anzahl von interferenzfreien Kanälen um weitere drei (vier) auf insgesamt 22 beziehungsweise 23.


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