Zweikampf mit neuen Waffen
Im großen Duell der Publishing-Systeme hat Quark dank der Unterstützung von Intel-Macs Boden gegen Adobe gutmachen können. Für Systemhäuser, die im Desktop Publishing (DTP) unterwegs sind, geht es in erster Linie darum, ihren Kunden den Weg zu einem besseren Workflow aufzuzeigen.
- Zweikampf mit neuen Waffen
- Die Intensität der Beratung steigt
Lange Jahre gab es für den einstigen Monopolisten Quark nur eine Marschrichtung, nämlich bergab. Ähnlich erging es auch Apple, dessen Hardware im Kreativ-Umfeld stetig an Bedeutung verlor. Eindeutiger Gewinner war Adobe, dessen Indesign nach einigen Kinderkrankheiten zu einer ernst zu nehmenden und vor allem preiswerten Alternative für Verlage und freischaffende Künstler geworden ist und auch auf PC-Systemen läuft.
So haben in den vergangenen Jahren große Verlage wie Burda oder Gong und renommierte Werbeagenturen wie Ogilvy & Mather oder Springer & Jacobi ihre Systeme für das Desktop Publishing (DTP) auf Indesign umgestellt. »Aus dem Layout lassen sich Grafiken mit der Creative Suite direkt bearbeiten«, betont Jeanette Kühn, IT-Leiterin beim Delius-Klaesing-Verlag. Die enge Verzahnung von Photoshop, Indesign und Acrobat innerhalb der preisgünstigen Creative Suite ist denn auch eines der Hauptargumente für die Adobe-Lösung. Zudem nimmt die Umstellung wenig Zeit in Anspruch, da sie technisch einfach und der Schulungsaufwand begrenzt ist.
Obendrein sorgte Quark durch hohe Preise, schlechten Support und mangelnde Kompatibilität zu Mac OS X selbst für eine ungünstige Position im Wettbewerb mit dem Rivalen.
Dank gezielter Maßnahmen in Vertrieb und Technologie ist dem Duo Quark/Apple in den vergangenen Monaten aber ein echtes Comeback gelungen. Einige Zahlen sprechen für sich: So ist etwa die Zahl der verkauften Mac-Notebooks im Jahr 2005 laut den Analysten von IDC um 75 Prozent gestiegen. Ein wesentliches größeres Interesse an Hardware und Software für den Mac bestätigt auch Wolfgang Jung, Director Computer Systems & Displays bei Ingram Micro.
Nach der Umstellung des Mac auf Intel (»Mactel«) und durch die native Unterstützung dieser Kombination von Quark Xpress 7 wurden die Karten auch im DTPUmfeld neu gemischt. Die Anfang August erschienene Version 7.01 läuft auf Mac OS 10.4 Tiger. Die neue Grafikengine Xdraw sorgt für höhere Geschwindigkeit auf beiden Plattformen. Quark Xpress ist damit eine so genannte Universal-Anwendung, die auf Power PC und Intel lauffähig ist. Etwa zehn Prozent der insgesamt etwa 20.000 Software- Applikationen für den Mac haben bereits ein entsprechendes Label erhalten. In dieser Hinsicht hinkt Adobe noch hinterher: Die neue Indesign-Version, die »Mactel «-Unterstützung bieten soll, erscheint innerhalb der Creative Suite 3 wahrscheinlich erst im kommenden Jahr.
Den Grund für die Renaissance des einstigen Monopolisten sehen Channel-Partner aber nicht nur in den technischen Merkmalen seines Kernprodukts. Vielmehr habe der Software-Anbieter zugleich Defizite im Vertrieb aufgearbeitet. »Der Support von Quark ist im Gegensatz zu früher inzwischen sehr gut«, sagt Bernd Reiner, Geschäftsführer des Quark-Distributors Merlin. »Das Deutschland-Büro arbeitet hervorragend. « Ins gleiche Horn stößt Harald Rapp, Geschäftsführer des Distributors Comline: »Quark hat seine Hausaufgaben gemacht: Der Support ist viel Channel-freundlicher geworden. « Zudem sei das Preismodell besser geworden, Updates seien nun auch von alten Versionen zu akzeptablen Konditionen möglich. Rapp erwartet deshalb für den Fachhandel ein sehr gutes Jahresendgeschäft mit Quark- Software. Allerdings werde es noch einige Wochen dauern, bis die Nachfrage richtig anzieht, vermutet der Comline-Chef. Dass der eigentliche Boom noch bevorsteht, erwartet Rapp auch für das gesamte Apple-Umfeld, weil die Umstellung auf Intel-Prozessoren erst kurze Zeit zurückliegt.
Gute Chancen für den Channel erwartet auch Merlin-Chef Reiner. Bisher haben sich aber nach seiner Einschätzung erst relativ wenige Händler, die bisher nur Windows-Recher vertrieben, in die Mac-Welt vorgewagt. Quark wiederum ist an neuen Resellern stark interessiert. Mit dem vor zwei Jahren eingeführten »Quark Authorized Reseller Program« hat der Hersteller viele Händler qualifiziert und das Vertriebsnetz ausgeweitet. Die Publishing- Spezialisten kooperieren derzeit mit vier Distributoren: Ingram Micro, Comline, Merlin und Niemann & Partner.