Aus der Ferne im Griff
Was PC-Nutzer bei Viren und Malware als Fremdkontrolle, Ausspähen und Daten- beziehungsweise Identitätsmissbrauch fürchten, wird bei Remote-Control-Software in der Regel heiß ersehnt: Das Überwachen, Eingreifen/Helfen, Warten/Konfigurieren, und Zeigen/Präsentieren über das Netz. Früher gab es vor allem Spezialanbieter für einzelne Remote-Disziplinen, doch heute präsentiert sich der Remote-Control-Markt als Wettbewerb der Generalisten, die zum Teil auch gleich die Inventarisierung mit übernehmen.
Während es früher meist nur darum ging, den Besuch eines Administrators und damit Ausfallzeiten einzusparen, erwartet der Nutzer heute ein ganzheitliches Support-Konzept. Das Gros des Angebots stammt von kleineren Softwareschmieden wie VNC, Symantec "PC Anywhere", Famatech "Radmin", Netsupport "Netsupport Manager", Netop Tech "Netop Remote Control" oder Visionapp "Visionapp Remote Desktop". Einige Hersteller bieten entgegen dem Trend zur möglichst weit reichenden Integration für unterschiedliche Remote-Funktionen eigene Tools an. Beispiele dafür sind etwa Logmein und Netviewer. Letztere bieten ihre gleichnamige Software in verschiedenen Versionen für Web-Meetings, Präsentationen, Support und Administration an. Von Logmein gibt es neben "Logmein Pro" ebenfalls eine ganze Reihe verschiedener Pakete für unterschiedliche Aufgaben. Mit Cisco hat sich inzwischen auch der Netzwerkprimus in den Markt eingekauft: Das von ihm im letzten Jahr übernommene Unternehmen Webex, das seine Wurzeln in der Web-Collaboration hat, führt mit "Support Center" eine entsprechende Lösung im Programm. Motorola hat seit der Übernahme von Netopia mit "Timbuktu Pro" und "Ecare" jetzt Remote-Control-Software für unterschiedliche Plattformen im Angebot. Und auch in der Sicherheitsecke sind Remote-Control-Programme durchaus zuhause: Den Klassiker "PC Anywhere" bekommt man heute bei Symantec/Norton. Hinzu kommen noch Free- oder Shareware-Tools wie "Ultra VNC" vom Hersteller gleichen Namens, Logmein "Remotelyanywhere" (auch von Sinn angeboten) oder "Real VNC". Viele dieser Tools sind als Freeware für den Hausgebrauch und als Kaufsoftware für den Unternehmenseinsatz erhältlich.
Der Vorteil von kommerzieller Remote-Control-Software liegt oft in der besseren Anpassbarkeit an firmeninterne oder gesetzliche Compliance-Anforderungen. Außerdem eignen sich Profi-Tool auch für heterogene Netze und bieten meist noch diverse Extras. So lässt sich zum Beispiel PC Anyware gut in Active-Directory-Umgebungen einbinden, und Radmin unterstützt beispielsweise die Organisation von Videokonferenzen. Die Lösung präsentiert sich als solider Allrounder mit Support für Windows Vista (32 und 64 Bit), Dateitransfer, Multi-User-Text- und Voice-Chats, Windows-Sicherheit, Kerberos-Authentifizierung, 256-Bit-AES-Verschlüsselung für alle Datenströme, Telnet-Zugriff und Unterstützung mehrerer Monitore. Hinter Webex steht zwar ein großer Name, die Remote-Control-Lösung hat aber einen bescheidenen Umfang. Eine wichtige Funktion sieht Cisco darin, Call-Center-Agenten über Co-Browsing eine einfache Möglichkeit an die Hand zu geben, ihre Kunden bei der Bestellung komplexer Produkte direkt zu unterstützen.
Der Netsupport Manager bietet als Besonderheit neben Fernwartung und Desktop-Management auch die Einbindung mobiler Geräte sowie Smartcard-Unterstützung. Die Software wird auch gerne beispielsweise zur Analyse von Robotern in Industrieunternehmen oder zur Übertragung von Wetterdaten von der Zugspitze eingesetzt.
Testserie: Remote-Control-Software
Die LANline wird ab Ausgabe 3/2009 in der Rubrik "Toolbox" eine Testserie zum Thema Remote-Control-Software veröffentlichen und die Unterschiede der einzelnen Tools herausarbeiten. Erster Testkandidat ist "Visionapp Remote Desktop". Darauf folgen unter anderem die Lösungen von Famatech, Netsupport, Netop, Netopia, Logmein und Netviewer.