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Women in Tech

„Command and control ist out“

Frauen sind in IT- und Digital-Berufen nach wie vor unterrepräsentiert. Doch es gibt sie – weibliche Führungskräfte in der IT-Branche. Vier Frauen aus vier Unternehmen gaben bei einem Round Table Einblick in ihren beruflichen und persönlichen Werdegang sowie ihren Führungsstil.

Autor: Sabine Narloch • 30.10.2025 • ca. 2:50 Min

Begona Jara (Netapp), Christina Decker (Trend Micro), Kathrin Redlich (Rubrik), Wibke Laier (Elastic) und Moderatorin Carolina Heyder (von links) diskutierten darüber, wie mehr Frauen in die IT-Branche und in Führungspositionen gelangen können.
© connect professional

Der Frauenanteil unter IT-Fachkräften birgt noch sehr viel Luft nach oben – die Bundesagentur für Arbeit zählte hier im Jahr 2024 lediglich 18 Prozent Frauen. Doch es gibt sie – weibliche Führungskräfte in der IT-Branche. Vier davon hatte die Münchner Agentur Akima für eine Veranstaltung mit Pressevertreter:innen geladen:

  • Christina Decker, Director of Strategic Channels Europe bei Trend Micro
  • Begona Jara, Vice President und General Manager Germany bei Netapp
  • Wibke Laier, Area Vice President DACH bei Elastic
  • Kathrin Redlich, Vice President DACH & CEE bei Rubrik

Im ersten Teil des Abends schildern die vier Frauen in kurzen Impulsvorträgen ihren Werdegang und Führungsstil. Den Anfang macht Wibke Laier von Elastic. Die studierte Betriebswirtin arbeitete bei Cisco und Microsoft; dort leitete sie das Azure Solution Sales-Geschäft in 25 Ländern Mittel- und Osteuropas. Vor acht Monaten wechselte sie zu Elastic in die Position Area Vice President DACH.

In ihrem Vortrag kommt Laier auf ihre Großmutter zu sprechen. Diese leitete nach dem Zweiten Weltkrieg beim Nähmaschinen-Hersteller Pfaff als eine der ersten Frauen eine Werkshalle. Dass das Team in dieser Halle zum produktivsten wurde, lag an den Akzenten, die Laiers Großmutter in ihre Führung legte: Nicht etwa Befehle und Kontrolle zeichneten deren Führungsstil aus, sondern Authentizität und Motivation. Für die Enkelin ist das bis heute eine Inspiration fürs eigene Tun. Auch Wibke Laier stellt in ihrer Arbeit bisherige Führungsweisen in Frage: „Command and control ist out“, sagt Laier. Ihr gehe es bei Führung um Vertrauen, gelebte Empathie, das Zulassen von Fehlern. Denn auch Niederlagen gehören für Laier dazu, genauso wie das Wachsen und Lernen aus solchen Rückschlägen.

Die nächste Sprecherin, Kathrin Redlich, war unter anderem bei Oracle und Zscaler tätig, bevor sie im Februar 2024 zu Rubrik wechselte. Sie legt in ihrem Impulsvortrag den Fokus auf das Thema Diversity. Redlich definiert starke Führung als Inklusion: Wenn auf Führungsebene unterschiedliche Stimmen gehört und Barrieren abgebaut werden, lasse sich das volle Potenzial eines Teams ausschöpfen, ist sich Redlich sicher. Bei neuen Mitarbeitern wiederum gehe es zudem darum, herauszufinden, was deren „Superpower“ sei.

Christina Decker ist seit 2005 bei Trend Micro und dort seit 2023 Director Strategic Channels Europe. In dieser Funktion verantwortet sie das Partnergeschäft in Europa sowie die strategische Ausrichtung und Weiterentwicklung des europäischen Partner-Ökosystems. Für Decker sind Kommunikation und Empathie essenziell, um Vertrauen aktiv aufzubauen. Dabei weist Decker auf die Bedeutung von unbequemen Fragen aus der Mitarbeiterschaft hin. Diese müssen gestellt werden dürfen und zeigen, dass sich die Menschen einbringen, so Decker.

Die vierte Sprecherin ist Begona Jara, seit Juli 2023 Vice President und General Manager Germany bei Netapp. Die gebürtige Spanierin arbeitete unter anderem bei Symantec und Commvault und war in Spanien, Frankreich und England tätig. Durch diese internationalen Stationen hat Jara kulturell unterschiedliche Führungsstile und Lebensmodelle kennengelernt. Durchaus ein wichtiger Aspekt für Jara, die in sechs Jahren fünf Kinder geboren hat. All diese beruflichen und privaten Erfahrungen haben sie als Mensch wie als Führungskraft geformt und zu einer Verfechterin von Gender Equality in der Technologiebranche gemacht, so Jara. Was sie in Deutschland vermisse, seien beispielsweise Teilzeit-Positionen auf Management-Ebene.

Und auch andere Hebel für mehr Frauen in der Branche sowie in Führungspositionen generell nennen die vier Frauen: Von ihren Geschlechtsgenossinnen wünschen sie sich beispielsweise mehr Mut, Chancen zu ergreifen, und mehr Unterstützung von Frauen untereinander. Auf struktureller Ebene helfen können Job-Sharing-Modelle, verzahntes Recruiting und Enablement sowie deutlich früheres Heranführen von Schülerinnen an Tech-Themen. Und auch Männer können noch Pionierarbeit leisten: Indem sie beispielsweise deutlich länger als drei Monate in Elternzeit gehen, in Meetings auf ausgewogene Redeanteile von Frauen und Männern achten und gegebenenfalls stillere Charaktere ermutigen, sich zu äußern.

Es gibt also noch viel zu tun. Doch die vier Frauen zeigen, dass sie ihren Wirkungsradius dazu nutzen, um mit einem empathiebasiertem Stil und Mindset etwas zu bewegen und zu verändern.